„Top Secret – Hoch zu Ross“ Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat


Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat

TOP SECRET!

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Diese Zeilen sind für meine tapferen Krieger, quasi als Selbstkasteiung, verfasst. Deswegen: top secret! Lesen Sie den Titel und belassen Sie es dabei. Stahlblauer Himmel, türkisfarbenes Meer und weisser Sandstrand. Hoch zu Ross hinterlasse ich Spuren im Sand welche in der Gischt wieder verschwinden. Vergängliche Zeugen eines abenteuerlichen Rittes durch die Dünen.

Als Erstes jedoch muss ein Pferd her. Ein Hengst. Ein Schwarzer mit mindestens 1.7 Meter Stockmass! Wild und stolz soll es sein, darauf wartend, im Galopp die Klippen entlang getrieben werden. Ein Dampfross sozusagen, wie es die kühnsten Indianer nicht hätten reiten können. Ein edler Reitstall ist schnell gefunden. Ich will über Stock und Stein, teile ich dem smarten Bereiter mit. Selbstverständlich! Hereinspaziert, bittet mich der Herr der goldenen Strohballen in sein Reich. Die Stallungen glänzen. Kein Gammelfleisch welchem der Gang zum Grill bevorsteht. Neugierig beäugen mich die adligen Tiere und schnauben mich vorsichtig an. Bis auf den Einen. Ein stattlicher weisser Hengst stampft warnend mit seinen Hufen. Unaufhörlich. Wild schüttelt er seine stolze Mähne und stellt sich drohend auf die Hinterläufe. Mich besteigst du nicht! In Sekundenbruchteilen entscheide ich mich gegen diesen Sylvester Stallone. Zu weiss. Ich will Schwarz und bitte eine Nummer ruhiger. Wann ich denn das letzte Mal auf einem Pferd gesessen hätte, will der Profi in glänzenden Stiefeln und wippender Gerte wissen. Gefühlte 334 Jahre werden es schon gewesen sein, versuche ich witzig meine Sioux-Vergangenheit zu verschleiern. Sein wortloses Nicken interpretiere ich als: AHA!

Gegen eine kleine Testrunde an der Longe ist nichts einzuwenden. Ohne Sattel, wie die Indianer. Danach soll es in die endlose Prärie gehen! Das Pferd dampft vor Power und der Cowboy in dicken Reithosen verbietet mir, auch nur Ansatzweise mit meinen Fersen das Tier zu berühren. Es wurde der Ritt meines Lebens. Kein müder Gaul der da dahin trottet und ein schattiges Plätzchen sucht. Grinsend lässt John Wayne diese Ein-PS-Maschine mit leisen Pfiffen traben, galoppieren und sich im Schritt erholen. Ich pfeife aus dem letzten Loch. Mit meinen hauchdünnen Leinenhosen scheure ich wie ein Putzlappen über die grobe Decke auf der ich Halt suche. Ich ahne Schlimmes. Meine Hose ist durchdrängt vom Schweiss des Pferdes. Mein Hintern fühlt sich wie ein Pfedesteak auf glühenden Kohlen an. Saignant. Ich mag das Grinsen des Longenführers nicht. Ich mag seine gepolsterten Reithosen nicht. Ich mag das Schnauben dieser wild gewordenen Bestie nicht. Ich mag meinen Hintern nicht. Ich pfeife auf die Prärie. Nach einer endlosen Becken-Knochen-Tortur rutscht der Häuptling der Indianer mit zerfledderten Federn vom Pferd. Dem mitleidigen Lächeln des Pferdetrainers entnehme ich, dass die Bison-Jagd zu gefährlich für mein Ross wäre. Zum Trost erhalte ich einen Schluck Feuerwasser. Mit diesem befeuchte ich meine staubtrockene Kehle. Für meinen geschundenen Allerwertesten gibt es eine Tube Bepanthen. Plus!

 

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