Bern, 16.10.2012 – Es braucht mehr Wissen über die Situation der Frauen in der Landwirtschaft im 21. Jahrhundert, aber auch eine Sensibilisierung auf den verschiedensten Ebenen um ihre Lage zu verbessern. Dies sind die Hauptfolgerungen der vom Eid-genössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG und dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW organisierten Tagung vom 16. Oktober 2012 am landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve in Posieux (FR) mit über 150 Teilnehmenden.
Bäuerinnen mehrheitlich zufrieden mit ihrem Leben
Nach der Eröffnungsansprache des Staatsratspräsidenten des Kantons Freiburg Georges Godel stellte Ruth Rossier von Agroscope die 2012 durchgeführte, nationale Untersuchung vom Bundesamt für Landwirtschaft und Agroscope über die Frauen in der Landwirtschaft vor. Die wichtigsten Erkenntnisse waren: Mehr und mehr Frauen gehen einer Erwerbstätigkeit nach, sie haben wenig Kenntnisse über ihre rechtliche Situation und eine geringe soziale Absicherung, und trotz den physischen und psychischen Belastungen sind sie mehrheitlich zufrieden mit ihrem Leben.
Notwendigkeit, Beiträge und Bedürfnisse der Frauen in der Agrarpolitik mehr zu beachten
Yvan Droz vom Institut de hautes études internationales et du développement stellte Ergebnisse aus dem Nationalen Forschungsprogramm Nr. 60 „Geschlecht, Generationen und Gleichstellung in der Landwirtschaft“ vor, welche die aktuellen Familienkonstellationen aufzeigten. Die Frauen übernehmen zwar neue Aufgaben, die für den Betrieb aus logistischer oder finanzieller Sicht von zentraler Bedeutung sind (Informatik, Ferien auf dem Bauernhof usw.), doch zeigt sich, dass diese Aufgaben nicht gebührend anerkannt werden – auch nicht von den Frauen selbst.
Maria Patek vom Lebensministerium Österreich informierte über eine Zielbestimmung der österreichischen Bundesverfassung, wonach Bund, Länder und Gemeinden bei der Haushaltsführung die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern anzustreben haben. Heidi Bättig und Susanne Kiener, eine junge Landwirtin respektive eine erfahrene Bäuerin, berichteten über ihre tagtäglichen Erfahrungen und Herausforderungen. Christine Bühler vom Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband betonte die Notwendigkeit, die Beiträge und Bedürfnisse der Frauen in der Agrarpolitik mehr zu beachten.
Am Nachmittag wird in Gruppen auf verschiedene Themen vertieft eingegangen werden – Bildung und Weiterbildung der Frauen, juristischer Status der Frauen in der Landwirtschaft oder auch Frauen in der Männerdomäne Landwirtschaft. Ein Podiumsgespräch mit Jacques Bourgeois (Direktor Schweizerischer Bauernverband und Nationalrat FR), Frédéric Brand (Präsident Konferenz der Landwirtschaftsämter der Schweiz und Amtschef VD), Christine Bühler (Präsidentin Schweizerischer Bäuerinnen- und Landfrauenverband), Gabriele Burn (Mitglied der Geschäftsleitung Raiffeisen Schweiz), Maya Graf (Mitbewirtschafterin Bio-Bauernbetrieb und Nationalrätin BL) sowie Dominique Kohli (Vizedirektor Bundesamt für Landwirtschaft) rundet den Tag ab.
Nur gemeinsam kann etwas erreicht werden
Anita Fetz, Ständeratin BS, richtet schliesslich einen externen Blick auf die Frauen in der Landwirtschaft und verwies insbesondere auch auf die Gemeinsamkeiten mit Gewerblerfrauen – nur gemeinsam kann etwas erreicht werden.
Quelle: Bundesamt für Landwirtschaft
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