Bern, 27.10.2011 – Der Bund und die Medienbranchen setzen sich gemeinsam dafür ein, dass sich Kinder und Jugendliche sicher im Internet und in sozialen Netzwerken bewegen können und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Mobiltelefonen und Computern lernen. Der Schlüssel dazu sei, dass die Kinder lernen, mit dem gigantischen Raum von Freiheit und ihren Gefahren umzugehen, sagte Bundesrat Didier Burkhalter am 1. Nationalen Tag der Medienkompetenz, der heute in Fribourg und in fünf weiteren Städten durchgeführt wurde. Gleichzeitig wurde die Informations- und Austauschplattform www.jugendundmedien.ch aufgeschaltet.
Der 1. Nationale Tag der Medienkompetenz, der erste öffentlich sichtbare Meilenstein im Rahmen des Engagements von Bund und Branchen, stiess auf grosses Interesse. Mehr als 200 Fachleute und zahlreiche Besuchende beteiligten sich am Hauptanlass in Fribourg, wo sich auch Bundesrat Didier Burkhalter zum Thema äusserte. Dabei wurden Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zu aktuellen Themen wie Cybermobbing, Suchtverhalten, Online-Kriminalität oder problematischen Wechselwirkungen zwischen Massenmedien und Jugendlichen präsentiert und im Rahmen von Workshops vertieft. Gleichzeitig konnten die Besuchenden einen Einblick in die faszinierende Welt der digitalen Medien nehmen und viele Tipps mit nach Hause nehmen, wie sich der Medienalltag in Familie, Schule und Freizeit positiv gestalten lässt. Eine Ausstellung vermittelte einen Überblick über bestehende Unterstützungsangebote für Eltern und Lehrpersonen. Gut besucht waren auch die dezentralen Informations- und Erlebnis-Veranstaltungen in Lausanne, Luzern, St. Gallen, Zürich und Locarno.
Die Chancen nutzen – den Gefahren begegnen
Der Tag der Medienkompetenz vermittelte einen umfassenden Überblick über die Chancen, welche sich durch die Nutzung neuer digitaler Medien erschliessen, aber auch über die Gefahren, die damit einhergehen. Die renommierten Wissenschaftler Prof. Serge Tisseron (Paris) und Prof. Daniel Süss (Zürich) gaben einen Einblick in den Stand der Forschung. Aktuelle Studien zeigen zum Beispiel, dass rund ein Viertel der 12- bis 19-jährigen Schülerinnen und Schüler im Internet bereits sogenannte Cyberbullying-Attacken erlebt hat, bei denen es darum geht, jemanden mit beleidigenden oder falschen Aussagen fertig zu machen (JAMES-Studie). Oder dass nahezu zwei Drittel der Kinder bereits negative Erfahrungen mit dem Internet gemacht haben, aber nicht einmal die Hälfte der Eltern überhaupt davon weiss.
Darum stellt sich in der Schweiz wie auch in anderen Ländern die zentrale Frage, wie die Kinder und Jugendlichen vor den Gefahren in digitalen Medien geschützt werden können, ohne gleichzeitig auf die Vorteile und die vielen faszinierenden Anwendungsmöglichkeiten verzichten zu müssen. Für den Bundesrat steht dabei nicht die Ausarbeitung neuer Verbotsregelungen im Vordergrund, sondern die Förderung eines kompetenten Umgangs mit den Chancen und Gefahren, wie Bundesrat Didier Burkhalter sagte, denn eine Überbevormundung erziele oft den gegenteiligen Effekt und biete nur kurzfristige Lösungsansätze. „Ein absoluter Schutz kann weder durch technische noch durch rechtliche Massnahmen garantiert werden. Die beste Antwort ist die aktive Begleitung der Medienaktivitäten von Kindern und Jugendlichen durch Erwachsene. Der Schlüssel dazu ist Bildung in Verbindung mit Vertrauen und Selbstverantwortung“, so Bundesrat Burkhalter, „der Nationale Tag der Medienkompetenz unterstreicht dies indem Informationsangebote und Schutzmöglichkeiten bekannt gemacht und vorangetrieben werden.“
Breit abgestütztes Programm „Jugend und Medien“
Der Tag der Medienkompetenz ist ein zentrales Element des Programms „Jugend und Medien“, das der Bundesrat im Juni 2010 für die Jahre 2011 – 2015 beschlossen und mit einem Budget von 3 Millionen Franken ausgestattet hat. Ziel des Programms ist es, gemeinsam mit den Medienbranchen einen wirksamen Jugendmedienschutz zu fördern und die verschiedenen Akteure in diesem Bereich zu vernetzen. Die Realisierung des Programms ist breit abgestützt: Medienbranchen, Kantone, verschiedene Bundesstellen, Universitäten, Pädagogische Hochschulen, Fachhochschulen, Lehrerverbänden, sowie Jugend-, Familien- und Kinderschutzorganisationen sind in die Umsetzung und in die Begleitung der Programmvorhaben eingebunden.
Tragende Programmpartner sind die Swisscom AG, welche sich seit vielen Jahren im Jugendmedienschutz engagiert, der Verband der Computerspielbranche SIEA (Swiss Interactive Entertainment Association), der die Umsetzung des europaweiten Altersklassifikationssystems PEGI in der Schweiz gewährleistet und neu die Jacobs Foundation, die langjährige Fördererfahrung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung hat. „Die Jacobs Foundation legt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen und hier speziell auch auf Lernerfahrungen unter Gleichaltrigen“, so Sandro Giuliani, Program Officer der Jacobs Foundation. Daher unterstützt die Stiftung im Rahmen des nationalen Programms die Peer-Education, das Lernen von Jugendlichen untereinander.
Gebündeltes Wissen im neuen Internetportal
Um alle Angebote zur Förderung von Medienkompetenzen zukünftig leicht zugänglich zu machen, haben die Programmpartner in Fribourg das zentrale Informationsportal www.jugendundmedien.ch lanciert, welches in den nächsten Monaten kontinuierlich ausgebaut wird. Hier finden Eltern, Lehr-, Betreuungspersonen und Fachleute ab sofort Hilfestellungen und Lösungen für eine sichere und verantwortungsvolle Nutzung der digitalen Welt.
Quelle: Bundesamt für Sozialversicherungen
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