Mylène Alt ist Coach für Mentales Stressmanagement
Wenn der eigene Vater oder die eigene Mutter die Diagnose Demenz erhält, ist das für die Angehörigen oft belastend. In einer Phase grosser Anspannung ist es besonders wichtig, gut zu sich zu schauen. HappyTimes zeigt zusammen mit Mylène Alt, Coach für Mentales Stressmanagement nach The Work of Byron Katie, wie Betroffene besser mit der Situation umgehen können:
Schreiben Sie Sätze auf, die Ihnen durch den Kopf gehen
Oft sind die Gedanken, die sich im Voraus dazu im Kopf einstellen eigentlich das Schlimmste. Dabei hilft: Denken Sie an eine konkrete Situation vor, während oder nach dem Zusammensein mit der Person. Schreiben Sie sich die Sätze auf, die Ihnen durch den Kopf gehen und die ihnen vielleicht Angst machen.
Finden Sie Ihre eigenen Sätze, machen Sie eine Liste oder untersuchen Sie einen einzelnen Satz mit den weiter hinten erklärten vier Fragen. Spüren Sie in sich hinein, was Sie in dem Moment über die Person denken.
Es geht nicht darum, ob das Notierte realistisch, intelligent oder sinnvoll ist. Es geht um Sie (als Laien), der sich mit der kommenden Situation überfordert fühlt. Schreiben Sie möglichst kurze, einfache Sätze, die ruhig fordernd und unspirituell sein dürfen.
Ein Beispiel anhand eines Gedankens:
"Das Leben meiner Mutter ist nicht mehr lebenswert.“
Beantworten Sie dazu folgende vier Fragen:
Frage 1: Ist das wahr?
Als Antwort ist JA oder NEIN möglich. Bei NEIN, direkt zu Frage 3.
JA.
Frage 2: Können Sie mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
JA.
Frage 3: Wie reagieren Sie, was passiert, wenn Sie diesen Gedanken glauben?
Traurigkeit steigt in mir auf, ich sehe das Bild meiner Mutter von früher. Ich habe Mitleid mit meiner Mutter.
Bei der nächsten Frage 4 geht es darum, sich die Situation aus neutraler Sicht vorzustellen, ohne den Gedanken, so als ob Sie die Situation aus übergeordneter Warte/ dissoziiert ansehen, als ob Sie durch ein Fernrohr schauen würden.
Sie sehen sich mit Ihrer Mutter in der Caféteria des Altersheimes am Tisch sitzen, Kaffee trinken und Kuchen essen. Beschreiben Sie, was Sie sehen und wie Sie sich dabei fühlen (ohne den Gedanken):
Frage 4: Wer wären Sie (in derselben Situation) ohne diesen Gedanken?
Ich wäre ruhiger, entspannter. Der Druck, das Richtige sagen oder tun zu müssen, wäre weg. Mein Job ist es, in der Zeit des Besuches einfach da zu sein.
Anschliessend kehren Sie den ursprünglichen Satz „Das Leben meiner Mutter ist nicht mehr lebenswert“ um:
Gehen Sie nochmals zurück in den Moment, als Sie den Gedanken das erste Mal dachten und schauen Sie, ob die Umkehrungen möglicherweise auch stimmen könnten.
Umkehrung ins Gegenteil: Das Leben meiner Mutter ist lebenswert.
Beispiel 1: In den Momenten, wo sie lächelt und sich offensichtlich wohlfühlt.
Beispiel 2: Weil sie seit ihrer Krankheit viel mehr Besuch bekommt.
Umkehrung zu sich selbst: Mein Leben ist nicht mehr lebenswert weil…
Beispiel 1: Weil ich vergessen habe, dass ich ein eigenes Leben habe.
Beispiel 2: Weil ich mit Familie und Freunden über nichts mehr anderes rede.
Umkehrung zur anderen Person: Funktioniert dann, wenn zwei Personen im Satz vorkommen (Ich sollte meine Mutter öfters besuchen).
Umkehrung zu eigenen Denken: MeineGedanken über das Leben meiner Mutter sind nicht mehr lebenswert.
Beispiel 1: Weil mich mein Denken über Ihre Krankheit mehr belastet als das Zusammensein mit ihr.
Beispiel 2: Weil ihr Leben nicht meine Angelegenheit ist.
In einem Moment der Stille die Situation hinterfragen
Es geht niemals um richtig oder falsch, auch nicht darum, ob Ihre Antworten für Ihren Verstand Sinn machen. Ihr Inneres kennt die Antwort bereits und freut sich, sie Ihnen mitzuteilen. Dafür braucht es Momente der Stille, in der Neues entstehen kann. Auch die Frage, wer an einer Situation schuld ist, bringt Sie nicht wirklich weiter und vergrössert die Distanz zum Gegenüber.
Das Geniale an The Work ist, dass es sich auf jede scheinbar noch so banale Situation anwenden lässt. Ob mich die langsame Kassiererin in der Migros ärgert, ob mein Nachbar den Rasenmäher über Mittag anwirft oder mein Sohn sein Zimmer mal wieder nicht aufräumt. Sie haben jederzeit die Wahl, ob Sie sich weiter ärgern wollen, auf Konfrontation gehen mit Ihren Mitmenschen oder sich einen Moment der Stille gönnen und die Situation hinterfragen. Und mit etwas Übung lässt sich The Work überall durchführen.
Hinterfragen Sie einzelne Sätze oder machen Sie eine Liste, wie im obigen Beispiel mit der Demenz beschrieben. The Work hilft Ihnen, im Augenblick zu verweilen. Wie sagt Byron Katie so schön:
Du bist Dein Arzt.
The Work ist das Medikament.
Mache einen Hausbesuch.
Byron Katie
Über Mylène Alt
Mylène Alt, seit 2009 selbständig. Gründerin und Inhaberin der Firma BüroProjekt in Herisau/AR. Professioneller Arbeitsplatz- und Aufräum-Coach für Einzelpersonen und Teams in der ganzen Schweiz und via Skype grenzenlos buchbar. Coach für Mentales Stressmanagement nach The Work of Byron Katie. Vor ihrer Selbständigkeit war sie als Direktionsassistentin, Lehrlingsausbildnerin und Marketingfachfrau tätig.