Neue Studie zeigt: TV-Serien helfen bei Bindungsängsten – „indirekte soziale Erfahrungen“

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Für Menschen, die Probleme mit romantischen Beziehungen haben, sind Filme und TV-Serien eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Wer mit Bindungsängsten zu kämpfen hat, identifiziert sich nicht nur stärker mit fiktionalen Charakteren, sondern lässt sich auch tiefer in die Geschichten hineinziehen. Diese dienen Betroffenen oft als eine Art Ersatzwelt, in der sie lernen können, sich und andere Personen besser zu verstehen und ihre eigenen Beziehungen zu festigen, so eine Studie der Ohio State University (OSU).

"Indirekte soziale Erfahrungen"

"Die Geschichten in Filmen und Serien können für manche Menschen ein sicherer Ort sein, um mit Beziehungsproblemen in ihrem echten Leben fertig zu werden", erklärt Nathan Silver, Studienleiter und Doktoratsstudent im Fach Kommunikationswissenschaft an der OSU. Das treffe auf Personen zu, die Probleme haben, eine tiefergehende Bindung einzugehen, oder, die unter übertriebener Angst leiden, dass ihr Partner sie abservieren könnte. "Für solche Menschen können Filme und Serien ein Weg sein, ihre eigenen Probleme zu verstehen, oder indirekt ihre Bedürfnisse nach einer Intimität zu befriedigen, die ihnen in der Realität schwerfällt", betont der Forscher.

"Wenn sich Leute mit Bindungsängsten ihre Lieblingssendungen ansehen, bekommen sie ein Bild davon, wie eine Beziehung ohne ihre Alltagsprobleme aussehen kann", ergänzt OSU-Professor Michael Slater. Sie könnten die fiktionalen Geschichten und Charaktere beispielsweise dazu nutzen, über bestimmte Handlungen und deren Konsequenzen nachzudenken. "Dadurch erweitern sie gewissermaßen ihre sozialen Erfahrungen – wenn auch nur indirekt", so der Wissenschaftler.

TV-Serien helfen gegen Bindungs- und Trennungsängste

Für ihre Untersuchung haben Silver und Slater 1.039 erwachsene US-Amerikaner danach befragt, wie sie mit Unsicherheiten in ihrer Beziehung umgehen und welche Rolle dabei die Interaktion mit Filmen und TV-Serien einnimmt, die sie konsumieren. Dabei wurde zwischen zwei Arten von Problemen unterschieden: Bindungs- und Trennungsängsten. "Diejenigen mit starken Bindungsängsten tendieren dazu, sich emotional nicht so sehr auf ihre Partner einzulassen. Diejenigen mit starken Trennungsängsten brauchen ständig die Versicherung, dass ihr Partner sie noch gern hat", erläutern die Forscher.

Es habe aber auch Personen gegeben, die bei beiden Aspekten hohe Werte aufwiesen. "Das war für uns besonders interessant", meint Silver: "Das sind die klassischen Selbstsabotierer. Sie sehen sich zwar nach Intimität, tendieren aber auch dazu, alles zu vermasseln, weil sie sich nicht öffnen wollen. Fiktionale Geschichten können diesen Menschen helfen, mit dieser Ambivalenz fertig zu werden. Deshalb glaube ich auch, dass sie sich auch eher in die Geschichten hineinziehen lassen".

Quelle: Pressetext.Redaktion /  Ohio State University (OSU).

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