Wohlstandsindex für die Schweiz: Junge Schweizer versprühen «Zukunftsoptimismus pur»

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Prof. Dr. Horst Opaschowski präsentierte den 1. Wohlstandsindex für die Schweiz «Sich gesund fühlen ist den Schweizer deutlich wichtiger als Eigentum besitzen.»

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Am 30. Januar 2013 veröffentlichte der Zukunftswissenschaftler Prof. Dr. Horst Opaschowski den 1. Schweizer Wohlstandsindex «NAWI CH». Das wichtigste Resultat dieser hierzulande erstmals erhobenen, repräsentativen Studie lautet: Die jungen Schweizer/-innen sehen sich 2015 als Wohlstandsgewinner. In zwei Jahren wollen sie ganz oben auf der Wohlstandsleiter stehen.

Das für die Schweiz repräsentative NAWI CH lässt keine Zweifel offen: Im Jahr 2015 erwarten die unter 34-Jährigen im Vergleich zu heute einen aussergewöhnlichen Anstieg ihres Wohlstands: 31% der jungen Eidgenossen/-innen sehen sich in zwei Jahren als Wohlstandsgewinner. Dann wollen sie ganz oben auf der Wohlstandsleiter stehen.

Dr. Franz Mattig von der Treuhand- und Revisionsgesellschaft Mattig-Suter und Partner, die den 1. Schweizer Wohlstandsindex lanciert und finanziert hat, beeindruckt dieses Resultat: «Es ist für gesamte Entwicklung der Schweiz wichtig festzustellen, dass die junge Generation Zukunftsoptimismus pur verströmt.»

Der Öffentlichkeit präsentiert wurde NAWI CH im Rahmen der am 30. Januar 2013 zum mittlerweile 13. Mal durchgeführten Mattig-Veranstaltungsreihe «An- & Einsichten – Beiträge zum kreativen Management von KMU». Studienautor Prof. Dr. Horst Opaschowski stellte seine Ausführungen zum NAWI CH unter den Titel «Mein Haus, mein Auto, mein Boot? – Wie viel Wohlstand wollen wir in Zukunft haben?». Knapp 500 Gäste folgten seinem spannenden, eloquent vorgetragenen Referat im Hotel Seedamm Plaza, Pfäffikon SZ.

Lieber gut leben als viel haben

Opaschowski attestiert den Schweizern/-innen im NAWI CH ein neues, umfassendes Wohlstandsverständnis. Es sprengt den herkömmlichen Wohlstandsbegriff, der sich bisher fast nur in materiell-monetären Bestimmungen erschöpfte: «Ganz oben steht einerseits der Wunsch nach finanzieller Sorgenfreiheit. Anderseits wollen die Schweizer/-innen lieber gut leben als viel haben. Sich gesund fühlen ist ihnen deutlich wichtiger als Eigentum besitzen.»

Die Resultate des NAWI CH deuten auf einen grundlegenden Paradigmenwechsel vom Wohlleben zum Wohlergehen hin. Neu gleicht die Wohlstandsgesellschaft mehr einer Wohlfühlgesellschaft, die Nähe und Nestwärme gewähren soll.

Apropos Nestwärme: Der 1. Schweizer Wohlstandsindex stellt fest: Je mehr Menschen im Haushalt zusammenwohnen, desto glücklicher und gesünder fühlen sie sich. Nur vier von zehn Alleinlebenden (42%) können von sich sagen: «Ich bin glücklich»; das Glücksgefühl ist bei Vier-Personen-Haushalten deutlich höher (58%). Und auch bei der Aussage «Ich fühle mich gesund» können Singles (44%) keinem Vergleich mit einer Vier-Personen-Familie (69%) standhalten.

Jung, urban, gebildet

Der NAWI CH bestätigt auch für die Schweiz, dass das Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren seine Aura als grenzenloser Fortschrittsmotor verloren hat: «Immer mehr» bedeutet nicht mehr «Immer besser». Und ein höherer Lebensstandard geht nicht mehr zwangsläufig mit einem Wachstum an Lebensqualität einher. Dazu Opaschowski: «Das neue alte Zukunftsthema lautet: Heute gut – und morgen besser leben! Die Bürger sagen, wie sie leben wollen. Sie geben die Richtung und die Inhalte vor, auf die Politiker und Parteien in ihrer Programmatik ebenso positiv wie offensiv zugehen müssen, wenn sie nicht den Anschluss und die Nähe zur Bevölkerung verlieren wollen.»

Die Pioniere dieses neuen Wohlstandsdenkens und die Antriebskräfte dieses gesellschaftlichen Wandels sind im NAWI CH durch drei soziodemografische Merkmale charakterisiert: jung, urban und gebildet. Die Jungen, Urbanen und Gebildeten sind mit Geld und materiellem Wohlstand allein nicht mehr zufriedenzustellen. Sie vermissen persönliche und soziale Lebensqualität, die sie nicht einfach kaufen können. Lebensqualität ist für sie die Antwort auf die Frage, wofür es sich zu arbeiten und zu leben lohnt. Für Opaschowski ist klar: «Das ist wahrer, das ist nachhaltiger Wohlstand.»

Ländervergleich CH – D: Freiheit vs. Sicherheit

NAWI CH enthält auch einen aufschlussreichen Vergleich mit NAWI D, dem Wohlstandsindex für Deutschland. Diese ebenfalls repräsentative Untersuchung erstellte Opaschowski im September 2012.

Zwischen Schweizern und Deutschen gibt es eine bemerkenswerte «punktgenaue» Übereinstimmung, wenn es um die Einschätzung der Wohlstandswirklichkeit im eigenen Land geht. Gleichermassen heben in beiden Ländern fast zwei Drittel der jeweiligen Bevölkerung die zentrale Bedeutung von Frieden und Freiheit im eigenen Land hervor. Jeweils 64% fühlen sich wohl, weil sie in Frieden mit den Mitmenschen leben können. Und jeweils 61% wissen die Meinungsfreiheit besonders zu schätzen. Das sind Lebensqualitäten, die in unsicheren Zeiten unbezahlbar sind.

Anderseits ist auffallend, wie sehr die Wohlstands-«Wirklichkeit» der Deutschen durch Sicherheit geprägt ist: Sie wollen auf Nummer Sicher gehen und sich vor allem materiell absichern – vom sicheren Arbeitsplatz über das sichere Einkommen bis zum Eigentumserwerb.

Die Schweizer/-innen hingegen wissen die Freiheit mehr als die Sicherheit zu schätzen: Dort leben können, wo sie leben möchten, das machen können, was sie wirklich wollen und im eigenen Land mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenkommen können. Dabei leben und erleben sie Freiheit auch als soziale Freiheit. Und das heisst: «Für andere da sein» (CH: 58%; D: 50%).

Fazit:

Fazit: Während für die Eidgenossen/-innen mehr Freiheit im Vordergrund steht, ist es bei den nördlichen Nachbarn der Wunsch nach mehr Sicherheit.

Initiiert wurde «NAWI CH» von der Treuhand- und Revisionsgesellschaft Mattig-Suter und Partner. Die Befragung führte das Hamburger IPSOS-Institut Ende November 2012 bei 1000 Schweizer/-innen ab 14 Jahren durch.

 

Die 3 wichtigsten Resultate des NAWI CH auf einen Blick

1. Zukunftsoptimismus pur: 31% der jungen Schweizer/-innen sehen sich 2015 als Wohlstandsgewinner. Dann wollen sie ganz oben auf der Wohlstandsleiter stehen.

2. Lieber gut leben als viel haben: Einerseits ist den Schweizer/-innen der Wunsch nach finanzieller Sorgenfreiheit (78%) am wichtigsten. Andererseits wollen sie lieber gut leben als viel haben: «Sich gesund fühlen» (62%) ist ihnen wichtiger als «Eigentum besitzen» (47%).

3. Nachhaltiger Wohlstand: Die Jungen, Urbanen und Gebildeten sind mit Geld und materiellem Wohlstand allein nicht mehr zufriedenzustellen. Sie vermissen persönliche und soziale Lebensqualität, die sie nicht einfach kaufen können. Lebensqualität ist für sie die Antwort auf die Frage, wofür es sich zu arbeiten und zu leben lohnt. 

Quelle: www.mattig.ch 
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