Der gute Hirte: Pfarrer Ernst Sieber
20 Jahre ist es her, seit die von Pfarrer Ernst Sieber initiierte Anlaufstelle "Sunestube" ihren Betrieb aufnahm. Als Antwort auf die Schliessung der offenen Drogenszene am Stadtzürcher Letten entstanden, ist die Sunestube zu einer wichtigen Adresse für sozial desintegrierte Menschen aller Art geworden – obdachlose, arme, suchtkranke, vereinsamte, verwahrloste, psychisch und physisch versehrte. Um alle kümmert sich der heute 88 Jahre junge Pfarrer Sieber wie ein Hirte um seine verirrten Schäfchen – holt sie zu sich in die Wärme, betreut sie in der Not, und hilft ihnen weiter auf ihrem Lebensweg – heute unterstützt von vielen guten Seelen seiner Organisation Sozialwerke Pfarrer Sieber.
Sunnestube 1995 als Hilfsangebot für den Letten eröffnet
Am 11. September eröffneten im Jahre 1995 die Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) an der Militärstrasse 118 die Anlaufstelle "Sunestube" (Schweizerdeutsch für Sonnenstube). Anlass dafür war die Schliessung der offenen Drogenszene am Letten. Verlorene süchtige Frauen und Männer drängten nach der Schliessung in die Quartiere, die meisten in die Kreise 4 und 5. Pfarrer Sieber und seine Mitarbeiter erkannten die Not und suchten einen geeigneten Ort, an dem sie die heimat- und haltlosen Menschen aufnehmen und ihnen Verschnaufpausen und Orientierungshilfen anbieten konnten. Dank des grossen Herzens der Liegenschaftenbesitzer des Hauses an der Militärstrasse 118 wurden sie fündig und richteten dort die Sunestube ein.
Stimme der Randständigen
Rasch wurde die Anlaufstelle mitten im Kreise 4 zu einer überlebenswichtigen Adresse für Süchtige, Obdachlose, Arme, Vereinsamte, psychisch und physisch Versehrte. Im Laufe der folgenden 20 Jahre wurden die Sunestube-Mitarbeitenden zu Sprachrohren dieser Menschen. Immer wieder setzten und setzen sie sich bei Behörden und Medien ein und gaben und geben heute noch jenen eine Stimme, die verstummten oder deren Stimme ungehört verklingt.
Die Sunestube in Zahlen: 12'000 Mahlzeiten und 5'000 Beratungen
Heute ist die Sunestube trotz ihrer Mini-Abmessungen von ganz grosser Bedeutung: Im vergangenen Jahr zählte das Minilokal an der Kreuzung Langstrasse/ Militärstrasse 27‘290 Besucherinnen und Besucher (Vorjahr: 21‘129). Das Team um Betriebsleiterin Darja Baranova gab 12‘190 Mahlzeiten aus (11‘251) und führte 5‘031 Beratungen und Standortgespräche durch (4‘742).
Vielfältiges Angebot auf kleinstem Raum in der Sunnestube
Das Angebot der insgesamt nur 63 Quadratmeter grossen Sunestube (inkl. Küche, Büro- und Besprechungsraum sowie Toilette samt Dusche) umfasst neben dem Cafeteria-Betrieb und der Essensausgabe zielorientierte Einzelberatungen, Thementage für randständige Frauen und Männer, unentgeltliche Musik- und Gesangslektionen, wöchentliche Live-Konzerte sowie Andachten. Die Sunestube ist auch Ausgangsort für die "Aufsuchende Gassenarbeit" der SWS und Kontaktadresse für die Notschlafeinrichtung für obdachlose Jugendliche, die Nemo getauft wurde, analog dem Disney Film "Findet Nemo" in dem ein kleiner Fisch, Nemo, sich verirrt und durch seine mutigen Freunde wieder gefunden und gerettet wird – ganz so wie die Sozialwerke von Pfarrer Ernst Sieber für die vielen verlorenen Nemos unserer Zeit.
Weitere Informationen und die Möglichkeit für Pfarrer Siebers Sozialwerk zu spenden unter: www.swsieber.ch
Quelle: SWS
Bild: © SWS