Die HappyTimes-Kolumne des Schweizer Schriftstellers Claude Lachat.
Der Fitness-Tracker – Mein persönlicher Stalker
Es gibt Dinge im Leben, die muss man einfach nicht wissen. Zum Beispiel, wie viele Schritte man an einem Sonntag schafft, obwohl man den Tag auf dem Sofa verschlafen hat. Aber nein, wir leben in einer Welt, in der jedes Detail unseres Lebens verfolgt werden muss. Meine ersten Gehversuche mit dem Schrittzähler auf meinem Handy fühlten sich noch aufregend an. Ich marschierte extra eine Runde ums Auto, nur um zu sehen, wie die Schrittanzeige nach oben schoss. Schau mich an, dachte ich geschmeichelt, ich bin der ultimative Fitnessguru! Aber der Tracker ist ein scharfer Beobachter, und das mit der Extra-Runde hielt genau – einen Tag. Danach begann das Gerät, mich zu beleidigen. Es fing ganz harmlos an. Du hast dein Schrittziel heute nicht erreicht! Wie wäre es mit ein paar Stufen? Treppe, nicht Lift! Okay, kein Problem, Morgen ist die Treppe fällig. Doch das Gerät gab keine Ruhe. Steh auf! sagte es plötzlich mitten im Meeting. Ich versuchte gerade Mitarbeitende zu überzeugen, dass Sport gesund wäre. Mein Handy vibrierte wie verrückt. Es war, als hätte ich einen Miniatur-Personal Trainer, der mit einem Megafon direkt in mein Ohr brüllt: Du wirst faul! Beweg dich, du Couch-Potato!
Die totale Kontrolle kam jedoch, als ich begann, meine Schlafgewohnheiten zu checken. Ja, mein Tracker kann auch das. Faszinierend und unheimlich zugleich. Endlich weiss ich, warum ich morgens immer so müde bin. Und tatsächlich, die erste Nacht lieferte mir unglaubliche Ergebnisse: Ich habe heute Nacht nur vier Stunden tief und fest geschlafen. Kein Wunder also, dass ich mich fühlte, wie wenn ich von einem LKW überfahren worden wäre. Nun wusste ich, dass ich die ganze Nacht wach war, weil mein Tracker mir gesagt hat, dass ich die ganze Nacht wach war. Das ist, als würde jemand sagen: Du siehst aber müde aus, und sofort fühlst du dich doppelt so erschöpft.
Das Beste kommt aber noch: Der Kalorienzähler. Oh, wie ich ihn liebe! Er zählt nicht nur die Schritte zum Kühlschrank, sondern auch jedes Küchlein, das du in dich reinschaufelst. Schön, jetzt kann ich endlich sehen, wie mein tägliches Croissant mir den Traum vom Sixpack ruiniert. Doch der fiese Tracker ging noch weiter. Er fing an, unanständige Vorschläge zu unterbreiten: Wie wäre es mit einer Runde Joggen, um die 500 Kalorien zu verbrennen, die du gerade mit diesem Mohrenkopf verputzt hast? Wie bitte? Wer hat dich gefragt? Du bist ein Stück Nichts und kein Ernährungsberater! Am Ende des Tages liegt es wohl an mir, dass der Tracker sich wie ein Stalker verhält. Ich habe ihn ja selbst eingeladen, mein Leben zu verfolgen. Und jetzt, wo er einmal da ist, wird er mich wohl nie mehr in Ruhe lassen. Das Problem ist nun, selbst wenn ich mein Handy ausschalte, höre ich es immer noch in meinem Kopf flüstern: Du bist noch nicht genug gelaufen! Nicht die Rolltreppe, die andere!
So meine Lieben, jetzt checke ich mal die Schritte meiner Frau. Mal sehen wer länger mit der Crème brûlée liegengeblieben ist.
Website von Claude Lachat: www.claude-lachat.ch
Bücher von Claude Lachat
Claude Lachats neuer Krimi „Tödliches Rezept – Muttertag zum Zweiten“

Claude Lachat ist Autor und Texter. Sein neuster Krimi Tödliches Rezept – Muttertag zum Zweiten (IL Verlag) ist im Handel unter der ISBN-Nummer 978-3-906240-27-5 erhältlich. Mit persönlicher Widmung des Autors auch per Email unter buch@claude-lachat.ch.
Auch als E-Book erhältlich unter:
info@il-verlag.com IL Verlag Basel
Krimi von Claude Lachat „Tödliches Rezept – Muttertag zum Ersten“

Claude Lachats Krimi Muttertag zum Ersten (IL Verlag) ist im Handel oder mit persönlicher Widmung unter www.claude-lachat.ch erhältlich.
Auch als E-Book erhältlich unter:
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Bilder: © Claude Lachat