Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.
Die 80er
Shining, Dirty Dancing, das Boot oder, wer schon durfte, zog sich Full Metal Jacket im Kino mit Parkett rein. Natürlich nur mit gefälschtem Ausweis und einer genialen Ausrede zu Hause und in der Schule. Vorglühen wie es heute üblich ist, war nicht. Ganz nach dem 85er Kracher von Opus – Live Is Life – traute man sich noch etwas, so wie Falco ein Jahr später mit seinem Skandal-Song „Jeanny, Part 1“. Undenkbar, dass sich heute einer den Hals verrenken würde, wenn Songs wie dieser im Radio gespielt würden. Eher noch, wenn sich zeitlos Verirrte wieder neonpinkfarbene Aerobic-Stulpen überziehen würden, oder in quietschbunten Spandex-Radlerhosen mit Jane Fonda um die Wette turnten. Damals hiess das noch so. Nix mit After Work Sport. Turnen!
Ich hielt mich dennoch lieber an zeitlose Mode. Jeans waren angesagt. Stonewashed hiess das Zauberwort. Ich wette, jede zweite Waschmaschine wurde mit Steinen aus dem Bach malträtiert, während wir Sam Cooke’s „Wonderful world“ oder „Stand by me“ von Ben E. King trällerten. Oder aber wir legten uns wie in der Werbung in die Wanne. In die gefüllte! Eng sollten sie sein, unsere geliebten Jeans. Nicht einmal der 80er Hit, seinen Schlüsselbund in den wildesten Farben an die Telefonschnur-Kette zu legen, bekam eine Chance. So war das. Enge Hosen und Mäntel wie Colombo mit fetter Sonnenbrille von Magnum. Sehe ich gerade ein Schmunzeln? Sagen Sie nur, Sie haben noch einen beigen Mantel im Schrank hängen und behaupten, der wäre für die Fasnacht. Wahrscheinlich ist auch der Zauberwürfel nur Accessoire. Jede Wette, Sie tanzen heimlich zur gefakten Musik von Milli Vanilli oder rocken wie Bruce Springsteen und staunen ab der Spiegelkugel, natürlich mit Motor und dreifarbigem Strahler. Der Strahler funktioniert natürlich im Takt der Musik. Disco on! Erinnern Sie sich noch an den C64? Competitition Pro USB? Jeder der einen Commodore besass, brauchte irgendwann dieses Modell als Joystick um Spiele wie „Summer Games“ oder „California Games“ zu zelebrieren. Wer sich diese der Zukunft weit voraus befindlichen Technik nicht leisten konnte, der lümmelte wie ich ganz cool im Spielsalon und spielte Pac-Man. Bis die ganz Grossen aufkreuzten, mit noch engeren Jeans und noch dunkleren Brillen. Im Schlepptau ihre Mädels mit pompöser Löwenmähne oder Föhnfrisuren à la Kim Wilde. Dann war es wieder Zeit, diesen Punks mit Vokuhila-Frisur, vorne kurz und hinten lang, Platz zu machen.
Und heute? Sie wissen was nun kommt. Die 80er sterben nie aus. Im Gegenteil, sie sind allgegenwärtig. Kein Club, kein Fest an dem nicht die 80er ihren festen Platz, zumindest mit der Musik, haben. Ob jung oder alt, alle tanzen, summen und singen mit. Es sind originale Songs. Keine Remix aus dem Jahr 2017. Ob Roland Kaiser, Karel Gott oder Rex Gildo, dieses Jahrzehnt war eine einzige „Fiesta Mexicana“. Diese Jahre bergen etwas, was wie eine unerreichbare Kostbarkeit tief unter der Erde verborgen liegt. Sind Sie ein Kind der 80er und haben diesen Schatz live erlebt?