Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Ich klau‘ dann mal…“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

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Ich klau' dann mal…

Montag, früh morgens im Büro. Kreischende Marder haben meinen Schlaf geklaut. Müde bestaune ich die neue Kaffeemaschine. Statt Aluverpackte Kapseln schiebe ich neu flache Pads in den Spalt und erfahre, dass dieses Schlitzsystem extra für Büromaschinen erfunden wurde. Versuchen Sie jetzt einmal, einen Kaffeepad zu klauen und daheim in den Kapselhalter zu stopfen.

Genau, geht nicht! Weil diese Dinger genauso geklaut werden wie Briefumschläge, Kugelschreiber, B-Post-Briefmarken, Büroklammern und was eben noch so für den heimischen Haushalt zu gebrauchen ist. In Hotels wird allerding noch hemmungsloser geklaut. Ich rede aus Erfahrung, nicht als Kleptomane, sondern als Bewirtschafter. Nicht die Kleinen, nein die richtig fetten Sternehotels leiden unter den Selbstbedienungsfetischisten aus der oberen Gehaltsklasse. An erster Stelle stehen Duschgels und Bademäntel. Die sind doch im Preis inbegriffen? Laut einer Studie werden von Holländern auch schon mal Glühbirnen (!) und Toilettenpapier geklaut. Der Italiener, wen wundert’s, steht eher auf Weingläser. In Österreichs Haushalten findet sich auch schon mal eine Kaffeemaschine (meine alte aus dem Büro?). Wir Schweizer begnügen uns mit dem Föhn, solange der nicht mit Megadübeln befestigt ist, frei nach dem Motto: je oller, desto doller. Skurril mutet auch der Diebstahl eines Klaviers an, frech und unbekümmert aus der Lobby einer Luxusherberge in Italien getragen. Sozusagen ein Klaviersdelikt! Einzig Teppiche und Tapeten scheinen, wieso auch immer, sicher vor Langfingern zu sein. In der Konsequenz werden die Zimmerpreise angehoben und zwar so, dass ich mir das Klauen im Hotel gar nicht mehr leisten kann. Ohne Moos nix los.

Wehe jedoch, Sie werden als Angestellter eines Patrons für Backwaren, welcher im 5-Sterne Schuppen seine Vorliebe für Badeschlappen, edle Vasen oder Silberbesteck entdeckt hat, mit einem Brötchen von gestern als Mundraubgangster erwischt. Da hört der Spass auf! Wer kauft schon (diebstahlbedingt) teure Brötchen, nur weil diese statt auf dem Müll in Ihrem Hals landen?

Schlimmer ist es jedoch, selbst beklaut zu werden, so wie ich es schmerzlich erfahren musste. Schlaflose Nächte, Alpträume, begleitet von einer latenten Angst ich könnte wieder Opfer werden, plagen mich seither in der dunklen Nacht. Da hat doch tatsächlich einer meine Idee geklaut, im Lotto zu gewinnen! Dieser geistige Erguss ist ganz alleine auf meinem Mist gewachsen! Beängstigend ist allerdings, dass immer mehr Trittbrettfahrer meine Idee klauen, jede Woche, jeden Monat! Es ist zum Haare raufen. Die hat mir übrigens auch bereits einer geklaut. Da lasse ich mir lieber von irgendwelchen Viechern den Schlaf rauben als vom Gedanken geplagt zu werden, ein Dieb zu sein.

Lassen Sie also den Bademantel hängen und geniessen Sie die Vorzüge eines Luxus-Hotels oder gehören Sie etwa auch zu denen, die sich gerade jetzt die Hände in Unschuld waschen? Natürlich mit einer edlen Seife aus dem Luxusschuppen!

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