Hat schon ein cooles Instituts-Gebäude: Das futuristische „UFO“ des Paul Scherrer Instituts in Villigen im Aargau © HappyTimes
Drei Schweizer Baufirmen haben gestern den Zuschlag erhalten, das neue, aufregende Gebäude für das Paul Scherrer Institut (PSI) bauen zu dürfen, in dem einst die Freie-Elektronen-Röntgenlaserkanone (FEL) untergebracht wird, die in einem 550 Meter langen Tunnel tief unterirdisch im Boden des Würenlinger Waldes fantastische neue Forschungen ermöglichen wird. Fast wie ein kleines CERN für den Aargau, zwar in einem anderen Forschungsbereich, aber ebenfalls in einer gewaltigen unterirdischen Versuchsanlage.
Vielfacher Nutzen des SwissFEL – von besseren Medikamenten bis zu effizienterer Energieerzeugung
Nach seiner Fertigstellung wird der FEL eine von nur 4 Anlagen weltweit sein, er wird darum auch „SwissFEL“ genannt.
Der Nutzen des SwissFEL ist gross: Die aus den Forschungen ableitbaren Anwendungen reichen von gezielter wirksamen Medikamenten über effizientere chemische Prozesse in der Industrie bis zu ressourcenschonenderen Verfahren der Energieerzeugung.
Mit der ARGE „EquiFEL Suisse“ hat ein Konsortium aus drei Schweizer Traditionsunternehmungen den Zuschlag als Totalunternehmer für die Errichtung des Gebäudes und der Bereitstellung der technischen Infrastruktur für den SwissFEL erhalten. Gestern Abend fand die Unterzeichnung des Totalunternehmer-Werkvertrags zwischen dem Paul Scherrer Institut PSI und der Arbeitsgemeinschaft statt.
Der Freie-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL wird ab 2016 sehr kurze Pulse von Röntgenlicht mit Lasereigenschaften erzeugen. Damit werden Forschende extrem schnelle Vorgänge wie die Entstehung neuer Moleküle bei chemischen Reaktionen verfolgen, die detaillierte Struktur lebenswichtiger Proteine bestimmen oder den genauen Aufbau von Materialien klären.
Anlage grösstenteils unterirdisch
Gebaut wird die neue Grossanlage des PSI in der unmittelbaren Nähe des Instituts im Würenlinger Wald.
Der SwissFEL wird knapp 740 Meter lang sein. Die Anlage selbst wird grösstenteils unterirdisch verlaufen. In einem rund 550 Meter langen Tunnel werden die Röntgenlichtblitze erzeugt und dann an die ebenfalls unterirdisch angelegten Experimentiertstationen weitergeleitet. Im oberidischen Gebäudeteil befinden sich die Versorgungsanlagen.
Hohe Anforderungen
Die Anforderungen an den Baukörper sowie an die technische Infrastruktur sind hoch. Konsequenter Vibrations- und Erschütterungsschutz sowie ein hohes Mass an Temperaturstabilität müssen gewährleistet sein, damit die Anlage störungsfrei mit der gewünschten Präzision arbeitet. So erfordert die Erzeugung der Röntgenlichtblitze für die Experimente eine Temperaturstabilität von plus/minus 0.1 Grad Celsius.
„Aufgrund dieser hohen Anforderungen war es für uns essenziell, einen erfahrenen und leistungsstarken Partner mit der Umsetzung der Bau- und Infrastrukturarbeiten zu beauftragen – diesen Partner haben wir mit EquiFEL Suisse gewonnen“, sagt PSI-Direktor Joël Mesot.
Alpiq, Specogna und Eberhard spannen zusammen
Die Arbeitsgemeinschaft „EquiFEL Suisse“ setzt sich aus den Unternehmen Alpiq Infra AG, Specogna Bau AG sowie Eberhard Bau AG zusammen. Die Federführung und die Bereitstellung der technischen Infrastruktur für den SwissFEL liegen bei Alpiq Infra AG. Specogna Bau AG und Eberhard Bau AG führen die Rohbau- bzw. Tiefbauarbeiten durch. Als Generalplaner fungiert die Itten+Brechbühl AG.
„Wir freuen uns auf die Herausforderung. Unser Team ist bereit und motiviert zusammen mit der Bauherrschaft den dynamischen Planungs- und Ausführungsprozess anzugehen“, unterstreicht Marco Hirzel, Geschäftsführer TG Alpiq Infra AG.
Ende 2014 soll das Gebäude fertig sein – ab 2016 wird dann geblitztdingst
Die Bauarbeiten für das SwissFEL-Gebäude und die technische Infrastruktur starten im April 2013. Ende 2014 soll das fertige Gebäude an das Paul Scherrer Institut übergeben werden. Die Montage des Machinenkomplexes zur Erzeugung der Röntgenlichtblitze sowie der Aufbau der ersten experimentellen Einrichtungen sollen in den Jahren 2015 und 2016 erfolgen. Ende 2016 soll der SwissFEL in Betrieb gehen.
Quelle: PSI
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