(Bilder) Büros in der Kirche: Onlinefirma „Flipit.com“ und Kirche teilen sich Gotteshaus!

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Wenn die Belastung für Finanzierung und Unterhalt von Kirchen für Kirchgemeinden zum Problem wird, scheint es oftmals keine andere Lösung zu geben, als die Kirche zu schliessen. Gibt es wirklich keinen besseren Ausweg? Das Beispiel der innovativen Onlinemarketing-Firma Imbull aus Amsterdam zeigt, dass es anders geht: Sie ist mit ihren Mitarbeiter kurzerhand in den unbenutzten Teil einer Kirche umgezogen und teilt sich nun brüderlich das Gotteshaus mit der Kirchgemeinde. „Es macht Spass, in diesen Räumlichkeiten zu arbeiten“, erzählt Imbull-Mitarbeiterin Janina Hagen gegenüber HappyTimes.

Kirche und Flipit.com teilen sich die „Oranjekerk“ in Amsterdam

Die Affiliate Marketing Firma Imbull, bekannt durch das globale Gutscheincodeportal Flipit.com, hat ihren Firmensitz in Amsterdam. Aufgrund des rasanten Wachstums der Website musste das Büro in ein grösseres Gebäude umziehen. Die Oranjekerk, eine protestantische Kirche im südlichen Stadtteil Amsterdams De Pijp, ist seit März 2014 das neue Büro der mehr als 50 Angestellten. Das Besondere: Das Gebäude ist zur Hälfte vermietet und zur Hälfte aktiv als Kirche in Gebrauch. So kann die eine Seite des barocken Gebäudes weiterhin als Kirche fungieren, während die andere Seite durch die Einnahme der Miete den Erhalt sichert.

Imbull hat sich durch ihre neuen Büros imposante Räumlichkeiten gesichert, wie unsere Bildergalerie unten zeigt. Und ein weiterer witziger Effekt ist, wie Janina Hagen uns lachend erzählt, dass freitags sakrale Orgelklänge von nebenan die Büros sanft durchziehen… Werden so vielleicht die Imbull-Mitarbeiter während der Arbeit auf diese Weise ganz nebenbei zu noch besseren Menschen?

Doppelnutzung der Kirchen eine Lösung

Die Kirchenaustritte in der Schweiz sind seit 1970 leider ansteigend, der Unterhalt der Kirchen ist kostspielig und kann manchmal aus Mangel an Kirchensteuer-Einnahmen nicht mehr gewährleistet werden. Um die Nutzung als Kirche nicht aufzugeben und dies finanzierbar zu machen, ist deren Doppelnutzung zum Beispiel eine Lösung.

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die Schweiz zurückhaltend mit der anderweitigen Verwendung und dem Verkauf von Kirchen. Die Gebäude gelten als Symbol von Religion und Kulturgeschichte. Einer Umnutzung wird bis jetzt eher selten zugestimmt, die Entscheidung dazu liegt bei der Kirchengemeinde-Versammlung. Das letzte Wort hat der Kirchenrat und hier kommt der Denkmalschutz ins Spiel. Denn der Stadtrat muss die Kirche erst einmal aus der Liste der schützenswerten Bauten entfernen lassen, bevor offiziell umgebaut werden darf. Ein Ablehnungskriterium ist, wenn die Kirche für Organisationen, oder Projekte genutzt wird, die mit der christlichen Ethik nicht vereinbar sind. Sie müssen dem Allgemeinwohl dienen, wie die Uni Zürich in ihrer Theologie-Publikation „facultativ“ Nr. 1/2012 zum Thema „Kirche im Umbruch“ schreibt.

Bereits erste Schweizer Kirchen zusätzlich genutzt

Doch in der Schweiz gibt es bereits jetzt eine handvoll Kirchen, die nicht mehr als solche fungieren. Darunter das Zwinglihaus in Zürich (wurde 1998 zum Kulturhaus), die Hugenottenkirche im Berner La Neuveville (wurde 2002 zum Café Théâtre), die Wesley-Kapelle im Berner Breitenrainquartier (wurde 1998 zur Kleinkunstbühne La Cappella) und das Franziskanerinnenkloster Solothurn (wurde 2002 zum Haus der Kunst).

Es wird sich zeigen ob sich in Zukunft auch in der Schweiz die Doppelnutzung der Gotteshäuser weiter verbreitet – und so vielleicht noch mehr Mitarbeiter wie Janina in den Genuss von geheiligten Büroräumen und klassischer Orgelmusik am Arbeitsplatz kommen.

„Es macht Spass, in diesen Räumlichkeiten zu arbeiten“ Imbull-Mitarbeiterin Janina Hagen vor ihrem Arbeitsplatz in der Kirche (© Janina Hagen)

 

Büros in Kirche: Bildergalerie der Büroräume von Imbull in Amsterdam
© Credits / Fotografie: Michael Van Oosten

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Quellen: Janina Hagen | Imbull.com | Uni Zürich, facultativ

 

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