Dürfen die Connyland-Delfine bald ins Meer? ProWal-Experten zeigen im Interview Lösungen auf

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Geschrieben von Andreas Morlok, ProWal: Die deutsche Delfin- und Walschutzgesellschaft ProWal sorgt sich um die Zukunft der ConnyLand-Delfine und erstellt zusammen mit amerikanischen Experten einen Plan, um eine bestmögliche Unterbringung der Meeressäuger zu gewährleisten. Dieser Vorschlag soll dem ConnyLand-Management unterbreitet werden: 

Welche Delfinarien könnten aus Ihrer Sicht In Frage kommen? Besteht nicht die Gefahr, dass die Tiere an einen schlimmeren Ort kommen?

ProWal: „Eine Unterbringung der Delfine in einer abgeriegelten und von Menschen betreuten Meeresbucht könnte eine Möglichkeit sein. Theoretisch gibt es mehrere solcher Orte auf der Welt.

Um die Unterbringung auch praktisch umzusetzen, haben wir nun bei einem kompetenten amerikanischen Delfin- und Wal-Experten nachgefragt. Dieser hat wiederum seine fachlichen Bekannten einbezogen und die Entwicklung sieht im Moment sehr positiv aus. Es wird nun an einem detaillierten Plan gearbeitet, welche Destination dafür geeignet ist, das Muttertier „Chicky“, welches ursprünglich aus Kuba stammt und ihre beiden im ConnyLand geborenen Söhne aufzunehmen und welche geeigneten Personen bei der Betreuung der Tiere auch die Zeit dafür hätten.

Wir werden diesen ausgearbeiteten Plan dem ConnyLand übermitteln, wenn er uns vorliegt. Eine solche Unterbringung kostet natürlich viel Geld.“

Laut Connyland kommt eine Bucht wegen des nichtgesäuberten Meerwassers nicht in Frage. Kann auch eine Auswilderung der Tiere möglich sein?

ProWal: „Das ist wohl eher ein Vorwand, denn wie schon erwähnt, kostet die Unterbringung in einer solchen Bucht sehr viel Geld. 

Man könnte in Gefangenschaft gehaltene Delfine nach einem längeren Aufenthalt in einer solchen Bucht dann auch wieder auswildern. Erst vor wenigen Wochen wurden zwei ehemalige Show-Delfine, die auch in Chlor-Wasserbecken lebten, in der Türkei erfolgreich ausgewildert. Sie wurden eineinhalb Jahre auf ihr Leben in Freiheit vorbereitet. Der Auswilderungsprozess kostete allerdings 800.000,- USD, was Tierschützer übernahmen.

Wir sehen in Zukunft die Betreiber von Delfinarien in der Pflicht, diese Kosten zu übernehmen, weil sie mit der kommerziellen Ausbeutung der Tiere verdienten und sie dieses Problem der Gefangenschaftshaltung von Delfinen selbst erschaffen haben.

Weltweit allerdings wurden schon mehr als 100 Delfine erfolgreich ausgewildert. Darunter waren auch Delfine, die in Gefangenschaft geboren wurden und Jahre später völlig gesund mit wildgeborenen Delfinen zusammen gesichtet wurden. Auch gab es Delfine, die ohne solche langwierigen Auswilderungsprozesse ins Meer zurückgelangten. Der bekannteste Fall ist wohl der von „Bahama Mama“. Dieser Delfin sprang 1992, nach 17 Jahren Gefangenschaft, auf den Bahamas in die Freiheit und schaffte eine Anpassung in ihren natürlichen Lebensraum.“

Was gilt es bei einem Transport zu berücksichtigen? Welche Gefahren gibt es?

ProWal: „Das ist ein ganz heikles Thema. Jeder Transport bedeutet für die Tiere Stress, den manches Tier nicht überleben könnte. Sind solche Transporte unvermeidbar, dann muss sorgfältig geprüft werden, ob man die Delfine auf dem Landweg oder in der Luft transportieren möchte. Uns sind Spezialisten bekannt, die bereits zahlreiche Transporte sicher durchgeführt haben.“

Was bedeutet es für Deutschland und andere Länder, dass die Schweiz nun keine Delfine mehr haben wird?

ProWal: „Es hat mehrere Auswirkungen, dass die Schweiz bald delfinfrei sein wird. Als Tierschützer sind wir natürlich daran interessiert, dass so viele Delfinarien wie nur möglich geschlossen werden. Nicht nur, dass die Delfine weder tier- noch artgerecht in künstlichen Anlagen untergebracht werden können, sondern auch deshalb, dass die Nachfrage nach weiteren Tieren gesenkt wird.

In Europa werden schon seit 40 Jahren Delfine gezüchtet. Bis heute ist es nicht gelungen, eine nachhaltige Zucht aufzubauen. Kein Delfin lebt hier in der 3. Generation. Die Zucht ist deshalb nicht nachhaltig und als gescheitert zu betrachten. Selbst im Nürnberger Delfinarium, welches sich nach außen hin mit seiner Delfinzucht hoch lobt, gelang seit 13 Jahren kein Zuchterfolg mehr. Warum in den letzten Jahren keine Delfine mehr nach Deutschland importiert wurden, lag nur daran, weil andere Delfinarien geschlossen und die Tiere an andere Anlagen abgegeben wurden.

In der EU ist es verboten wildgefangene Delfine zu importieren. Hintertüren gibt es allerdings immer noch, wie in Spanien, um dieses Importverbot zu umgehen. Auch in die Schweiz kamen früher wildgefangene Delfine. Sie wurden eine gewisse Zeit als Show-Delfine im ConnyLand gehalten, galten dann nicht mehr als Wildfänge und wurden dann zum Beispiel in das Delfinarium nach Nürnberg gebracht. Diese Hintertüre über die Schweiz in die EU, die gibt es nun nicht mehr.

Das beschlossene Importverbot für Delfine in die Schweiz ist vorbildlich und wird auch große internationale Auswirkungen für den Schutz dieser Tiere haben. “

Weitere Informationen über ProWal: www.walschutzaktionen.de 

 

Quelle Text: Andreas Morlok, Geschäftsführer ProWal 
Bild: © caid Fotolia.com

  

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