Bei widrigstem Schmuddelwetter musste das Zürcher Sechseläuten 2012 abgehalten werden. Mann hätte meinen können, Petrus zürnte immer noch seinem Vertreter auf Erden, Jörg Kachelmann, für seine Sünden, und liess darum die Schweiz und besonders Zürich im Schiff versinken.
Nichts desto trotz fanden sich viele tapfere Männer und Frauen am grossen Sechseläutenplatz in Zürich ein, unter anderem, zwinkernd und blinzelnd, Markus Gili mit der interessanten und kurzweiligen Liveübertragung des Privatsenders Tele Züri bereits vor tiefschwarzem Mittagshimmel. Warum bezahlen wir 1,2 Milliarden Gebühren an die SRG, wenn Tele Gili, äh Züri, das gratis und Sponsoren-finanziert hinkriegt? – Und erst noch besser?
Nun dann, soll sie also wieder erfolgen, die öffentliche Hinrichtung des Herrn Winters hoch auf dem Holzstapel oben. Eigentlich ein recht archaischer Brauch, wenn man bedenkt, dass tatsächlich Menschen so starben. Es fehlte ja nur noch, dass man den Schneemann noch dazu an ein Kreuz nagelte.
Schneller Tod bedeutet schöner Sommer
Aber es ist halt eben Brauchtum und ja auch recht unterhaltsam, der armen Puppe zuzuschauen und zu rätseln, wann dann das explosive leben des Zürcher Buh- und Schneemanns von den züngelnden Flammen beleckt, in die Luft fliegen würde. Knopf ab, Kopf ab. Ein schneller Tod des Herrn Winters würde ein herrlicher Sommer bedeuten. Das hätten wir uns verdient. Doch so nasstrieffend und vollgesogen, wie der arme Kerl auf dem Sechseläutenplatz stand, war zu befürchten, dass dieser Böögg gar nie explodierte und man ihn vielleicht schlussendlich erstmals in der Geschichte standesamtlich erschiessen müsste um den Sommer willkommen heissen zu können.
Der Böögg explodierte nach 12 Minuten und 8 Sekunden
Soweit kam es zum Glück nicht, hätte das auch den Weltuntergangspropheten um den 23. Dezember wohl in die Karten gespielt. Um 18 Uhr in Schweizerischer Pünktlichkeit wurde der Holzstapel entflammt und dem armen Kerl hoch auf dem Scheiterhaufen richtig Feuer unter dem Füdli gemacht. Tapfer trotzte Herr Winter des Teufels leckenden Zungen zu seinen Füssen, hustete kaum ob des beissenden Höllenqualms und hielt stoisch durch, schnaubend befaucht von entfesselten, schwarzen Figuren der Unterwelt, geritten vom Leibhaftigen in Form der Zünftler, die in wildem Galopp den Hexekessel umkreisten.
Herr Schneemann war recht schnell entflammt und Teile knallend abexplodiert, doch der Kopf, der Kopf, er wollte einfach nicht, alles wartete gespannt auf den finalen Riesenklapf. Bis dann endlich, nach genau 12.08 Minuten mit einem markerschütternden Böller auch noch die finale Ladung, das Bouquet des Feuer- oder besser Klöpfwerks abging, und unter dem Jubel des Volkes der Winter ausgetrieben, und der Sommer herbeigeritten war. Wenigstens in der Sage, denn in Zürich war es immer noch arschkalt bei knappen 5 Grad.
Der Sommer kann also kommen, was bestimmt allen recht ist, und auch Gili und Co durften zusammenpacken und sich am prasselden Sechseläutefeuer noch etwas auftauen und über das erfolgreiche Sechseläuten resümieren.
Brenndauer des Bööggs in den vergangenen Jahren:
2012 12 Min. 08 Sek.
2011 10 Min. 56 Sek.
2010 12 Min. 54 Sek.
2009 12 Min. 55 Sek.
2008 26 Min. 01 Sek.
2007 12 Min. 09 Sek.
2006 10 Min. 28 Sek.
2005 17 Min. 52 Sek.
2004 11 Min. 42 Sek.
2003 5 Min. 42 Sek.
2002 12 Min. 24 Sek.
2001 26 Min. 23 Sek.
2000 16 Min. 45 Sek
1999 23 Min. 52 Sek.
1998 10 Min 13 Sek.
Quelle: www.Wikipedia.de
Bild: Archivbild Zürcher Sechseläuten 2007 © Fortunat Mueller-Maerki (Horology at de.wikipedia)