Das wird die Tiere sicher freuen: Die am 11. November 2024 eingereichte eidgenössische Volksinitiative «Ja zur tierversuchsfreien Zukunft» ist formell zustande gekommen. Die Prüfung der Unterschriftenlisten durch die Bundeskanzlei hat ergeben, dass von insgesamt 127’892 eingereichten Unterschriften 127’405 gültig sind. Dies teilte die Bundeskanzlei heute mit. Das Stimmvolk hatte 2022 eine mit zu vielen weiteren Wünschen vollgepackte Tierversuchs-Initiative abgelehnt. Nun wurde der Inhalt reduziert und der Fokus nur noch auf das Abschaffen von Tierversuchen gesetzt und ein neuer Anlauf gestartet.
Wenn schon dann Menschenversuche, statt zuerst Tierversuche
Die Initiative will Tierversuche ganz abschaffen und dafür auf moderne Computersimulationen und freiwillige Menschenversuche setzen. Die Ergebnisse von Tierversuche seien oft wenig aussagekräftig, was sie dann am Menschen bewirken und am Schluss würden ohnehin immer Tests am Menschen durchgeführt bevor es eine Zulassung für Medikamente gibt. Wieso also nicht gleich als Erst-Test an Menschen testen? Auch die unwichtigeren Tests von Kosmetika und ähnlichem an Tieren, können besser freiwillige Menschen übernehmen. Dies die Begründungen des Initiativkomitees.
Weitere Antworten zu Fragen rund um das Abschaffen von Tierversuchen gibt es auch auf der Website des Initiativkomitees: FAQ Tierversuchs-Initiative
Wichtige und dringende Tierversuche besser direkt am Menschen vornehmen
Die Verteidiger der Tierversuche argumentieren, dass viele Tests heute „unerlässlich“ seien und dazu dienen schwere Krankheiten wie Krebs zu heilen. Aber wenn die Forschung für den Menschen so wichtig und kurz vor einem Durchbruch ist, dann würde doch besser gleich direkt an freiwilligen Menschen getestet, mit verlässlicheren Ergebnissen.
26’390 Tierversuche pro Jahr mit schwerster Belastung
Im Jahr 2023 wurden in bewilligten Tierversuchen gesamthaft 595’305 Versuchstiere eingesetzt. Fast 10’000 Tiere mehr als im Vorjahr. Für die am meisten kritisierten Tierversuche mit schwerer Belastung (Schweregrad 3) wurden 26’390 Tiere eingesetzt. Dies entspricht zwar einer leichten Abnahme zum Vorjahr, aber es sind doch einfach viel zu viele Tiere, die jährlich schwere Qualen für den Menschen erleiden müssen. (Quelle: Tierversuchsstatistik 2023 Bundesamt BLV).
Mit der Annahme der Initiative würden alle Tierversuche verboten. Für die Schweregrade 3 würde das Verbot mit sofortiger Wirkung eintreten. Es gäbe also ab der Annahme der Initiative keine schwer belastenden Tierversuche mehr in der Schweiz. Für die weniger belastenden Schweregrade 1 und 2 würde für die Forschung eine maximal 7-jährige Umstellungszeit bestehen, dann wären auch diese Tierversuche verboten und müssten durch Simulationsmodelle oder Menschenversuche ersetzt werden.
Wann wird über das Tierversuchsverbot abgestimmt?
Wann die Schweizer Stimmbürger über die Initiative abstimmen können, steht noch nicht fest. Erfahrungsgemäss dauert es in der Schweiz etwa 2 Jahre, bis eine Volksinitiative zur Abstimmung bereit ist. Es könnte also etwa Ende 2026 oder anfangs 2027 über die Tierversuchsinitiative abgestimmt werden.
Gesetzestext der Tierversuchsverbot Initiative
Die Bundesverfassung (SR 101) würde wie folgt geändert:
Art. 80 Abs. 2bis
2bis Tierversuche sind verboten. Davon ausgenommen sind Massnahmen, welche im Interesse des betroffenen Tieres vorgenommen werden müssen. Verboten sind auch das Halten und das Züchten von Tieren für Tierversuche sowie der Handel mit Tieren für Tierversuche.
Art. 197 Ziff. 15
- Übergangsbestimmungen zu Art. 80 Abs. 2bis (Tierversuchsverbot)
Alle Tierversuche für Grundlagenforschung sowie für Bildung und Ausbildung und alle Tierversuche mit Schweregrad 3 sind ab Annahme von Artikel 80 Absatz 2bis durch Volk und Stände verboten. Alle weiteren Tierversuche sind spätestens 7 Jahre nach Annahme von Artikel 80 Absatz 2bis verboten.
Quelle: Bundeskanzlei, Tierversuchsverbot.ch, BLV Bundesamt für Lebensmittel und Veterinärwesen