Die Zahl der „Working-Poor“ ist stark zurückgegangen
Neuchâtel, 23.10.2012 (BFS) – Zwischen 2008 und 2010 ist die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung von 5,2 Prozent auf 3,5 Prozent zurückgegangen. In der Schweiz waren 2010 rund 120’000 Erwerbstätige von Armut betroffen. Dies zeigt die neuste Publikation des Bundesamtes für Statistik (BFS) auf der Grundlage der überarbeiteten Armutsstatistik.
Die Erwerbsarmut hat zwischen 2008 und 2010 abgenommen
In der Schweiz waren 2010 3,5 Prozent aller Erwerbstätigen von Armut betroffen. Dies entspricht rund 120’000 Personen. Im Vergleich zu 2008 (5,2 Prozent) ist die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung somit deutlich gesunken.
Die mediane Armutslücke der Erwerbstätigen ging im beobachteten Zeitraum ebenfalls von 31,6 Prozent auf 18,9 Prozent zurück. Die Armutslücke misst den mittleren Abstand der Einkommen der armen Bevölkerung zur Armutsgrenze und gibt dadurch an, wie stark diese von Armut betroffen ist.
Alleinerziehende und Personen in unsicheren Arbeitsverhältnissen sind besonders betroffen
Mit einer Armutsquote von 19,9 Prozent sind Personen in Einelternfamilien mit Kind(ern) am häufigsten von Erwerbsarmut betroffen. Weitere besonders betroffene Gruppen sind alleinlebende Erwerbstätige (6,7 Prozent), Frauen (4,8 Prozent), Erwerbstätige ohne nachobligatorische Schulbildung (6,7 Prozent) und Personen in Haushalten mit nur einer/einem Erwerbstätigen (7,3 Prozent). Bei zwei Erwerbstätigen im Haushalt beträgt die Armutsquote dagegen lediglich 1,4 Prozent.
Selbständige und Haushaltshilfen am stärksten betroffen
Die Einkommenssituation der Erwerbstätigen wird auch wesentlich durch die Arbeitsform und -bedingungen bestimmt. So sind selbständigerwerbende Personen ohne Angestellte am stärksten betroffen (9,9 Prozent). Gefolgt von Personen, die in privaten Haushalten tätig sind (8,3 Prozent), die im Gastgewerbe (7,7 Prozent) arbeiten sowie Personen mit befristeten Arbeitsverträgen (6,3 Prozent).
Schweizer Erwerbstätige sind weniger armutsgefährdet als der europäische Durchschnitt
Um die Situation in der Schweiz mit anderen Ländern vergleichen zu können, wird die international gebräuchliche Armutsgefährdungsquote verwendet. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz mit einer Armutsgefährdungsquote der Erwerbstätigen von 7,7 Prozent unter dem Durchschnitt der Europäischen Union von 8,4 Prozent.
Österreich mit tiefster Armutsgefährdungsquote
Bis auf Italien (9,4 Prozent) weisen die direkten Nachbarstaaten jedoch tiefere Armutsgefährdungsquoten aus als die Schweiz (Deutschland 7,2 Prozent, Frankreich 6,2 Prozent, Österreich 4,9 Prozent).
Auch im Hinblick auf die materielle Versorgung, die durch die Quote der erheblichen materiellen Entbehrung gemessen wird, sind die Erwerbstätigen in der Schweiz gut gestellt: Die Quote der Schweiz liegt mit 1,1 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt aller europäischen Länder (5,2 Prozent) und auch unterhalb derjenigen der direkten Nachbarländer (Italien 4,4 Prozent, Frankreich 3,6 Prozent, Deutschland 2,7 Prozent, Österreich 2,6 Prozent).
Quelle: Bundesamt für Statistik
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