Tanja, 44: «Der Schärme ist mein Zuhause geworden, wo ich wieder Kraft und Halt finde.»

Die berührende Lebensgeschichte von Tanja 44, sws-sieber

Tanja lebte während 15 Jahren auf der Strasse. Nach vielen Schicksalsschlägen findet sie heute 2025 in der Wohneinrichtung «Schärme» (Schweizerdeutsch für „im Schutz, an der Wärme sein“) des Sozialwerks Pfarrer Sieber endlich Halt, um einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Wir bringen Ihnen Tanjas für die Zukunft hoffnungsvolle, aber zurückblickend in die Vergangenheit auch etwas traurige Geschichte, die gut zur besinnlichen Herbst- und Vorweihnachtszeit passt. Tanja hat uns mit ihrer Erzählung, ihrem Schicksal und ihrer Ehrlichkeit tief berührt. Hier ist ihre Geschichte:

Tanja, 44: „Ein richtiges Zuhause kannte ich lange Zeit nicht. Im Heim, in dem ich bis zu meinem 18. Geburtstag lebte, fehlte es nicht an Mitmenschen, aber an Zuwendung und Halt. Nach meinem Austritt versuchte ich, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen und begann eine Lehre als Köchin. Doch ich hielt nicht lange durch. Da die Beziehung zu meiner Mutter schwierig war, zog ich stattdessen mit meinem damaligen Partner zusammen. Als die Beziehung zerbrach, verlor ich meinen letzten Anker und landete auf der Strasse. Ein Ort, der mich in den folgenden 15 Jahren nicht mehr loslassen sollte und meinen Alltag bestimmte.

Ein Schicksalsschlag wird zum Überlebenskampf

Oft war ich auf mich allein gestellt, besonders wenn die Notschlafstellen voll waren. Ich schlief draussen im Wald, in öffentlichen Toiletten oder bei Bekannten. Drogen waren schon in meiner Jugend ein Thema, jedoch liess ich die Finger von harten Substanzen. Das sollte sich nach einem schlimmen Schicksalsschlag ändern. Ich wurde schwanger und hatte eine Totgeburt. Der Schmerz über diesen Verlust war derart unerträglich, dass ich mich nur noch betäuben wollte.

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Mein Alltag wurde zum Überlebenskampf, gesteuert von meiner Sucht. Der einzige Antrieb bestand darin, Geld für Drogen aufzutreiben. Gefangen in diesem Teufelskreis ahnte ich nicht, dass bald eine neue Lebensaufgabe meinen Weg bestimmen würde. Ich wurde erneut schwanger und brachte einen gesunden Sohn zur Welt. Dieses Ereignis stellte mich vor eine Entscheidung. Ich willigte ein, ihn bei Pflegeeltern unterzubringen, da ich ihm noch kein stabiles Zuhause bieten konnte und zuerst selbst wieder auf die Beine kommen musste.

Endlich ein Zuhause im «Schärme»

Die letzten Jahre verbrachte ich in unterschiedlichen betreuten Wohneinrichtungen. Ich verfiel immer wieder der Sucht, auch weil das Konsumverbot wie ein zusätzlicher Reiz wirkte. Ein Spiel mit dem Leben, das ich eines Tages auch fast verlor. Als dann meine Mutter verstarb, wusste ich, dass ich etwas ändern musste. Ausgerechnet dann wurde ich auf das Sozialwerk Pfarrer Sieber aufmerksam gemacht.

Die Freude war gross, als ich nach einem Kennenlerngespräch kurzerhand einen Platz in der Wohneinrichtung «Schärme» erhielt. Seit Dezember 2024 lebe ich nun in einer möblierten WG zusammen mit drei anderen Bewohnern. Das Zusammenleben ist sehr harmonisch und wir verstehen uns gut. Dank eigener Küche und Essensgeld kann ich mich wieder selbst versorgen und gesünder ernähren. Der «Schärme» gibt mir den Schutz und den Halt, den ich auf der Gasse schmerzlich vermisste. Nach langer Zeit fühle ich mich endlich angekommen.

Schritt für Schritt in einen geregelten Alltag

Nun hat sich vieles verändert. Gelegentlich konsumiere ich noch. Aber der Suchtdruck und der Reiz haben nicht mehr dieselbe Macht wie früher. Heute bestimmte ich über meine Sucht und nicht umgekehrt. Das liegt vor allem daran, dass der Konsum hier nicht verboten ist und ich neue Lebensinhalte gefunden habe. Die flexible Tagesgestaltung schätze ich besonders. Sie ermöglicht mir, Termine wahrzunehmen, mich um den Haushalt zu kümmern oder Bekannte zu treffen. Die Abwechslung und dass die Betreuerinnen und Betreuer mir Eigenverantwortung zutrauen, helfen mir auf dem Weg in einen geregelten Alltag.

Und ich habe ein klares Ziel vor Augen: Ich möchte mich weiter stabilisieren, um meinem Sohn ein Zuhause bieten zu können, das ich selbst nie hatte! Der «Schärme» und mein Beistand geben mir das Fundament dazu. Ich brauche noch Zeit, möchte nichts überstürzen und mich fit machen für diesen grossen Schritt.“

Viel Glück und viel Kraft auf Deinem weiteren Weg Tanja! Deine ehrliche Geschichte hat uns tief bewegt.

Hier erfahren Sie mehr über das Sozialwerk Pfarrer Sieber und haben auch die Möglichkeit, ihr Werk zu unterstützen, wenn Sie mögen, die Hilfe für Schicksale wie das von Tanja, erst ermöglichen. Auch wenn Pfarrer Sieber 2018 gestorben ist, so lebt er in seinem Sozialwerk weiter. Vielen Dank.

Weitere Infos und direkt Spenden unter:
www.sw-sieber.ch

Quelle: Sozialwerke Sieber SWS: „Der Schärme ist mein Zuhause geworden“

Transparenz: HappyTimes hat natürlich weder Geld noch andere Leistungen für diesen Artikel erhalten. Im Gegenteil, wir haben selber dem Sozialwerk Pfarrer Sieber etwas gespendet.

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