Weniger hilft mehr: Eine Operation bei einem verschobenen Schulterbruch bringt laut einer Studie unter der Leitung der Aarhus Universitet keine Vorteile. Wird der Arm ganz einfach wie zu Grossmutters Zeiten drei Wochen mit einer Schlinge ruhig gestellt, führt das laut Forschungsleiterin Dr. Prof. Inger Mechlenburg zum genau gleichen Ergebnis. Ein aufwendiger chirurgischer Eingriff scheint also nicht nötig, die Heilung mit Mutter Natur ist aber wesentlich schonender und auch viel günstiger wie die Studie ergab:
Schonender als eine OP
An der Studie der Aarhus Universitet, die im PLOS Journal veröffentlich wurde (Link zur Veröffentlichung siehe unten), haben 88 Patient über 60 Jahren teilgenommen. Alle hatten einen Bruch der Schulter erlitten, bei denen es zu einer Verschiebung der Knochen gekommen war. Ursache dafür ist häufig ein Sturz, der Fall vom Fahrrad natürlich ein Klassiker dafür. Traditionell erfolgt eine Behandlung mittels einer OP, bei der die Knochen mit Platten oder Schrauben wieder miteinander verbunden werden. Die Hälfte der Studienteilnehmenden wurde operiert, beim Rest wurde der Arm nur durch eine Schlinge ruhig gestellt. Alle Patienten erhielten eine Rehabilitation unter der Leitung von Physiotherapeut. Sie wurden in der Folge von den Forschern zwei Jahre lang begleitet.
Kein Unterschied ob Arm in Schlinge oder Operation – aber viel günstiger
Laut Dr. med. Inger Mechlenburg gibt es keine Unterschiede bei den beiden Behandlungsformen. Grundlage dafür war die eigene Einschätzung der Patienten hinsichtlich Funktionsfähigkeit, Schmerz und Lebensqualität. Diese Ergebnisse wurden nach einem Jahr überprüft. Laut Dr. Mechlenburg ist damit nachgewiesen, dass die am wenigsten eingreifende Art der Behandlung auch die beste sei. Damit könnten ausserdem die mit einer OP einhergehenden Schmerzen und mögliche Komplikationen verhindert werden. Und auch die Kosten liegen deutlich unter jenen einer teuren OP.
Breite Diskussionen erwartet – "Schwierig, wenn es darum geht, weniger statt mehr zu tun"
Professorin Mechlenburg geht davon aus, dass die in "PLOS Medicine" veröffentlichten Forschungsergebnisse zu Diskussionen in der Fachwelt führen werden, da sie die gängige Praxis infrage stellen. "Es ist schwierig, eine klinische Praxis zu verändern – vor allem, wenn es darum geht, weniger statt mehr zu tun." Ausgangspunkt der Studie sei jedoch gewesen, die beste Behandlungsform für genau diese Art von Verletzung zu finden.
Medicus curat, natura sanat. Der Arzt behandelt, die Natur heilt.
Originalveröffentlichung: "Operative versus non-operative treatment for 2-part proximal humerus fracture: A multicenter randomized controlled trial" von Prof. Dr. Med. Inger Mechlenburg
Quelle: Aarhus Universitet
Bild1: © Fotolia gemäss Bildinschrift
Bild2: © Aarhus University, Prof. Dr. med. Inger Mechlenburg