„Spieglein, Spieglein an der Wand“ Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat


Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat

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Spieglein, Spieglein …
… an der Wand. Wer genau bestimmt denn nun, was Mode ist im Land? Der junge Mann mit Pluderhosen die ihn umwickeln wie einen Rock? Die junge Frau mit Beinkleidern die nicht erkennen lassen, ob es sich nun um Weiblein oder Männlein handelt? Ist es überhaupt Mode, modisch zu sein? Oder ist es doch eher so, in Mode zu kommen, mit Mode die nicht modisch ist? Für was haben Sie sich heute entschieden? Für Ihre Uniform? Hemd Krawatte oder Jeans? Ich ahne es. Gerade eben haben Sie sich einem prüfenden Blick unterzogen.

Mir sind auf meinen Reisen etliche Modesünden begegnet. Vermeintliche. Sie kennen den Klassiker, den mit weissen Socken und Sandalen. Wenn das Hawaii-Hemd blumig genug ist, passt das schon für den Träger dieser erlesenen Stücke. Sie haben dieses herrliche Bild vor Augen? Auch die wohlgenährten – mit bauchfreiem Shirt. Ein Hingucker der besonderen Art. Trendig sind natürlich all jene, die sich in hautengen Leggins, Mode hin oder her, auf der Strasse präsentieren. Karl Lagerfeld würde sich im Grabe umdrehen wenn er denn da läge und seine Meinung gefragt wäre. Für wen um Himmels Willen (ver-) kleiden wir uns? Steht uns die Seriosität oder gar unser „ich“ im Zusammenhang mit modischen Stoffen auf die Stirn geschrieben? Ich fordere gleichgeschlechtliche Behandlung nicht nur für pinkfarbene Shorts-Träger, sondern auch für Menschen, denen die Mode egal ist, nicht jedoch ihre geschlechtliche Ausrichtung.

Mir persönlich ist es einerlei, ob Sie sich – als Mann – einen Rock umschlingen oder Sie als Frau nach der Gleichheit mit dem Mann streben. Genderismus erhält in diesem Kontext eine ganz neue Bedeutung. Wissenschaftlich haltbar oder nicht, diese Frage ist ausser Mode. Der Churer Bischof Vitus Huonder schürt im Hirtenbrief mit homophoben Äusserungen Ängste die ausser Mode sein müssten. Gleichgeschlechtliche Paare waren noch nie Mode. Sie sind wie sie sind. Weil sie keinem modischen Trend unterliegen. Diskriminierend, finden Sie nicht auch? Ich bin froh, dass sich die Mode nicht dem Diktat einzelner Protagonisten unterwerfen muss. Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten auf der Bank und müssten einen Anzug tragen. Oh, Sie müssen? Tja, dann ist es an Ihnen, diesen Umstand zu akzeptieren oder sich der modischen Diktatur zu unterwerfen. 

Glauben Sie mir, Sie sind nicht die Einzigen die sich gesellschaftlichen Normen beugen müssen. Es gibt ausser Ihnen Verfechter des „Vernünftigen“, die würden nie und nimmer psychische Störungen dem Genderismus zuordnen. Nehmt den Buben die Barbie-Puppe weg. Lasst die Mädchen den Traktor bemalen, statt ihn zu fahren. Hello Kitty rufe ich! Wir wollen doch nicht, dass sich unsere Kinder nicht mehr entscheiden können, was Mode ist, oder eben nicht. So, genug der Wertung göttlicher An- und Einsichten. Freuen wir uns über wirkliche Traditionen die mich, Moment mal, die mich irritieren? Frage ich mich doch gerade und tatsächlich, beinahe schon spirituell und narrativ angehaucht, weshalb der Papst einen Rock trägt…

 

Claude Lachats Krimi „Muttertag zum Ersten“

Claude Lachat ist Autor und Texter. Sein Krimi Muttertag zum Ersten (IL Verlag) ist ab sofort im Handel oder mit persönlicher Widmung unter www.claude-lachat.ch für CHF 19.20 oder €15.90 erhältlich (+ Versandkosten CHF 5.00 / € 7.00)

 

Quelle Bild: © claude-lachat.ch

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