Die Sonntagszeitung berichtete, dass gemäss einer seit 1993 kontinuierlich erhobenen Umfragereihe des Instituts Isopublic momentan nur gerade noch 11,5 Prozent der Schweizer der EU beitreten möchten.
So unpopulär wie 2012 war die Europäische Union für die Schweizer offenbar noch nie. 1992 lehnte eine hauchdünne Mehrheit von 50,3 Prozent den Beitritt zur „kleinen EU“, dem EWR ab, gegen den Willen des Bundesrates und gegen einen unglaublichen Druck (fast) aller Medien und des Staatsfernsehens SRG.
Es begann damals der rasche Aufstieg der Partei SVP, die als einzige Partei klar gegen einen EWR-Beitritt war. Deren prominentestes Mitglied, Christoph Blocher, kämpfte gegen den EWR-Vertrag wie ein Löwe und lieferte sich denkwürdige Wortschlachten in der Arena, damals noch unter der Leitung von Filippo Leutenegger (Vater des „Bachelors“ Lorenzo) und auf Tele24 gegen Roger Schawinski. Es war, wie wenn man vor glühendrot abendbeleuchtetem Bergfirn, zwei massive Steinböcke beobachtete, die wuchtig, aber mit gegenseitigem Respekt, mit ihren prachtvollen Hörnern ineinanderkrachten.
Die Abstimmung aller Abstimmungen: EU-Beitritt ja oder nein
Blocher nun kündigte gemäss Sonntagszeitung an, dass die SVP in „naher Zeit“ die Initiative aller Initiativen lancieren werde, vor deren unumkehrbaren Entscheidung sich alle Parteien, von ganz links bis ganz rechts, seit 1992 stets gefürchtet und sie nie getrauten, das Schweizervolk klipp und klar zu fragen: EU-Beitritt ja oder nein.
Bei „nein“: Schweizer EU-Beitrittsgesuch endlich zurückziehen
Es würde dann endlich Klarheit herrschen, wohin die Schweiz zukünftig will und soll, und im Falle einer Ablehnung, könnte das seit 1992 in Brüssel deponierte Beitrittsgesuch der Schweiz zur EU zurückgezogen, und vernichtet werden.
Der alte Mann und das (Stimmen-)Mehr
Es ist klar, dass Blocher die Gunst des Moments möglichst rasch ausnützen, und die SVP die Initiative zeitnah lancieren möchte, so lange so viele Schweizer gegen einen Beitritt ihres Landes zur EU sind. Doch gegen die meist linke Medienmacht in der Schweiz, könnte selbst in der jetztigen erfolgverheissenden Stimmungslage der Kampf um die EU-Abstimmung ein ganz harter werden.
Ein wenig, wie der alle Kräfte verzehrende Kampf mit dem Schwertfisch der den betagten Fischer an den Rand seiner Kräfte und am Schluss um seinen ganzen Fang brachte, in Ernest Hemmingways Nobelpreis gekröntem Buch: „Der alte Mann und das Meer“.
Quelle: Sonntagszeitung
Bild: cc_Bergfee-Fotolia.com