Bern, 18.10.2011 – Die Aufstände in der arabischen Welt bergen Chancen, aber auch Risiken. Wie direkt Betroffene aus der Region die Umwälzungen erleben, wie Europa und die Schweiz darauf reagieren und welche Auswirkungen sie auf den israelisch-palästinensischen Konflikt haben, darüber konnten sich die Teilnehmenden an der Jahreskonferenz der Politischen Abteilung IV Menschliche Sicherheit des EDA gestern in Bern aus erster Hand informieren.
Neben Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und der Schriftstellerin Nawal El Sadawi, die als Vorkämpferin und wichtige Vertreterin der ägyptischen Zivilgesellschaft zum Thema „Kreativität und Revolution“ sprach, nahmen an der Tagung weitere Persönlichkeiten aus arabischen Ländern, Israel, Europa, den USA und der Schweiz teil. Zudem erzählten sechs junge Frauen und Männer aus Aegypten, Libyen, Tunesien, Bahrain, Syrien und dem Jemen auf eindrückliche Weise, wie sich die Veränderungen auf ihr Leben auswirken, und wie sie sich in ihren Heimatländern unter teilweise lebensgefährlichen Umständen für Freiheit, Würde und ihre Rechte einsetzen.
Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey würdigte in ihrer Rede den Mut der jungen Menschen im Wissen darum, dass viele von ihnen für ihr Engagement einen hohen Preis bezahlten und ermutigte sie unter anderem mit den Worten: „Indem ihr die arabische Welt verändert, verändert ihr die Welt.“ Zu lange habe der Westen, auch Europa, zur Sicherung der Stabilität in der Region auf diktatorische Regimes gesetzt. Der historische Wendepunkt bedeute deshalb auch eine Wende für die Beziehung von Europa und der Schweiz zu diesen Ländern, eine Beziehung, die inskünftig von einem partnerschaftlichen Geist geprägt sein müsse. Bereits im letzten März formulierte der Bundesrat eine Strategie zu Nordafrika und dem Mittleren Osten, die auf drei Pfeilern basiert, wie Botschafter Claude Wild, Chef der Politischen Abteilung IV, darlegte: Demokratisierung und Menschenrechte, ökonomische Entwicklung sowie Schutz und Migration.
In den anschliessenden drei Panel-Diskussionen setzten sich Expertinnen und Experten aus verschiedenen Perspektiven mit zahlreichen offenen Fragen auseinander. Sie diskutierten etwa über Werte, Grundsätze und Modelle, die sich in den neuen Gesellschaften durchsetzen könnten, über die Neudefinition der Beziehung zu Israel und den andern arabischen Ländern, über Erwartungen, auch gegenüber Europa und der Schweiz sowie über Handlungsmöglichkeiten, wie der Transitionsprozess unterstützt werden könnte.
Quelle: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten