Liebe Jodlerinnen und Jodler
Liebe Alphornbläserinnen und Alphornbläser
Liebe Fahnenschwinger und liebe Frau Fischbacher
Sie fragen sich vielleicht, meine lieben Gäste, warum wird Frau Fischbacher persönlich begrüsst? Wer ist diese Frau? Des Rätsels Lösung ist: Frau Fischbacher ist die erste Frau, die offiziell am Eidgenössischen Jodlerfest als Fahnenschwingerin teilnimmt. Ein historischer Moment.
Auch gab es noch nie so viele Jugendformationen an einem Jodlerfest: Es sind 19 an der Zahl. Im Vergleich zum letzten Rekord in Luzern sind das nochmals 5 Kinderchöre mehr. Das entspricht einer Steigerung von mehr als einem Drittel.Das Motto «Jugend &Tradition» des Festanlasses könnte nicht treffender sein.Es beweist: Unsere Volksmusik lebt! Auch wenn ich gestehen muss: Wenn ich hier vorsingen müsste, würde ich mit Sicherheit die «Klasse 1» nicht erreichen… Deshalb lasse ich es sein und mute Ihnen meine Jodel- und Alphornkünste nicht zu. Ich freue mich aber sehr, den heutigen Tag mit Ihnen in Interlaken zu verbringen!
Dass wir seit Freitag dieses wundervolle Fest feiern dürfen, verdanken wir dem Eidgenössischen Jodlerverband. Seit über 100 Jahren engagiert er sich für das Jodeln, Alphornblasen und das Fahnenschwingen. Ohne Sie und Ihre Arbeit wären unser Land und unser Alltag ein bisschen ärmer. Das Alphorn, flankiert von wehenden Schweizer Fahnen, und die typischen Jodlertöne gehören zur Schweiz wie Eiger, Mönch und Jungfrau oder Schweizer Schokolade. Unvorstellbar, dass ein öffentliches Schweizer Fest im Ausland ohne Alphorn- oder Jodlerklänge über die Bühne geht.
Meine Damen und Herren, dieses Brauchtum ist ein Wahrzeichen unseres Landes, eine Marke von unbezahlbarem Wert. Sie pflegen diese Marke mit Engagement und Freude. Sie tragen die Marke in die Welt hinaus. Dank Ihnen ist unser Standort Schweiz immer noch sehr gefragt.
« Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme. »
Wir alle wissen, dass Traditionen nur überleben, wenn sie gelebt werden und sich weiterentwickeln. Ansonsten drohen sie im Museum zu verstauben oder auszusterben. Zudem müssen Traditionen und Brauchtümer von Generation zu Generation übertragen werden. Wie der englische Staatsmann Thomas Morus schon vor Jahrhunderten gesagt hat: « Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme. »
Mitunter verstehen es zahlreiche Schweizer Jungtalente, die Flamme auf andere zu übertragen. Sprich, die Volksmusik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Sie beherrschen das Alphorn oder das Hackbrett wie kaum jemand aus ihrem Freundeskreis. Oder sie jodeln nicht nur traditionelle Lieder.
Sondern sie singen die verschiedensten Arten von Schweizer Naturjodel und Jodellieder lebendig, innovativ und teilweise sogar schräg. Aber immer, ohne dabei die Wurzeln zu verletzen. Es ist nicht Zufall, dass die Schweiz in der Volksmusik über so breiten Nachwuchs verfügt. Das sind die Früchte der Arbeit der Fachkommission der Nachwuchsförderung des Eidgenössischen Jodlerverbandes. Diese Jungtalente, aber auch Sie als aktive Mitglieder des Jodlerverbandes, zeigen vollen Einsatz. Denn ein bisschen Jodeln, Hackbrett oder Alphorn spielen geht nicht. Das Resultat könnte sich nicht hören lassen. Auch wer die Fahne richtig schwingen will, muss fleissig üben. Die 70 Formationen sind nicht von heute auf morgen gelernt.
Meine Damen und Herren, Höchstleistungen und Qualität sind das Resultat von einem Mix aus Talent, Freude, Fleiss und Disziplin. Dieselben Spielregeln gelten auch für Wirtschaft und Politik. Mit halbherzigem Einsatz gibt es keinen Erfolg. Ich bin nicht nur von Ihrem Engagement beeindruckt. Ich bewundere ebenfalls ihre traditionell föderalistische Verbandsstruktur, die sich bis heute bewährt. Dass grosse Dinge auf der Basis von Freiwilligkeit erfolgreich stattfinden können, zeigt das Eidgenössische Jodlerfest. Ihnen allen, die hier ehrenamtlich mitwirken, liegt die Sache am Herzen. Ihr Bonus ist die Freude. Dafür gebührt Ihnen grosser Respekt und Dank zugleich.
Mehr Eigeninitiative und Eigenverantwortung
Meine Damen und Herren, Menschen mit diesem Geist braucht unser Land. Eigeninitiative und Eigenverantwortung sind Ihnen keine Fremdwörter. Menschen mit diesen Eigenschaften wünschte ich mir vermehrt für unser Land. Auch in den Chefetagen und in Bundesbern. Dann würde mancher ganzheitlicher und langfristiger denken und handeln.
Das Eidgenössische Jodlerfest, das alle drei Jahre stattfindet, ist Ansporn für Ihre «harte», aber schöne Arbeit. Ihnen brauche ich nicht zu erklären,
- dass Wettbewerb und Spass sich nicht beissen,
- dass Wettbewerb mit klaren Spielregeln funktioniert,
- dass der Wettbewerb Sie zu Höchstleistungen anspornt.
Meine Damen und Herren, genau das gilt auch für die Wirtschaft. Fairer Wettbewerb ist gut für unser Land. In der heutigen Welt stoppt der Wettbewerb nicht an der Landesgrenze.
Trotz der anspruchsvollen Wettbewerben kommt am Eidgenössische Jodlerfest die Gemütlichkeit nicht zu kurz. Kameradschaften werden gepflegt und lebendiges Brauchtum vermittelt. Dazu wünsche ich Ihnen viel Spass und einen unvergesslichen Tag.
(Es gilt das gesprochene Wort)
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