Das spanische Königspaar ist auf Besuch in der Schweiz – Spanischer König lebte als Kind lange in der Schweiz

Der Bundesrat hat König Juan Carlos I. und Königin Sofia von Spanien gestern zu einem Staatsbesuch in der Schweiz empfangen. Bei seiner Ankunft in Zürich wurde das Königspaar von Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey begrüsst und begab sich sodann in einem Sonderzug nach Bern. Dort wurde es mit militärischen Ehren empfangen und stattete dem Parlament einen Besuch ab, bevor die bilateralen Gespräche zwischen den Delegationen beider Länder begannen. Heute Freitag, dem zweiten Tag des Staatsbesuchs, findet ein Treffen mit Schweizer Wirtschaftsvertreterinnen und vertretern in Bern statt. Danach folgt ein kulturelles Programm im Kanton Waadt.

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Die königliche Familie ist der Schweiz eng verbunden. Als Kind lebte der spanische König mehrere Jahre lang in Lausanne und Freiburg. Abgesehen von seinem Staatsbesuch im Jahr 1979 hat er die Schweiz und namentlich das internationale Genf (ILO, CERN, Telecom, Menschenrechtsrat) in den vergangenen Jahren mehrmals besucht. 1993 verlieh ihm die Universität Freiburg in Anerkennung seines politischen Wirkens einen Ehrendoktortitel, und 1996 erhielt er in Lausanne den Jean-Monnet-Preis für sein Engagement für die europäische Integration. Dank seiner bedeutenden Rolle in der Demokratisierung Spaniens und seines Beitrags zur internationalen Ausstrahlung seines Landes geniesst er in der Schweiz wie in weiten Teilen der Welt grosses Ansehen.

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Spanien sind herzlich und intensiv und werden seit mehreren Jahren durch regelmässige hochrangige Treffen geprägt. Der jetzige Staatsbesuch zeugt von der Freundschaft und der gegenseitigen Achtung der beiden Länder. Die Schweiz und Spanien vertreten bei zahlreichen Themen der internationalen Politik die gleichen Positionen; beide treten beispielsweise für eine Stärkung des Multilateralismus ein. Die gemeinsame Erklärung, die 2007 in Cordoba von den beiden Aussenministern unterzeichnet wurde, stellt eine gute Basis für mehrere Projekte der politischen Zusammenarbeit dar. Der letzte Staatsbesuch des spanischen Königs fand im Jahr 1979 statt.

Die bilateralen Gespräche wurden von Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey, Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, sowie von König Juan Carlos I. geführt. Trinidad Jiménez, Ministerin für auswärtige Angelegenheiten und Zusammenarbeit des Königreichs Spanien sowie Bundesrätin Doris Leuthard und die Bundesräte Didier Burkhalter und Johann Schneider-Ammann nahmen ebenfalls an den Gesprächen teil. 

In ihren Gesprächen befassten sich die beiden Delegationen namentlich mit der wissenschaftlichen und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf bilateraler Ebene. Hinsichtlich der internationalen Ebene sprachen die beiden Ministerinnen unter anderem über die europäische Politik, die Situation in Nordafrika, dem Nahen Osten und in Lateinamerika sowie über verschiedene Fragen in den Bereichen Energie und internationale Finanzarchitektur. Zu den Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union erläuterte Bundespräsidentin Calmy-Rey die Bereitschaft der Schweiz, den bilateralen Weg fortzusetzen und dabei einen gesamtheitlichen und koordinierten Ansatz zu verfolgen, der in verschiedenen Bereichen eine Vertiefung unserer Beziehungen zur EU erlaubt, zugleich aber auch die Entscheidungsautonomie der Schweiz bei der Übernahme des Acquis communautaire gewährleistet.

Spanien und die Schweiz unterhalten sehr enge Beziehungen im Wirtschafts-, Tourismus- und Kulturbereich sowie in menschlicher Hinsicht. In der Schweiz leben 64 000 spanische Staatsangehörige (ohne Doppelbürgerinnen und -bürger), und in Spanien haben sich 23 000 Schweizerinnen und Schweizer niedergelassen. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern wurde in den letzten Jahren durch die Unterzeichnung eines Rückübernahmeabkommens (2003) und eines Revisionsprotokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens (2006, Neufassung 2010) verstärkt. In der Schweizer Botschaft in Madrid wurde 2002 ein «Business Hub» eröffnet. Ein kultureller Höhepunkt war 2003 die Teilnahme der Schweiz an der Arco, einer Messe für moderne Kunst in Madrid. Im gleichen Jahr lancierte Präsenz Schweiz in Spanien ein mehrjähriges Landesprogramm. 2007 stand Valencia im Rampenlicht der Öffentlichkeit, als das Schweizer Alinghi-Team dort seinen Titel im America’s Cup verteidigte. 2008 nahm die Schweiz an der Weltausstellung in Saragossa teil.

Der zweite Tag des Staatsbesuchs beginnt am Freitag mit einem Frühstück, an dem König Juan Carlos und führende Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Wirtschaft sowie auch die Bundespräsidentin teilnehmen. Der wirtschaftliche Austausch zwischen der Schweiz und Spanien hat sich im vergangenen Jahrzehnt trotz der Krise mehr als verdoppelt. Der bilaterale Handel stieg 2010 um 8,9% auf 11,3 Milliarden Franken (Exporte 6,4 Milliarden, Importe 4,9 Milliarden). Spanien ist der zehntgrösste Abnehmer und der elftgrösste Zulieferer der Schweiz. Ende 2009 beliefen sich die Schweizer Investitionen in Spanien auf 15,7 Milliarden Franken. Die Schweiz belegt unter den ausländischen Investoren in Spanien den neunten Platz. Die Niederlassungen von 250 Schweizer Firmen in Spanien beschäftigen nahezu 55 000 Personen. Unter den ausländischen Investitionen in der Schweiz steht Spanien an elfter Stelle.

Für Freitag ist zudem ein kulturelles Programm vorgesehen. Das Königspaar besucht in der Fondation de l’Hermitage in Lausanne eine Ausstellung spanischer Maler, «El modernismo, de Sorolla à Picasso». Am Nachmittag ist im Palais de Beaulieu ein Treffen mit den in der Schweiz lebenden Spanierinnen und Spaniern vorgesehen. Nach einem Essen in ländlichem Rahmen wird das Königspaar dann am frühen Abend von Genf aus nach Madrid fliegen.

 

Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten