Bern, 01.03.2011 – Das reale Bruttoinlandprodukt der Schweiz (BIP) hat im 4. Quartal 2010 gegenüber dem 3. Quartal um 0,9% zugenommen*. Positive Wachstumsimpulse gingen von den Investitionen, der Handelsbilanz mit Waren sowie vom privaten Konsum aus. Auf der Produktionsseite trugen insbesondere die Industrie und das Kreditgewerbe zum Wachstum bei. Verglichen mit dem 4. Quartal des Vorjahres resultierte ein BIP-Wachstum von 3,1%.
Der private Konsum ist im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3% gestiegen. Positive Wachstumsbeiträge haben die Rubriken Nahrung, Kleidung, Verkehr, Nachrichten und Gesundheit geliefert. Die Rubrik Sonstiges, die zu zwei Dritteln aus Bank- und Versicherungsdienstleistungen besteht, war dagegen zum ersten Mal im Jahr 2010 rückläufig. Der Staatskonsum erhöhte sich im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 1,2%.
Die Bruttoanlageinvestitionen sind im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 4% gestiegen. Sowohl die Ausrüstungs- als auch die Bauinvestitionen entwickelten sich positiv, wobei die Ausrüstungsinvestitionen (+6,3%) stärker als die Bauinvestitionen (+1,2%) zunahmen. Getragen wurde das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen zu einem grossen Teil von der Rubrik Uhren, Präzisionsinstrumente und Medizinische Geräte.
Der Warenverkehr entwickelte sich im 4. Quartal positiv, der Dienstleistungsverkehr hingegen sehr negativ. Die Exporte von Waren (ohne Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten) stiegen gegenüber dem Vorquartal um 3,2% und damit deutlich stärker als in den beiden vorangegangenen Quartalen. Die starke Zunahme bei den Warenexporten ist in hohem Masse auf die positive Entwicklung der Rubrik Chemikalien und verwandte Erzeugnisse zurückzuführen. Dem Wachstum der Warenexporte stand eine ausgeprägte Kontraktion der Dienstleistungsexporte gegenüber (-5,8%). Eine Zunahme, jedoch weniger ausgeprägt als bei den Warenexporten, verzeichneten die Warenimporte, die um 1,3% zulegten. Die Dienstleistungseinfuhren gingen stark zurück (-4,4%).
Produktionsseitig war das BIP-Wachstum im 4. Quartal 2010 breit abgestützt. Als Haupttreiber erwiesen sich der durch die Industrie dominierte Sektor (+1,5%), der durch Finanzmarktdienstleistungen geprägte Sektor (+1,0%) sowie das Baugewerbe (+0,9%). Aber auch der Bereich Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Nachrichtendienste (+0,7%) sowie der durch öffentliche Dienstleistungen geprägte Sektor (+0,5%) verzeichneten Wertschöpfungszunahmen. Einzig in der Landwirtschaft (-2,0%) war die Wertschöpfung rückläufig.
Der Deflator des Bruttoinlandprodukts sank auch im 4. Quartal gegenüber dem entsprechenden Quartal des Vorjahres leicht (-0,5%), derweil der Konsumdeflator stagnierte. Während die Preise für Ausrüstungsgüter erneut zurückgingen (-1,9%), legten diejenigen der Bauinvestitionen um 0,7% zu. Die seit Frühjahr 2009 anhaltende negative Tendenz der Exportpreise setzte sich auch im 4. Quartal mit einem Rückgang um 1,8% fort. Die Importpreise sanken um 1,7%, womit auch hier ein seit Herbst 2008 anhaltender negativer Trend seine Fortsetzung fand.
Anhand der Ergebnisse der BIP-Quartalsschätzungen ergibt sich eine erste provisorische Schätzung für das Gesamtjahr 2010. Demzufolge nahm das reale Bruttoinlandprodukt um 2,6% zu; zu laufenden Preisen resultierte ein Anstieg um 2,0%. Für das erste Mal seit 1997 bildete sich im Jahr 2010 der BIP-Deflator (Preisindex des Bruttoinlandsprodukts) um 0,5% zurück. Die Handelsbilanz mit Dienstleistungen (Netto-Exporte) hat über das ganze Jahr 2010 massgeblich zum BIP-Wachstum beigetragen, während die Handelsbilanz mit Waren fast keine Wachstumsimpulse lieferte. Auch vom privaten Konsum und den Investitionen gingen positive Wachstumsimpulse aus. Auf der Produktionsseite des BIP verzeichneten insbesondere die Industrie, die Finanzintermediäre sowie die Unternehmensdienstleistungen deutliche Wertschöpfungszunahmen.
*Ohne gegenteilige Anmerkung werden die hier aufgeführten Veränderungsraten gegenüber dem Vorquartal (ohne Hochrechnung auf Jahresbasis) aus saison- und preisbereinigten Reihen berechnet. «Real» steht dabei als Abkürzung für die Formulierung «zu Preisen des Vorjahres, verkettete Werte, Referenzjahr 2000».