Bern, 21.01.2011 – Gemeinsam haben politische Vertreterinnen und Vertreter heute das Raumkonzept Schweiz der Öffentlichkeit vorgestellt. Hauptziel des Raumkonzepts ist es, erstmals eine gemeinsame Vorstellung der künftigen räumlichen Entwicklung der Schweiz zu erhalten. Das Raumkonzept präsentiert Ziele und Strategien für die nachhaltige Nutzung des knappen Guts Boden und eine bessere Zusammenarbeit.
Unter anderem wird eine bessere Koordination von Verkehrs- und Siedlungsentwicklung angestrebt, um den Bodenverbrauch und die Kosten zu senken.
Der Landschafts-, Wohn- und Wirtschaftsraum Schweiz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant verändert. Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, neue Ansprüche der Einzelnen an Wohnraum, Freizeit und Mobilität haben in vielen Regionen der Schweiz zu ausgedehnten Siedlungsflächen und zur Zersiedelung einst offener Landschaften geführt. Die Verkehrsnetze stossen heute an ihre Grenzen, was Kapazität, Finanzierung und Umweltfolgen betrifft. Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE hat deshalb 2005 im Raumentwicklungsbericht festgestellt, dass sich das Land räumlich nicht nachhaltig entwickelt. Bund, Kantone, Städte und Gemeinden haben in der Folge beschlossen, gemeinsam ein Raumkonzept für die Schweiz zu entwickeln.
Weiteres verdichtetes Wohnen – kein neues Land soll überbaut werden
Das Raumkonzept Schweiz ist als Orientierungs- und Entscheidungshilfe für alle Akteure in der Raumentwicklung von den Gemeinde- bis zu den Bundesbehörden konzipiert. Es will erreichen, dass wichtige Qualitäten und Standortvorteile der Schweiz wie die hohe Lebensqualität, die Vielfalt und Schönheit der Landschaften und die internationale Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft auch für künftige Generationen erhalten und gestärkt werden. Es schlägt unter anderem folgende gesamtschweizerische Strategien vor:
- Die Entwicklung von Siedlungen soll künftig konsequent auf bereits mehrheitlich überbaute Gebiete gelenkt werden.
- Urbane Verdichtungsräume, ländliche Zentren und Ortskerne sind so zu gestalten, dass sie Freiräume wie Pärke und Plätze enthalten, was die Wohn- und Lebensqualität erhöht.
- Als Voraussetzung für ein wirtschaftliches Verkehrssystem sollen die Siedlungen und das Verkehrsnetz besser aufeinander abgestimmt werden.
- Die optimale Auslastung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur soll in der Planung künftig Vorrang vor dem Bau neuer Verkehrswege haben.
- Die Akteure in der Raumplanung sind aufgefordert, räumliche Rahmenbedingungen für die Energieeffizienz (zum Beispiel kurze Wege) und die Nutzung erneuerbarer Energien zu schaffen.
- Die noch unverbauten, Identität stiftenden Landschaften sollen in der Planung besser in Wert gesetzt werden, etwa als Räume für die (Nah-)Erholung, die Artenvielfalt und eine multifunktionale Landwirtschaft.
- Im globalen Wirtschaftswettbewerb setzt die Schweiz auf ihren Polyzentrismus, das heisst auf das Netz von Städten, ländlichen und touristischen Zentren sowie Bildungs-, Forschungs- und Kulturzentren. Diese sollen ihr jeweiliges Stärken-Profil schärfen und Synergien nutzen. Als internationale Lokomotiven sollen die Metropolitanräume und die Hauptstadtregion wirken.
Der vorliegende Entwurf des Raumkonzepts geht nun in eine breite Konsultation: Bundesrat, Kantonsregierungen und die Exekutiven von Städten und Gemeinden, aber auch Parteien, Verbände und weitere Interessengruppen können ihre Stellungnahmen bis Ende Juni 2011 einreichen. Ziel des Raumkonzepts Schweiz ist es, eine von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden akzeptierte Vorstellung der räumlichen Entwicklung zu gewinnen, um den Raum Schweiz gemeinsam dieser Vorstellung entsprechend zu gestalten.
Keine Erwähnung der Zuwanderung im Planpapier
Keine Erwähnung findet im Raumplankonzept des Bundes die weitere Entwicklung der Zuwanderung, die für viele Neubauten und Siedlungsprojekte verantwortlich ist, stagniert doch der Bestand der Schweizer Bevölkerung seit Jahren auf ca. 6 Millionen Einwohner. Wird die Schweiz auch weiterhin ständig durch Zuwanderung wachsen?
Quelle: Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation