Bern, 17.12.2010 – Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO hat im vergangenen Frühling das Aufsichtssystem über die Schweizer Zivilluftfahrt einem umfassenden Audit unterzogen. In ihrem nun publizierten Bericht attestiert die ICAO der Schweiz, über ein zweckmässiges und gut funktionierendes Aufsichtssystem zu verfügen.
Die ICAO – die Zivilluftfahrtorganisation der UNO mit Sitz in Montreal – überprüft mit Audits, wie die über 180 Mitgliedstaaten die von ihr erlassenen Normen umsetzen und wie sie die Aufsicht über die Sicherheit der Zivilluftfahrt-Akteure aus dem eigenen Land wahrnehmen. Das Audit-Programm dient einerseits dazu, die Anwendung der in der Praxis bewährten aviatischen Grundlagen weltweit zu standardisieren und anderseits die Sicherheit des gesamten Luftfahrtsystems kontinuierlich zu verbessern. Das umfangreiche Audit besteht aus acht Teilbereichen: Rechtsetzung, Organisation, Lizenzwesen, Flugoperationen, Lufttüchtigkeit von Fluggeräten, Flugsicherung, Flugplätze und Flugunfalluntersuchungen.
Das im vergangenen März durchgeführte Audit zum Aufsichtssystem über die nationale Zivilluftfahrt hat für die Schweiz zu einem positiven Ergebnis geführt. Die Auditoren attestierten der Schweiz, über eine zweckmässige Organisation, funktionierende Prozesse und gut qualifiziertes Personal in der Sicherheitsaufsicht zu verfügen. Eigentliche Sicherheitsmängel im System der Schweizer Zivilluftfahrt stellten die Kontrolleure keine fest, wie dem soeben erschienen Bericht der ICAO zu entnehmen ist.
Dennoch konstatierten die Auditoren verschiedene Abweichungen von den Vorgaben der ICAO. Dabei handelt es sich vor allem um formale Aspekte. So stimmen etwa einzelne europäische Regelungen für den Betrieb von kommerziellen Flugzeugen, die auch in der Schweiz gelten, nicht mit den Regelungen der ICAO überein. Dieses Thema werden die nationalen Behörden auf europäischer Ebene angehen. Als weiteren kritischen Punkt erwähnt der Bericht die knappen Ressourcen beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) für die Aufsicht über die Flugsicherung und den Flugwetterdienst. Diesen Mangel wird das Amt dank der von Bundesrat und Parlament genehmigten zusätzlichen 24 Stellen für Sicherheitsaufgaben in den kommenden Monaten beheben können. Mit einer Abweichung von 10,9 Prozent von den ICAO-Standards ist der schweizerische Wert weit besser als der Durchschnitt aller ICAO-Staaten (41,3 Prozent). Auch im Vergleich mit dem Durchschnitt der Mitgliedstaaten der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA (22 Prozent) steht die Schweiz gut da.
Die ICAO hatte bereits in den Jahren 2000 und 2003 ein Audit und eine Nachprüfung beim BAZL durchgeführt. In der Folge vollzog das Amt einen Wechsel in der Aufsichtsphilosophie und ging von punktuellen Kontrollen zu einem systematischen Sicherheits- und Risikomanagement über. Damit verbunden waren auch eine tief greifende Reorganisation des BAZL und ein in mehreren Etappen vollzogener Personalausbau