Neuchâtel, 23.11.2010 (BFS) – Drei Viertel der Studierenden an den Hochschulen gehen neben ihrem Studium einer Erwerbstätigkeit nach. Dies ist auch nach der Bologna-Reform der Fall. Dieser Anteil ist gegenüber dem Jahr 2005 jedoch leicht rückläufig. Die elterliche Unterstützung bleibt noch vor dem Erwerbseinkommen die grösste finanzielle Hilfe und beträgt durchschnittlich mehr als die Hälfte der Einnahmen der Studierenden. Der Anteil der Stipendien und Darlehen…
… an den Einnahmen der Studierenden beläuft sich auf weniger als 10 Prozent.
Dies sind Ergebnisse der Erhebung zur sozialen und wirtschaftlichen Situation der Studierenden, die zum zweiten Mal vom Bundesamt für Statistik (BFS) im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung und Forschung (SBF) durchgeführt wurde. Der Hauptbericht erfasst die aktuellen Erkenntnisse zu den Studien- und Lebensbedingungen an den Schweizer Hochschulen. Sein Inhalt ist von Interesse für die verschiedenen Akteure in der Politik und im Bildungswesen und stellt ein wichtiges Steuerungsinstrument der Hochschulen dar.
Drei Viertel der Studierenden gehen neben dem Studium einer Erwerbstätigkeit nach
75 Prozent der Studierenden an den universitären Hochschulen (UH) und 74 Prozent an den Fachhochschulen (FH) und den Pädagogischen Hochschulen (PH) üben eine Erwerbstätigkeit aus. Die Erwerbstätigkeit beschränkt sich nicht auf die Ferienzeit, denn mehr als vier Fünftel der Studierenden arbeiten auch während des Semesters.
An den universitären Hochschulen ist der Anteil der Studierenden, die einer Arbeit nachgehen, gegenüber 2005 (78%) leicht zurückgegangen. Dies trifft insbesondere auf die jüngsten Studierenden zu (bis 25 Jahre). Ob dieser Rückgang auf die Bologna-Reform, welche die Studiengänge stärker strukturierte, oder auf die zum Zeitpunkt der Erhebung im Frühling 2009 für kleinere Jobs ungünstige wirtschaftliche Lage zurückzuführen ist, kann noch nicht bestimmt werden.
An universitären Hochschulen gehen die Studierenden eines Masterstudiengangs häufiger einer Erwerbstätigkeit nach als die Studierenden eines Bachelorstudiengangs (79% gegenüber 71%). Die Art der Arbeit ist dabei sehr unterschiedlich. Im Masterstudium werden meistens studienbezogene Erwerbstätigkeiten ausgeübt oder solche, die auf eine berufliche Eingliederung hinzielen und eine spezifische Ausbildung erfordern. Im Bachelorstudium ist dies nicht der Fall, da vorwiegend Hilfsarbeiten verrichtet werden.
Mehr als die Hälfte der finanziellen Mittel werden von den Eltern erbracht
Die monatlichen Ausgaben der Studierenden schwanken je nach dem, ob Mietzins bezahlt werden muss oder nicht. Studierende, die bei ihren Eltern wohnen, können ihre Ausgaben durchschnittlich auf 1210 Franken beschränken, während die Studierenden mit Wohnkosten durchschnittlich 1870 Franken ausgeben. Unabhängig von der Wohnform hatten die Studierenden im Jahr 2009 ein um rund 100 Franken kleineres Budget als im Jahr 2005. Diese Abnahme zeigt sich bei den Ausgaben für Freizeitaktivitäten, die zwischen 2005 und 2009 um mehr als ein Drittel zurückgegangen sind. Die anderen Ausgaben blieben relativ stabil.
Der elterliche Beitrag beläuft sich auf durchschnittlich 55 Prozent der Einnahmen der Studierenden, während der Beitrag der Erwerbstätigkeit 36 Prozent ausmacht.
Nur 16 Prozent der Studierenden beziehen Ausbildungsbeihilfen. Diese machen jedoch durchschnittlich mehr als 30 Prozent ihrer Einnahmen aus. Der elterliche Beitrag variiert je nach sozialer Herkunft: Von 61 Prozent bei den Studierenden, die mindestens einen Elternteil mit einer abgeschlossenen Hochschulausbildung haben, bis zu 44 Prozent für solche, deren Eltern keine nachobligatorische Ausbildung absolviert haben.
Die Heterogenität der sozialen Herkunft ist in den Fachhochschulen ausgeprägter als in den universitären Hochschulen
In den universitären Hochschulen hat beinahe jede zweite Person einen Elternteil, der über eine abgeschlossene Hochschulausbildung verfügt (46%). Dieser Anteil ist in den Fachhochschulen tiefer als ein Drittel (30%) und sinkt gar auf 22 Prozent bei den Personen, die das Studium berufsbegleitend absolvieren. In den universitären Hochschulen-Fachbereichsgruppen «Technische Wissenschaften» und «Medizin und Pharmazie» sowie im Fachhochschulen-Fachbereich «Musik, Theater und andere Künste» beträgt dieser Anteil mehr als 50 Prozent.
21 Prozent der universitären Hochschulen-Studierenden und 31 Prozent der Fachhochschulen-Studierenden haben Eltern, die höchstens über eine Berufsbildung der Sekundarstufe II verfügen. Verglichen mit der Wohnbevölkerung derselben Altersklasse ist das Ausbildungsniveau der Eltern der universitären Hochschulen-Studierenden höher. Dies gilt jedoch nicht für die Eltern der Fachhochschulen-Studierenden. Diese Unterschiede bei der sozialen Herkunft sind grösstenteils auf die verschiedenen Zulassungswege für die zwei Hochschultypen zurückzuführen.
Die soziale Dimension des Hochschulstudiums im europäischen Vergleich
Auf internationaler Ebene ist die Erhebung des BFS Partnerin des Projekts «Eurostudent», das den Vergleich der Studien- und Lebensbedingungen der Studierenden in Europa zum Ziel hat. Fast 30 Länder nehmen daran teil. Die Ergebnisse dieses Projekts werden im Herbst 2011 Gegenstand einer Publikation sein.