Bern, 21.10.2010 – Der schweizerische Aussenhandel wies von Januar bis September 2010 ein beachtliches Wachstum aus, wobei die Importe (+ 8,1 %) leicht stärker stiegen als die Exporte (+ 7,5 %). Bezogen auf die Absatzmärkte entwickelte sich in den neun Monaten 2010 vor allem die Nachfrage aus Asien sowie Latein- und Nordamerika dynamisch.
Die Exporte wuchsen zwischen Januar bis September 2010 nominal um 7,5 % auf 143,5 Mrd. Fr. (real: + 6,6 %). Hinsichtlich der vierteljährlichen Entwicklung bestätigte sich die bereits im 2. Quartal registrierte Wachstumsverlangsamung im 3. Quartal. Saisonbereinigt (Vorquartalsvergleich) widerspiegeln die Ergebnisse diesen Verlauf. Die Preise der exportierten Güter stiegen um 0,9 %. Ohne die Pharmazeutika resul-tierte ein Preisabschlag von 3,2 % (real: + 11,1 %).
Die Importe erhöhten sich nominal um 8,1 % auf 128,6 Mrd. Fr. (real: + 7,7 %). Nach einem eher bescheidenen Jahresauftakt, schossen die Importe im 2. Quartal zwei-stellig in die Höhe. Im 3. Quartal verlangsamte sich die Dynamik auch einfuhrseitig, blieb aber insgesamt hoch. Die Preise der importierten Güter stiegen innert Jahrsfrist um lediglich 0,4 %. Unter Ausschluss des Pharmabereichs blieb das Preisniveau na-hezu unverändert (+ 0,1 %; real: + 8,0 %). In der Handelsbilanz kumulierte sich der Überschuss auf 14,9 Mrd. Fr.
Exporte im Dreivierteljahr 2010 nach Branchen und Ländern
Metall- und Uhrenindustrie: 3 Mal höheres Wachstum als die Gesamtexporte
Nach dem tiefroten Minus in der Vorjahresperiode vermochten – mit Ausnahme der Bekleidungsindustrie – alle wichtigen Exportbranchen ihre Auslandverkäufe zu stei-gern. Das kräftigste Plus schrieben dabei die Metall- und die Uhrenindustrie, die überdies die anderen Branchen wachstumsmässig deutlich hinter sich liessen.
Um 23 % stiegen die Verkäufe der Metallindustrie, dicht gefolgt von jenen der Uh-renindustrie mit + 21 %. Erstere konnte die Lieferungen in den Sparten Eisen und Stahl gleich um die Hälfte und jene von Aluminium um 37 % ausweiten. Im Rhythmus der Gesamtexporte erhöhte sich der Versand der Chemischen Industrie. Hier wie-sen mit Ausnahme des Schwergewichts Pharmazeutika (+ 5,4 %) alle Subgruppen ein zweistelliges Wachstum aus. Die Lieferungen von ätherischen Ölen, Riech- und Aromastoffen sowie von Roh- und Grundstoffen wuchsen dabei um je einen Viertel. Die Exporte der Kunststoffindustrie sowie der Maschinen- und Elektronikindust-rie nahmen um rund 7 % zu. Bei Letzterer vollzogen die Textilmaschinen die ein-drücklichste Wende (+ 46 %). Nennenswert sind auch die um einen Achtel gestiege-nen Lieferungen von elektrischen und elektronischen Artikeln. Ferner wurde in den Segmenten Stromerzeugung und Elektromotoren sowie Pumpen und Kompressoren ein Zehntel mehr exportiert. Dagegen ging der Absatz von Kraftmaschinen um einen Sechstel zurück. Zwischen 3 und 5 % stiegen die Exporte der Textilindustrie, der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie jene von Präzisionsinstrumenten. Im Nahrungsmittelbereich puschte die Sparte Kaffee (+ 25 %) den Gruppenumsatz massgeblich. Um 6 % erhöhten sich auch die Verkäufe von Schokolade. Der Aus-landumsatz der Papier- und Grafischen Industrie stagnierte, während jener der Bekleidungsindustrie noch stärker zurückging als in der Vorjahresperiode.
Asiens Märkte als Eldorado für schweizerische Exportprodukte
Mit Ausnahme Afrikas (- 3,4 %) stiegen die Exporte nach allen Kontinenten. Die Aus-fuhren nach Asien, Latein- und Nordamerika legten dabei zwischen 12 und 15 % zu. Dagegen blieb der Anstieg bei Europa (EU: + 4,2 %) unterdurchschnittlich.
Der Versand nach Singapur erhöhte sich innert Jahresfrist fast um die Hälfte (Chemi-kalien). Um zwei Fünftel wuchsen zudem die Exporte nach Hongkong, jene nach Tai-wan stiegen um einen Drittel. Die Ausfuhren nach Russland, China und Südkorea nahmen um je einen Viertel zu. Eine Reihe von Ländern verzeichneten ein Plus von 14 bis 21 %, namentlich Brasilien, Thailand, Indien, Tschechien, Kanada, die Türkei, Polen und Österreich. Die Ausfuhren in die grossen Volkswirtschaften USA und Deutschland stiegen um 12 bzw. 7 %.
Während die Lieferungen nach Frankreich stagnierten, gingen jene nach Japan um 4 % zurück. Die Exporte nach Griechenland sanken um 11 % und jene nach Däne-mark bildeten sich um einen Siebtel zurück.
Importe im Dreivierteljahr 2010 nach Waren und Ländern
Rohstoffe und Halbfabrikate als Zugpferde
In den neun Monaten 2010 wurde bei allen Verwendungszweckgruppen mehr einge-führt. Dabei reichte die Spannweite von + 4,7% hin zu 13,7 %. Bei den Energieträ-gern rührte das Plus allerdings nur von höheren Preisen her; real resultierte ein Rückgang um 3,4 %.
Der kräftige Anstieg bei den Rohstoffen und Halbfabrikaten stützte sich in erster Linie auf die massiven Mehrimporte von Metallen sowie elektrischen und elektroni-schen Artikeln, die gleich um 29 bzw. 27 % wuchsen. Aber auch die grösste Sub-gruppe, die Chemikalien, registrierte eine deutliche Erhöhung von 13 %. In gleichem Ausmass stiegen auch die Einfuhren von Uhrenteilen.
Im Konsumgüterbereich fiel die Nachfrage nach dauerhaften Gütern sichtbar höher aus als jene nach nichtdauerhaften. Bei Ersteren stachen neben den gestiegenen Importen von Personenautos (+ 19,3 %; Stück: + 20,3 %) vor allem jene von Bijoute-rie- und Juwelierwaren (+ 36,3 % bzw. + 1,8 Mrd. Fr.) hervor. Dabei handelt es sich vorwiegend um Goldornamente und Bijouterie zum Einschmelzen, hauptsächlich aus Vietnam. Die zu den nichtdauerhaften gehörenden Arzneiwaren wiesen ein Plus von 4,2 % aus. Dagegen sanken die Importe von Nahrungs- und Genussmitteln um 1 %.
Bei den Investitionsgütern überwogen ebenfalls die Pluszeichen. Am deutlichsten weiteten sich die Importe von Fabrikationsmaschinen aus (+ 9,7 %). Überdurch-schnittlich stiegen auch die Bezüge von Arbeitsmaschinen und -geräten (+ 7,6 %). Die Zufuhren der grössten Subgruppe, der Maschinen und Geräte des Dienstleis-tungsgewerbes, erhöhten sich um 4 %, und jene von Nutzfahrzeugen um 3 %. Bei Letzterer expandierten die Importe von Luftfahrzeugen um einen Viertel.
China: + 20 %
Die Schweiz bezog aus allen Kontinenten wertmässig mehr Güter. Mit einem Plus um je einen Viertel weiteten sich die Importe aus Lateinamerika und Asien besonders dynamisch aus. Während aus Europa bzw. der EU 6 % mehr eingeführt wurde, nah-men die Bezüge aus Nordamerika insgesamt nur minimal zu.
Auf Stufe Land verdoppelten sich die Einfuhren aus Aserbeidschan (Erdöl). Aus Hongkong, Vietnam (Goldornamente und Bijouterie) und Kasachstan wurde je rund ein Drittel mehr Güter importiert. Zwischen 17 und 24 % wuchsen die Zufuhren aus Irland, Polen, China, Indien und Tschechien. Nennenswert sind auch die Mehrimpor-te aus dem Vereinigten Königreich, Spanien und Japan mit einem Plus von je 12 %.
Demgegenüber gingen die Einfuhren aus Frankreich um 3 % und jene aus Kanada sogar um 23 % (Chemikalien) zurück.