Bern, 10.08.2010 – Die Rinder, die Ende Juli auf der Alpe Scex im Mittelwallis tot, respektive schwer verletzt aufgefunden wurden, sind von einem oder mehreren Wölfen italienischer Herkunft angegriffen worden. Zudem wurden die Schafe von anfangs Juli auf der Varneralp von einem Wolfspaar gerissen. Dies bestätigen die DNA-Analysen am…
…. Laboratoire de Biologie de la Conservation de l’Université de Lausanne.
Am 22. Juli 2010 fand ein Alphirte auf der Alpe Scex ein totes Rind. Der zweite Angriff auf ein Rind auf der Alpe Scex ereignete sich in der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 2010. Das Rind konnte in die Nähe der Wirtschaftsgebäude fliehen, trug aber schwere Verletzungen davon.
Aufgrund der Einschätzungen der Interkantonalen Kommission für das Grossraubtiermanagement des Wallis (IKK) und da momentan noch keine erprobten Präventionsmassnahmen für Rinder bestehen, hat der zuständige Regierungsrat im Wallis letzte Woche einen Wolf zum Abschuss freigegeben (siehe unten).
Die vorliegenden, vom BAFU finanzierten DNA-Analysen bestätigten nun, dass ein Wolf für die zwei Attacken auf die Rinder verantwortlich war. Weitere Analysen zur besseren Identifikation des Tieres, zur Bestimmung seines Geschlechts und zur abschliessenden Beurteilung, ob es ein einzelner Wolf war, sind zurzeit noch im Gang.
Ein Wolfspaar auf der Varneralp
Zwischen dem 2. und dem 5. Juli 2010 gab es zudem auf der benachbarten Varneralp mehrere Angriffe auf Schafe. Sechs Schafe wurden dabei getötet, fünf verletzt. Bereits zuvor, am 22. Juni 2010, wurden auch auf der Alpe Scex vier Schafe von Wölfen gerissen. Frühere DNA-Analysen zeigten, dass auf der Varneralp ein Wolf für die Risse verantwortlich war. Gestern Montag meldete das Laboratoire de Biologie de la Conservation de l’Université de Lausanne, dass tatsächlich zwei verschiedene Wölfe an den Schafkadavern waren: zum einen das seit einigen Jahren bekannte Männchen aus den Nordwestalpen (Kantone Bern und Freiburg) und zum andern, das seit letztem Jahr bekannte Weibchen aus dem Val de Dix (Kanton Wallis). Damit ist erstmals eine Paarbildung bei der geschützten Art Wolf in der Schweiz nachgewiesen. Detaillierte DNA-Analysen der Proben, welche von den attackierten Rindern auf der Alpe Scex genommen wurden, werden zeigen, ob das gleiche Wolfspaar auch für diese Angriffe verantwortlich ist. Dieser Fall ist sehr wahrscheinlich.
Abschuss eines Wolfes auf der Alpe Scex bewilligt
Aufgrund der Riss- und Spurenanalysen des Wildhüters auf der Alpe Scex, sowie der Tatsache, dass im Juni auf der benachbarten Varneralp mehrfach ein oder mehrere Wölfe nachgewiesen worden waren, schloss die zuständige Interkantonale Kommission für das Grossraubtiermanagement des Wallis (IKK) am 29. Juli 2010 eindeutig auf einen Wolf als Verursacher der Rinderangriffe. Die Kommission, in der das Bundesamt für Umwelt Einsitz hat, schloss weiter, dass der Abschuss eines Wolfs zur Verhinderung weiterer Schäden an Grossvieh in Betracht gezogen werden kann, da momentan noch keine erprobten Präventionsmassnahmen für Rinder bestehen. In der Folge gab der zuständige Regierungsrat im Wallis am 3. August 2010 einen Wolf zum Abschuss frei. Das Herdenschutzprogramm des BAFU startete auf der Alpe Scex gleichzeitig einen Präventionsversuch mit einem Hirten und drei Schutzhunden, die eine kleine Schafherde bewachen. Es besteht die Hoffnung, dass die Präsenz der Schutzhunde Wölfe von der Alp fernhält.
DNA-Analysen für ein genetisches Monitoring der Wölfe
Gemäss Wolfskonzept Schweiz sind DNA-Analysen keine zwingende Entscheidgrundlage vor der Genehmigung eines Abschusses. Die IKK entscheidet primär aufgrund der Rissspuren vor Ort. Dies, weil die Proben nicht immer genügend DNA für die aufwändigen Analysen enthalten und somit zum Teil keine Resultate ergeben. Die Labor-Analysen dienen vor allem der späteren Überprüfung der Entscheide und dem genetischen Monitoring des Schweizer Wolfbestandes. Bis heute stimmen die Laboranalysen und die IKK-Entscheide in allen Fällen überein.