Othmar Fischlin leitet das Medieninstitut des Verbands SCHWEIZER MEDIEN. Er verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Medienforschung, Mediaplanung, Medienvermarktung und Medien-Monitoring. Diese konnte er sich in verschiedenen Funktionen in der Schweiz wie auch international als Fachspezialist und Führungskraft u.a. bei Publicitas, PubliGroupe und Argus der Presse aneignen. Der Marketing- und Kommunikationsfachmann war selbst viele Jahre an verschiedenen Fachschulen als Dozent und Prüfungsexperte tätig und stand Nadia Vitale für ein interessantes Interview über die Zukunft der Medien und deren Vermarktung und Monetarisierung zur Verfügung:
Lieber Othmar Fischlin: Sind Sie bereit, für Webcontent zu bezahlen?
Othmar Fischlin: Selbstverständlich! So wie ich ganz allgemein bereit bin, für eine Leistung, von der ich der Meinung bin, dass ihr Preis gerechtfertigt ist, etwas zu bezahlen. Beispielsweise nutze ich rund die Hälfte aller News- und Wirtschaftsmedien in digitaler Form und bezahle dafür.
Welche Werbe-/Marketingidee wünschten Sie, wäre von Ihnen gekommen?
Man soll ja nie dem nacheifern, was man selbst nicht geschaffen hat. Aber es gibt schon immer wieder Ideen von Nachhaltigkeit, welche durch ihre Einfachheit verblüffen. Spontan kommt mir da die Geschichte um das Geheimnis der Kräutersulz beim Appenzeller Käse in den Sinn, welche seit Jahren nahezu eine Mystik um nichts anderes als Käse schafft.
Wie orientieren Sie sich über Trends?
Nun da spielen Fachmedien eine wichtige Rolle. Ich glaube, dass Fachmedien,egal ob auf Papier, digital oder als Blog, einen wesentlichen Beitrag zur Vermittlung von Trends und Innovationen leisten. Da herrscht ein harter Wettbewerb undMedienschaffende müssen ständig neu beweisen, dass sie das Gras wachsen hören. Sie sind für mich wichtiger Orientierungsanker für Trends. Zudem bin ich ein Beobachter und tue das gerne und leidenschaftlich. Sei es in den Öffentlichen Verkehrsmittel, im Café oder sonst wo. Wenn man sich an solchen Gemeinplätzen mit offenen Augen bewegt, bekommt man eine ganze Menge mit über das, was die Leute beschäftigt und was ihnen wichtig ist.
Welche Tätigkeit beherrschen Sie neben Ihrem Beruf so gut, dass man Sie dafür bezahlen würde?
Wie erwähnt, bin ich ein passionierter Zuhörer und Beobachter und dies aus Interesse an Menschen. Nur habe ich bis heute (leider) noch niemanden gefunden, der bereit ist, dafür Geld zu investieren.
Ich glaube letztendlich an das Gute im Menschen.
Othmar Fischlin, Leiter Medieninstitut SCHWEIZER MEDIEN
Woran glauben Sie, obwohl Sie es nicht beweisen können?
Letztendlich an das Gute im Menschen, so abgedroschen das auch klingen mag und auch in Anbetracht der jüngsten schrecklichen Ereignisse, glaube ich, dass in jedem Menschen das Gute schlummert. Wenn es verpasst wird, dies zu aktivieren, dann besteht das Risiko, dass es zu solchen Entgleisungen kommen kann, wie wir sie jüngst erlebten. Nur eben beweisen kann ich das nicht…
Whats the next big Thing?
Ich glaube, dass das Internet der Dinge, welches wir jetzt in Frühphasen erleben, in den nächsten Jahren zu einigen „big Things“ führen wird. Selbstfahrende Autos und in Farmtieren implementierte Bio-Chips zeigen uns heute schon auf, wohin die Reise gehen wird. Im Bereich der Medien z.B. werden wir Plattformen erleben, welche uns Usern genau den Content liefern werden, der unseren Bedürfnissen am besten entspricht, in einer Form, wie das kein Vollprogramm je können wird.
Wie sieht Werbung/die Werbebranche in 20 Jahren aus?
Wenn ich dies wüsste, würde ich es kaum hier preisgeben 😉 Aber persönlich glaube ich, dass es irgendwann wieder ein Revival der klassischen Kampagne geben wird. Zurzeit ist die Werbeindustrie von einer Art „Big-Data-Collecting-Euphorie“ besessen und man glaubt, aus unserem Verhalten heraus die künftigen Bedürfnisse von uns Konsumenten ableiten zu können. Das mag zwar für viele Produkte und Dienstleistungen zutreffen aber ich denke für mindestens ebenso viele ist dem nicht so. Ganz im Gegenteil: Weil ich zufälligerweise in den letzten Jahren mehrmals in Portugal war, heisst das noch lange nicht, dass ich nur noch an der Algarve oder an Lissabon Interesse habe. Da bin ich überzeugt, wird in den nächsten Jahren wieder ein Besinnen auf die ganz ureigentümliche Rolle der klassischen Werbung und kommerziellen Kommunikation stattfinden. Wo es u.a. darum geht, Bedürfnisse zu wecken und mir als Konsument Alternativen aufzuzeigen.
Das Interview wurde von Nadia Vitale geführt und HappyTimes mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt, besten Dank!
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