Nach 17 Jahren Bauzeit und knapp sechs Jahre nach dem Durchschlag am 15. Oktober 2010 (Bild) wurde der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel feierlich eröffnet (Foto: AlpTransit Gotthard AG).
Am historischen 1. Juni 2016, volle 17 Jahre nach der ersten Sprengung im Hauptstollen, wurde mit dem 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel der längste Eisenbahn-Tunnel der Welt offiziell eröffnet. Vertreter aus Politik und Wirtschaft feierten die pünktliche Eröffnung des neuen Schweizer Weltwunders, das mit Steuergeldern der kleinen Schweizer für das grosse Europa gebaut wurde. Drei Tunnelbauer des Bauunternehmens Implenia aus dem zürcherischen Wallisellen, die am Jahrhundertbauwerk zum Teil seit Beginn mitgearbeitet hatten, blicken für uns zurück:
57 Kilometer durch den Gotthard: 80% gebohrt, 20% gesprengt
Für die Tunnelbauer war der Bau technisch eine besondere Herausforderung. So galt es, unterschiedliche Gesteinsschichten zu durchbohren, vom harten Granit bis zu stark zerbrochenen Sedimenten. Der Vortrieb in den Hauptröhren erfolgte zu 80 Prozent mit Tunnelbohrmaschinen und zu 20 Prozent mit konventionellem Sprengvortrieb. Insgesamt wurden 28,2 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial aus dem Tunnel befördert. Um Zeit und Kosten zu sparen, arbeiteten die Mineure gleichzeitig an verschiedenen Abschnitten. So waren zum Beispiel zu Spitzenzeiten über 400 Mitarbeitenden der Walliseller Baufirma Implenia auf den verschiedenen Losen beschäftigt.
Durch Zugangsstollen und Schächte gelangten Menschen, Material und Maschinen zu den Baustellen im Berg. Mit einer Felsüberlagerung von bis zu 2300 Metern ist der Gotthard-Basistunnel auch der am tiefsten unter Tag liegende Eisenbahntunnel der Welt. Im Berg betrug die Temperatur bis zu 50 Grad Celsius.
„Ich bin stolz auf die Mineure und alle beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dieses Jahrhundertbauwerk mit viel Schweiss, Leidenschaft und Kompetenz ermöglicht haben. Ihnen gilt unser aller Dank“, so Implenia CEO Anton Affentranger stolz gegenüber HappyTimes. Der Gotthard-Tunnel sei ein weltweiter Showcase – in technischer, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Die Schweiz habe gezeigt, dass ein konstruktives Zusammenspiel von Bauherren, Auftragnehmern, Aufsichtsbehörden und überhaupt allen Interessengruppen möglich ist.
Drei Gotthard-Veteranen blicken zurück
Drei Mitarbeiter des längsten Tunnels der Welt, blicken am heutigen Eröffnungstag zurück, und erzählen Ihnen ihre Eindrücke der letzten Jahre, die sie unter der Erde am Bau des Jahrhunderprojekte Gotthard-Basistunnel verbracht hatten:
Gencarelli Carmine war 10 Jahre lang, von 2000 bis 2010, u.a. Fahrer der Tunnelbohrmaschine im Baulos Bodio/Faido. Er arbeitet seit Mai 2016 auf der Implenia Baustelle für die neuen Stoosbahn:
«Wenn ich heute als ehemaliger TBM-Fahrer das Ergebnis unserer täglichen Anstrengungen sehe, denke ich: Wow! Der Gotthard-Basistunnel ist ein Jahrhundertprojekt, das noch viele künftige Generationen nutzen werden. Ein schönes Gefühl, hier einen Beitrag geleistet zu haben.»
Christian Krauer war 7 Jahre lang, von 2004 bis 2011, bei Implenia Baustellenleiter für die ARGE Transco Sedrun. Danach bis zu seiner Pensionierung 2012 war er bei Implenia in verschiedenen Senior Projektleiter-Funktionen tätig. Heute ist er selbstständiger Berater:
«Die NEAT hat über sieben Jahre meinen Alltag geprägt. Im Baustellendorf in Sedrun hat sich damals eine multikulturelle Familie auf Zeit gebildet. Nebst dem Stolz auf den fertigen Tunnel, löst die heutige Einweihung bei mir deshalb vor allem auch Erinnerungen an die vielen Menschen aus, die zum Gelingen dieses Jahrhundertprojekts beigetragen haben.»
Ferdinand Eibel war 5 Jahre lang von 2005 bis 2010 als Polier auf NEAT-Baustellen tätig, zuerst in Faido und dann in Sedrun. Heute baut er für Implenia an der steilsten Schrägbahn der Welt, der Stoosbahn:
«Am längsten Tunnel der Welt mitgearbeitet zu haben, darauf bin ich schon stolz. Der Bau war anspruchsvoll und verlangte uns alles ab. Es heisst ja nicht umsonst, ’der harte Gotthard’, aber wir Mineure waren eben härter!» (Quelle: Mannheimer Morgen, Ausgabe vom 27. Mai 2016)
Quelle: Implenia
Bilder: © Implenia