Saubere Dreckschweinchen – Herziger Wildschwein-Nachwuchs im Zoo Basel


Lassen die Sau heraus: Herzige Wildschweinchen toben im Zoo Basel herum.

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Auf der Wildschwein-Anlage im Zoo Basel geht es rund. Fünf Frischlinge von zwei Müttern sind am 12. Juli und am 17. Juli geboren worden. Auch drei ältere Junge vom Februar dieses Jahres toben noch mit über die Anlage. Eine richtige Saubande deren Eltern alle Hände, oder Hufe, voll zu tun haben um sie im Zaum zu halten. Die Frischlinge im Zoo Basel tragen noch ihr für Jungtiere typisches, hübsches Streifenkleid. Erstmals wurde zudem im Zoo Basel entdeckt und beschrieben, dass Schweine ihr Futter waschen, bevor sie es fressen. Schweine sind also sauberer als gedacht:

Das "Dreckschwein" ist sauberer als gedacht

Eigentlich kaum zu glauben, dass der Ruf von Schweinen nicht besonders gut ist: „Du frisst wie ein Schwein“, „dreckig wie ein Schwein“ – viele Schimpfwörter suggerieren im Volksmund, dass Schweine speziell unsaubere Tiere seien. Eine neue Entdeckung zeigt nun, dass Schweine noch sauberkeitsliebender sind als bisher bekannt war. Wildschweine wurden dabei beobachtet, wie sie ihr Futter waschen. Entdeckt wurde das Verhalten im Zoo Basel. Serviert man den Basler Wildschweinen Früchte, an welchen Sand klebt, tragen sie diese zum Wasser und waschen sie ausgiebig, bevor sie sie verzehren.

Schlaues Schwein: Nahrung wird zuerst säuberlich gewaschen

Dem Waschen ähnliches Verhalten wird bei so verschiedenen Tiergruppen wie Vögeln, Affen oder auch bei Waschbären beobachtet. Häufig handelt es sich dabei jedoch eher um ein Anfeuchten der Nahrung. Echtes Waschverhalten zielt darauf ab, unerwünschte Stoffe, wie Kies oder Sand zu entfernen. Dies erfordert eine Unterscheidung zwischen sauberem und „verschmutztem“ Futter und vorsätzliches Transportieren zu einer Wasserquelle. Genau dies tun die Wildschweine im Zoo Basel. Warum Wildschweine ihr Futter waschen, kann nur vermutet werden. In Anbetracht der Tatsache, dass das Kauen auf Sand oder Kies die Zähne stark abnützen und so schädigen kann, ist das Waschen von schmutziger Nahrung ein evolutionär sinnvolles Verhalten.

Obelix würde es freuen: Wildschweinbestand hat in den letzten Jahren rasant zugenommen

Wildschweine werden im Zoo Basel bereits seit 1931 gehalten. Heute ist es kaum vorstellbar, aber damals war das Wildschwein in der Schweiz ein seltenes Tier. In den vergangenen 20 bis 30 Jahren hat der Wildschweinbestand rasant zugenommen – viele Tausend Tiere leben heute bei uns. Wie viele genau, weiss man nicht genau. Die Bestände schwanken stark, und obwohl sie immer häufiger auch in der Nähe des Siedlungsraumes auftauchen, sieht man Wildschweine nur selten, denn sie leben heimlich und versteckt. Meist beweisen nur Spuren, Suhlen oder verwüstete Maisfelder nach ihren nächtlichen Gelagen ihre Existenz.

Borstige Lebenskünstler

Das Wildschwein ist eine der am weitesten verbreiteten Säugetierarten der Welt. Genau wie einem anderen Säugetier, dem Menschen, gelang es ihm, den ganzen Globus zu besiedeln. Nur Wüsten und Hochgebirge gehören nicht zu seinen Lebensräumen. In Europa waren Wildschweine über 500‘000 Jahre hinweg heimisch. Wegen dem grossflächigen Abholzen der Wälder in der Neuzeit nahmen sie kontinuierlich ab, bis Mitteleuropa im 18. und 19. Jahrhundert weitgehend wildschweinfrei war. Lange Zeit lebten sie nur noch in den Tiergärten und „Sauparks“ der Adligen. Die Aufforstungen Ende des 19. Jahrhunderts sorgten für die langsame Rückkehr des borstigen Allesfressers. Die früher eintreffenden und milderen Winter, die fehlenden natürlichen Feinde sowie das gute Nahrungsangebot mit Eicheln, Bucheckern und intensiver Getreidewirtschaft beschleunigten in den letzten Jahrzehnten den Aufschwung der Schwarzkittel.

Eines ist sicher: Die Wildschweine werden wir so schnell nicht wieder los. Sie sind extrem anpassungs- und lernfähig, was auch die waschenden Wildschweine im Zoo Basel beweisen.

Nachweis Details zum Waschverhalten: Not eating like a pig: European wild boar wash their food, Animal Cognition (Springer), July 2015.

Quelle: Zoo Basel
Bild: © Zoo Basel

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