BERLIN. Attraktionen in Hülle und Fülle, ein kulturelles Angebot wie sonst nirgendwo – nur Honeckers „Lampenladen“ ist weg. Die Hauptstadt Berlin ist zu Recht der größte Besuchermagnet Deutschlands und schon lange kein Mauerblümchen mehr. Impressionen von einem Besuch.
Baukranbesitzer oder -vermieter müsste man in Berlin sein. Bei jedem Besuch drängt sich der Gedanke aufs Neue auf, denn nach wie vor wird an allen Ecken und Enden der Hauptstadt gebaut. Mauerblümchen? Trister Koloss? Alles Grau in Grau? Von wegen. Die Stadt pulsiert ohne Pause – überall entsteht ständig Neues, Buntes. Und so stellt sich bei jeder Berlin-Visite die Frage: Was hat sich seit dem letzten Mal verändert?
Berlin: Mit dem Schiff über die Spree
Die erste Sichtung machen wir auf einer dreieinhalbstündigen Rundfahrt mit dem Schiff über die Spree und über den Landwehrkanal. Diese ist übrigens zu jeder Jahreszeit hoch spannend. Viele relevante Highlights der Millionenstadt ziehen vorüber. Nur von einem Anziehungspunkt der Vergangenheit ist nichts mehr zu sehen. Vom früheren Palast der Republik, den die Berliner auf ihre herrlich schnoddrige Art in Anspielung auf Ex-DDR-Staatschef Honecker nur „Erichs Lampenladen“ nannten, ist nichts mehr übrig – ein wahrlich trauriger Anblick gegenüber dem prächtig herausgeputzten Berliner Dom. Die Baukräne, die hier noch zum Abriss des asbestverseuchten Gebäudes eingesetzt wurden, hätte man eigentlich gleich stehen lassen können, denn an Stelle der Kommunisten-Palastes soll ein Nachbau des zu DDR- Zeiten gesprengten Berliner Stadtschlosses entstehen.
O2 Arena in Berlin
Ob es so imposant ausfallen wird wie die neue O2-Arena? Die riesige, blaue Multifunktionshalle bietet nun einen eigenartigen Kontrast zur East Side Gallery, also jenem mit Graffitis versehenen Abschnitt der Berliner Mauer zwischen dem Ostbahnhof und der Oberbaumbrücke. Auch wenn die Farbe am einstigen „imperialistischen Schutzwall“ inzwischen mächtig bröckelt und die bekanntesten Motive erblasst oder übermalt sind, treffen hier im Minutentakt Sightseeingbusse mit Touristen aus aller Herren Länder ein.
Standort der Berliner Mauer
Kein Wunder – fast nirgendwo sonst in Berlin ist etwas von den menschenverachtenden Sperranlagen erhalten geblieben. Hier und da markieren höchstens noch Linien oder bunte Pflastersteine den Verlauf der Mauer in der zwischen 1961 und 1989 geteilten Stadt. „Lovely“, ruft eine Touristin aus Korea verzückt vor dem Bild des mit Sowjetchef Breschnjew knutschenden Honecker und posiert lachend für Dutzende von Fotos. Dass hier einst Schießbefehl und die Macht der Maschinengewehre galten, können sich viele Besucher kaum noch vorstellen. Zweifelsohne sind die Liegestrände mit den Freiluftsofas am Spreeufer jetzt auch viel einladender.
Ein unbedarfter Besucher wird ohnehin kaum herausfinden, wo mal West- und wo mal Ost-Berlin war. Längst ist die Stadt zusammengewachsen und an manchen Ecken doch (herrlich) fremdartig. Ganze Quartiere in Kreuzberg sind fest in türkischer Hand. Warum eigentlich nach Ankara oder nach Istanbul fahren? Die besten Kebabs oder Köfte der Welt gibt es rund um die U-Bahn-Stationen Görlitzer Bahnhof und Kottbusser Tor. Und wer einmal nach Her-zenslust orientalisch feilschen will, muss nur dienstags oder freitags zum „Türkenmarkt“ kommen. So verwundert es nicht, dass gerade in diesen quirligen Vierteln einige Läden noch bis tief in die Nacht – oder gar durchgehend – geöffnet sind. Als erstes deutsches Bundesland hat Berlin nämlich die Laden¬schlusszeiten völlig liberalisiert und wird so dem Ruf der „Stadt, die niemals schläft“ noch mehr gerecht.
Reichstag in Berlin besuchen
Aus allen Teilen der Welt und aus allen Regionen Deutschlands kommen auch die Besucher, die sich mit uns in die Warteschlange am Reichstag eingereiht haben. Längst sind die Dachterrasse und die Kuppel des Parlaments zur großen Attraktion avanciert. Zur kostenlosen übrigens, denn den fantastischen Ausblick über Berlin gibt es zum Nulltarif. Erstaunlich, von hier oben zu sehen, was in den Jahren nach der Wiedervereinigung alles neu entstanden ist: etwa der Potsdamer Platz mit dem Sony-Areal oder das Kanzleramt, das ob seiner Form im Volksmund nur „Angelas Waschmaschine“ heißt. Oder der neue Hauptbahnhof oder der Neubau der Akademie der Künste oder die neuen Abgeordnetenbauten. Oder, oder, oder… Dafür hat sich auch die fast einstündige Wartezeit vor der Sicherheitskontrolle des Reichstags gelohnt.
Bustour durch Berlin
Im Handgepäck haben wir die Berlin WelcomeCard, die für kleines Geld nicht nur freie Fahrt in S- und U-Bahnen, Bussen und der Tram ermöglicht, sondern auch vergünstigte Preise in Museen und Attraktionen beschert. Mindestens zwei Bustouren sind bei jedem Berlin-Besuch obligatorisch: die mit den Linien 100 und 200 vom Bahnhof Zoo. Wie an einer Perlenkette werden die Wahrzeichen der Stadt abgeklappert: Gedächtniskirche, Brandenburger Tor, Alexanderplatz, Sankt-Hedwigs-Kathedrale, Rotes Rathaus, Nikolaiviertel, Reichstag, Siegessäule, Deutsche Staatsoper, Lustgarten oder Fernsehturm. Man muss schon viel Zeit mitbringen, um überall Station zu machen. Rundum empfehlenswert sind auch die samstags angebotenen Fahrten mit der Panorama-S-Bahn. Selbst Queen Elisabeth II. war schon mit dem ungewöhnlichen Zug unterwegs.
Nach so vielen, bärig guten Eindrücken haben wir uns eine Verschnaufpause verdient. Die legen wir in einem Straßencafé am Prenzlauer Berg ein. Auch hier ist der Wandel unübersehbar: Das einstige Arbeiterviertel verändert sich immer mehr in ein schickes Wohnquartier. Überall wird gewerkelt und saniert. Ja, man müsste in Berlin Baukranbesitzer oder -vermieter sein …
Quelle: Joachim Sterz, Berlin Tourismus
Infos über Berlin
Allgemein: Berlin ist die Stadt der Superlative. Mit 3,4 Millionen Einwohnern und einer Fläche von über 891 Quadratkilometern ist Berlin gleich in doppelter Hinsicht Deutschlands größte Stadt. 95 Ortsteile sind ebenfalls rekordverdächtig. Jeder einzelne der zwölf Stadtbezirke weist die Einwohnerzahl einer mittleren Großstadt auf. Touristisch ist die Bundeshauptstadt das Top-Ziel Deutschlands – 2007 wurden etwa 140 Millionen Besucher registriert. Die Stadt glänzt mit einer Vielzahl an Theatern und Museen; bereits seit 1999 gehört die Museumsinsel zum UNESCO-Weltkulturerbe. Rund 18 Prozent des Berliner Stadtgebiets sind bewaldet.
Anreise: Sternförmig laufen die Autobahnen A 2 (von Magdeburg), A 9 (von Leipzig), A 13 (von Dresden), A 12 (von Frankfurt an der Oder), A 11 (von Stettin) und A 24 (von Hamburg) auf Berlin zu. Rund um Berlin besteht ein geschlos¬sener Autobahnring, die A 10.
Umweltzone: Autofahren ist im Zentrum Berlins nur noch mit der Umweltplakette erlaubt – das gilt übrigens auch für ausländische Fahrzeuge. Das 88 Quadratkilometer große Gebiet der Umweltzone wird durch den inneren S-Bahn-Ring begrenzt, der wegen seiner Form auch „großer Hundekopf“ genannt wird. Die Teile der Stadtautobahn innerhalb des S-Bahn-Rings sind frei befahrbar. Wer in der Umweltzone ohne gültige Plakette ertappt wird, muss mit 40 Euro Bußgeld und einem Flensburg-Punkt rechnen.
Berlin WelcomeCard: Empfehlenswert ist es, das Auto abzustellen und die Riesenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu entdecken. Besonders attraktiv ist für Touristen die Berlin WelcomeCard. Die Berlin WelcomeCard wird in den Infostores – unter anderem im Hauptbahnhof, am Reichstag oder im Neuen Kranzler Eck – verkauft.
Quelle und weitere Informationen: Berlin Tourismus www.visitberlin.de .
Transparenz: Wir haben für diesen Artikel von Berlin Tourismus keinerlei Bezahlung erhalten.