„Ich, der Astronaut mit Augenklappe“ Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat


Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat

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Ich, der Astronaut mit Augenklappe

Fritzli, was möchtest Du einmal werden? Diese Frage haben Sie bestimmt gefühlte zig tausendmal als Kind über sich ergehen lassen müssen. Auch ich habe mich diesem Kreuzverhör gestellt. Nur, alles was ich werden wollte, dufte ich nicht. Millionär, Pilot, Rennfahrer, Pirat, Fäärimaa, Astronaut, Psychiater. Sie haben richtig gelesen. Als Psychiater den ganzen Tag Menschen auf der Couch zuzuhören, weshalb sie nicht Pilot, Millionär, Rennfahrer, Pirat, Fäärimaa oder Astronaut geworden sind, wäre eine Berufung gewesen.

Du hast geschickte Hände, wurde mir irrsinnigerweise suggeriert. Die Mechanischen Werkstätten in Basel erkoren mich nach 3 chaotischen Tagen flugs zum Stift ohne Kopf und ohne jegliches Geschick. Ich erinnere mich noch sehr genau an diese tolle Bohrmaschine. Einen Würfel hatte ich solange geschliffen, bis ich diese Kugel nachbearbeiten musste. Ich hatte einen riesen Spass daran, meinem Würfel Augen zu verpassen. Viele Augen. Wie in Trance bohrte ich Auge um Auge. Mein Würfel erhielt neun statt sechs Augen. Weil es einfach lustig war, mit dieser Bohrmaschine. Augenmillionär wär’ ich geworden. Sie hielten mich für nicht unbedingt talentiert und steckten mich in eine Autowerkstätte. Täglich mit öligen Händen Brötchen für die Mechaniker zu posten, passte mir gar nicht. Die Finale Frage, wie denn ein Kolbenmotor funktioniere, liess mich gedanklich an die Maiskolben im Znünibrot schweifen. Heute bin ich stolzer Pilot eines veritablen Sportwagens. Meine Sportschuhe befinden sich im Kofferraum meiner Familienkutsche.

Im Geschichten erzählen, ja da war ich unschlagbar. Sie glauben nicht was ich berichten konnte. Trudi Gerster wäre begeistert gewesen. Verzell du das em Fäärimaa. Eine entsprechende Lehre für das phantasievolle Bübchen mit seinen geschickten Händen fand sich leider nicht. Wir jagen das Kind auf den Mond, verhallten die verzweifelten Fürbitten meiner „was willst du denn werden“ Eltern im Universum. Astronaut. Ich wäre wirklich gerne auf den Mond geflogen. Als Pirat eines riesigen Raumschiffes. Computerlogbuchder Enterprise. Sternzeit 81316. Captain Kirk. Raumschiff Enterprise auf dem Flug aus der Schule … Scotty, wir haben ein Problem. Mit vierzehn Jahren konnte sich der Träumer noch immer nicht entscheiden, wie er seine Brötchen verdienen wollte. Wer zum Henker würde seine Texte lesen, geschweige denn, Geld dafür hinblättern. Ich habe mich, reich an Ideen, auf der Couch im Astronautenanzug liegend dafür entschieden, mich als zeichnender Pirat der Architektur zu widmen. Für’s Erste. Ganz dr Babbe. Mein Rennwagen besass zwei Räder und drei Gänge. Helme waren damals auf Fahrrädern keine Pflicht. Ich habe es überlebt und meinen Eltern die Frage abgenommen, wohin die Reise gehen könnte.

Haben Sie Ihren Traumberuf gefunden? Für viele ist es heute ein Alptraum, überhaupt einen Beruf zu finden oder zu erlernen. Ich rate Ihnen deshalb dringend, träumen Sie weiter. Sie werden Ihre Berufung finden.

 

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