Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat
Alles Käse
Ich liebe Käse. An der Käsetheke ist der Erwerb von Käse einer meiner leichtesten Übungen. Es geht allerdings um einiges anspruchsvoller. Aber der Reihe nach. Die Auslage zieht mich unwiderstehlich an. Die Rezenten aus den Bergen haben es mir angetan. Ich löchere den Verkäufer. „Diesen Käse hätte ich gerne. Wie alt ist er? Rezent?“ „Drei Jahre. Ja, rezent ist er.“ Ich freue mich auf eine Probe. Er verweigert sich. Ich vertraue ihm oder vielmehr mir, einen Käse nach meinem Gusto erstanden zu haben. So einfach und schnell geht das.
Szenenwechsel. Ich verbringe ein paar Tage in den Alpen um über all den Käse den ich schreibe nachzudenken. Ein Älpler zeigt sich zwischen Wiesen und Tälern. Ab und zu. „Verkaufen Sie Käse?“ Er starrt mich an wie wenn ich nach einem Stier mit Euter gefragt hätte. „Ja.“ Nach einer gefühlten schweigsamen Stunde erfahre ich, dass er Käse herstellt. „Kann ich welchen kaufen?“ „Ja.“ Hurra! Ich kann! „Wann?“ „Schauen Sie einfach vorbei wenn wir da sind.“ Passt! „Wann sind Sie da?“ Er schärft seine Klinge. Als Frühaufsteher wage ich den Versuch. „Gleich morgen früh?“ Ich kann den Käse bereits riechen. „Vielleicht, wenn ich nicht bereits weg bin.“ Hmm. Nächster Versuch. „Dann komme ich gegen Mittag. Passt das?“ Er blickt Blick zum Himmel. „Kann ich nicht sagen. Vielleicht sind wir am heuen.“ Aha. „Ich kann auch abends…“ Ich blicke zum Himmel. „Ja das können Sie auch.“ Na also, geht doch! „Ab wann sind Sie zu Hause?“ Ich bin überzeugt er stellt den besten Käse her. „Je nach dem.“ Hat er überhaupt Käse? „Sieben Uhr? Oder lieber nach acht?“ Ich lasse ihm alle Zeit der Welt. „Wenn das Wetter schön ist wird es später.“ Meine Lust auf Käse vergeht. „Ok, ich versuche es einfach.“ Er nickt und schwingt die Sense. Am nächsten Mittag marschiere ich zum Käser. „Ich würde gerne Käse kaufen.“ „Stop!“ Ich erstarre auf der Stelle. „Mutter kommt.“ Wir stapfen wieder zurück. Der Käse befindet sich woanders. „Welchen Käse wollen Sie?“ „Dieses Stück passt.“ Ein ungläubiger Blick. „Ein grosses Stück!“ Wie gesagt, ich liebe Käse. „Ich nehme es trotzdem.“ Wir schauen uns in die Augen. „Essen Sie viel Käse? Ich kann auch weniger.“ Ich will es! „Packen Sie es einfach ein.“ Das Messer in ihrer Hand sinkt langsam auf den Tisch. „Da fehlt ein Teil. Mein Sohn bedient sich immer wenn ich nicht da bin.“
Das Schweigen im Käsekeller. „Macht nichts. Vom Dreijährigen bitte auch ein Stück.“ „Das Ganze?“ „Ja.“ „Ist aber viel!“ Ich verkneife mir die Frage nach Brot und betrachte die aufgebahrten Käseleiber. Fünfhundert Kilo lagern im Keller. Mir reicht der Käse, den ich hier auf die Schnelle erstanden habe. Es wird immer schwieriger Käse zu verkaufen, klagt mir die Bäuerin. Zu viele Produzenten, meint sie. Ich würde liebend gerne noch ein Stück versuchen. Vom ganz Frischen. Meine Tage auf der Alp sind jedoch begrenzt. Trotz allem: es war einer der besten Käse den ich gekostet habe.