„Schwanger!“ Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat


Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat

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Schwanger! Waren Sie schon mal schwanger? So richtig meine ich. Nicht nur ein bisschen, so wie ich. Zeitweise. Dies vor allem nach einem opulenten Mahl. Schnitzel zum Beispiel. Was für ein hormonelles Glücksgefühl für all jene, die es wirklich sind – oder zumindest daran beteiligt waren. MEIN GOTT! DU BIST SCHWANGER? „Ja, wir sind schwanger“, pflegte ich um Höflichkeit bemüht, der ungläubigen und sich ab diesen Neuigkeiten labenden Damenwelt zu antworten. Mir schien je länger desto mehr, als wäre es tatsächlich ein Wunder schwanger zu sein – zu werden. Meine Frau pflegte diesen Umstand denn auch ganz klar als ein Wunder zu bezeichnen. 

Ich gehe noch heute davon aus, dass sich dieses Mysterium nicht auf meine Männlichkeit bezogen hat. Mich stört nur eines. Diejenigen Mütter, welche andauernd stolz die Talente ihres Nachwuchses preisen und nun einen postmortalen Höhepunkt erleben, sobald eine schwangere Frau ihr Umfeld betritt. MEINE GÜTE! Was für Höllenqualen diese armen Frauen durchleben mussten. Hätte ich SAW 4 in 3D nie gesehen, glauben Sie mir, ich wüsste nicht wovon ich spreche. Unglaublich was Kinder veranstalten, bevor sie ihre Füsslein auf die Erde setzen. Ich staune noch heute über den immensen (Über-) Lebenswillen dieser nach eigenen Aussagen fast schon massakrierten Frauen.

Gebären muss die Hölle auf Erden sein. So jedenfalls wurde es uns von vielen Seiten, was unser bevorstehendes und freudiges Ereignis anbelangt, suggeriert. Fast schon ein investigativer Angriff auf unser Glück. Ehrlich, so hört es sich an wenn Mütter über ihre schon längst erlittene Geburt berichten. Wahrlich, durch dieses Qualenmeer möchte ich nie gehen müssen. Neulich belauschte ich, unabsichtlich wohlgemerkt, zwei sich angeregt unterhaltende Damen. Die eine, so schien mir, war schwanger. Jesses! Ich werde ab sofort Diät halten. Der Blick auf meinen Bauch, nein ich bin nicht dick (!), rät mir allerhöchstens, zurückhaltender zu sein. Mit Essen. „Was wird es denn?“ „Keine Ahnung!“ Können sich Schnitzel verändern? Ein Junge oder ein Mädchen? Ich bin wieder bei den sich angeregt unterhaltenden Schwangeren und nicht schwangeren. „Ich möchte ein Mädchen. Mein Mann wünscht sich einen Stammhalter. Meine Mutter meint, der Wölbung meines Bauches nach wird es ein Mädchen. Die Grosstante meines Mannes behauptet doch tatsächlich, ich würde Zwillinge erhalten. Meine siebzigjährige Bridge Freundin aus Australien tippt auf ein Frühchen. Weil ich doch schon immer eine von der schnellen Sorte war. Absurd!“ Mein Gott! „LASSEN SIE DEN KLEINEN DOCH SELBER ENTSCHEIDEN WAS ER SPÄTER EINMAL WERDEN WILL!“ Kennen Sie den Blick einer verletzten Löwin? Ich habe ihn erlebt! Den Blick. Mein Schnitzel hat sich vor Angst zweigeteilt. Das verrate ich der Tante des Mannes der schwangeren Frau nicht!

Ich werde mich hüten, das Wort SCHWANGER noch einmal zum Anlass zu nehmen um über Werdendes zu spekulieren oder gar zu referieren. Es sein denn, es handelt sich um rauchgeschwängerte Luft. Junge. Mädchen. Zwillinge. Der Spekulation sind Tür und Angel geöffnet. Schwanger! Ich bekomme dieses Wort nicht mehr aus dem Kopf. Plötzlich sind sie da. An allen Ecken und Enden stehen oder sitzen sie. Schwangere Frauen. Wo man hinblickt. Es ist wie verhext. Ich will nicht schwanger sein. Punkt! Ich will auch nicht wahrhaben, dass wenn ich mir nochmals so viele Schnitzel einverleibe, ich mich dazu gesellen könnte. Sie würden mich zum Teufel jagen. Ohne Frage. Stellen Sie sich diese Situation vor. Ich setze mich mit meinem schnitzelgeschwängerten Bauch mitten unter werdende Mütter in den Park. Mit beiden Händen massiere ich wohlig die Reste meiner sich in der Magensäure auflösenden Schnitzel. Wahrscheinlich würde ich vor meinen ersten Blähungen vom Fleck weg verhaftet. GRÜSEL! SPANNER! PERVERSLING! Was einem so alles geschehen kann (-könnte), kaum hat man ein herrliches Schnitzel geschmaust. Sie ahnen es! Liebe Männer. Nicht, dass ich Euch nun verbieten wollte, den Bauch mit allerlei Leckerem voll zu schlagen. Nein! Mein Rat wäre viel trivialer. Lasst Euch bloss nicht mit gemästetem Bauch im Park zwischen Schwangeren sitzend – erwischen. 

 

Claude Lachats Krimi „Muttertag zum Ersten“

Claude Lachat ist Autor und Texter. Sein Krimi Muttertag zum Ersten (IL Verlag) ist ab sofort im Handel oder mit persönlicher Widmung unter www.claude-lachat.ch für CHF 19.20 oder €15.90 erhältlich (+ Versandkosten CHF 5.00 / € 7.00)

 

Quelle Bild: © claude-lachat.ch

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