Die HappyTimes-Kolumne des Schweizer Schriftstellers Claude Lachat.
Die Welt durchs Schlüsselloch
Herzlich willkommen, meine neugierigen Leserinnen und Leser, zu einer Ausgabe von „Die Welt durchs Schlüsselloch“ – Ihrer spannenden Dosis an Klatsch, Tratsch und allem, was zwischen den Vorhängen lauert. Heute werfen wir einen erregenden Blick auf ein Thema, das so alt ist wie der erste zufällige Blick durchs Schlüsselloch: Voyeurismus.
Voyeurismus – das ist diese seltsame Neigung, die uns dazu bringt, durch fremde Fenster zu spähen, uns in Schränken oder hinter Hecken zu verstecken, um einen Blick auf das Leben anderer zu erhaschen. Grad so, als wären wir die Geheimagenten des Nachbarschaftsklatschs.
Nun, liebe Voyeurinnen und Voyeure, ich möchte euch sagen: Ihr seid nicht alleine! Die Welt ist voller heimlicher Beobachter, die sich in dunklen Schatten der Hauswände herumtreiben, um ein wenig mehr vom anderen zu sehen, als er selbst sieht.
Und seien wir ehrlich, wer hat nicht schon einmal «versehentlich» etwas länger als nötig durch das falsche Fenster gestarrt und dann so getan, als würde man die Sonne nachts beobachten oder der dreibeinigen Katze rufen die gar nicht da ist? Sie auch? Wusste ich es doch! Ich gebe es zu, ich gehöre auch zu jenen Betrachtern die gerne sehen, was andere von sich preisgeben. Vor allem nachts, wenn ich draussen und die anderen drinnen sind. Bei voll beleuchtetem Wohnzimmer, versteht sich. Ist wie Kino, nur gratis.
Denken Sie an die armen Nachbarn, die Opfer unserer neugierigen Blicke werden. Sie werden zu unfreiwilligen Stars in unserem persönlichen Reality-TV-Programm. Vielleicht sollten wir ihnen danken, dass sie unser Leben mit ihren abenteuerlichen Bewegungen und lautstarken Diskussionen bereichern. Sie sind die wahren Helden unserer Wohnviertel, ohne es vielleicht zu wissen. Natürlich gibt es diese einen Nachbarn, die genau wissen, dass sie beobachtet werden. Genau so lustwandeln sie dann durch ihre Wohnungen und erschrecken arme Spanner mit Bildern, die niemand sehen will. Schon gar nicht die textilfreien von Opa Hans. Aber mal ehrlich, warum sich mit dem Beobachten begnügen, wenn man selbst zum Kinohelden werden kann? Vielleicht ist es an der Zeit, die Rollen zu tauschen und unseren eigenen 20th Century Fox Filmkanal zu starten.
Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Ich wurde so was von bespannt, beobachtet, gefilmt, das volle Programm! Und zwar immer dann, wenn ich den Rasenmäher starte. Der Lärm lockt die Voyeurin. Dass ich dabei ein farbenfrohes Hawaiihemd trage, wird nicht der Grund für meine Spannerin sein. Auch nicht meine knappen Hosen, die neckisch unterm Hemdzipfel hervorlugen. Ich vermute es sind meine kniehohen, dreckigen grauen Gummistiefel, die so sexy sind wie Heidi Klum in Inkontinenzunterwäsche.
Ich sehe wahrscheinlich aus wie Jack Nicholson in Shining oder Mr. Bean für Arme. Es scheint jedoch, als wäre das meiner Nachbarin, meiner persönlichen Spannerin, egal. Ich vermute sogar, sie steht ganz einfach auf Gummistiefel. Wer weiss es schon.
Also, liebe Voyeurinnen und Voyeure, lassen Sie uns aufhören, uns zu verstecken und stattdessen gemeinsam auf die grosse Bühne treten. Denn am Ende des Tages sind wir alle nur Menschen, die nach ein wenig Aufregung und Spannung suchen. Und wenn das bedeutet, dass wir uns gegenseitig durchs Fenster beobachten, nun, dann ist das eben so. Man kann sich ja etwas überziehen. Also, auf geht’s! Schliesslich könnte die nächste große Enthüllung direkt hinter der Gardine Ihres Vertrauens lauern. Film ab!
Website von Claude Lachat: www.claude-lachat.ch
Bücher von Claude Lachat
Claude Lachats neuer Krimi „Tödliches Rezept – Muttertag zum Zweiten“

Claude Lachat ist Autor und Texter. Sein neuster Krimi Tödliches Rezept – Muttertag zum Zweiten (IL Verlag) ist im Handel unter der ISBN-Nummer 978-3-906240-27-5 erhältlich. Mit persönlicher Widmung des Autors auch per Email unter buch@claude-lachat.ch.
Auch als E-Book erhältlich unter:
info@il-verlag.com IL Verlag Basel
Krimi von Claude Lachat „Tödliches Rezept – Muttertag zum Ersten“

Claude Lachats Krimi Muttertag zum Ersten (IL Verlag) ist im Handel oder mit persönlicher Widmung unter www.claude-lachat.ch erhältlich.
Auch als E-Book erhältlich unter:
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Bilder: © Claude Lachat