Die HappyTimes-Kolumne des Schweizer Schriftstellers Claude Lachat.
Nacktbeiz in Basel
Ich bin ganz aus dem aus dem Höschen. In Basel sollte eine Nacktbeiz ihre Tore weit öffnen. Leider spielten die Würstchenlieferanten nicht mit. Somit ist bereits vor dem Ausziehen wieder Anziehen angesagt. Dennoch, Nudisten dieser Welt, lasst Euch den Schlüpfer nicht aus der Hose ziehen, denn bereits an der Garderobe hinter den roten Vorhängen fängt das Kopfkino an.
Ob der gutbestückte, pardon, gutsituierte Herr mit Schirm auch seinen Knirps abgeben möchte sofern es einen passenden Ständer dafür gibt? Und wie ist das beim Verlassen dieses lüsternen Etablissements? Wenn ich aus Versehen die falschen Unterhosen anziehe? Muss ich diese waschen bevor ich Sie im Fundbüro als Kuriosität abgebe? Woher haben Sie die? Ach wissen Sie, die lag im Restaurant gleich neben meiner Hose. Erregte und erstaunte Blicke treffen Sie garantiert!
Es gibt so einiges, was beim Besuch eines erotisch angehauchten Lokals unbedingt beachtet werden sollte. Ich versuche die wichtigsten Regeln zusammenzufassen, damit Sie sich nicht setzen, bevor der Gast vor Ihnen aufgestanden ist. Versichern Sie sich, dass der Koch seine Eier nicht nackt in die Pfanne schlägt. Es geht hier weniger um Spritzer, es geht um die Verletzungsgefahr! Wie leicht verbrennt man sich hier die Finger! Auch die geschälten Spargeln sollen appetitlich angerichtet sein, man isst ja auch mit dem Stielauge. Sollten Nacktschnecken auf knackigem Salat an Meerrettich-Sahne angerichtet werden wissen Sie, das ist die Spezialität des Hauses. Der am Ende allen ermattenden Gästen gereichte Lolli mit Erdbeergeschmack soll dafür sogen, dass alle die nicht auf Ihre Kosten kamen, ihre Zunge mit Süssem beschäftigen.
Bevor Sie sich nun hemmungslos lukullischen Genüssen hingeben sollten Sie sich fragen, wie Sie Ihren behaarten und korpulenten Nachbarn begrüssen, den Sie schon immer fragen wollten, wie seine Diät anschlägt. Bewahren Sie unbedingt Contenance wenn Sie Herrn Müller gegenüber beobachten wie er mit zusammengekniffenen Backen zur Toilette watschelt. Weil Sie wissen, dass dieser beim selben Arzt wegen seiner furchtbaren Inkontinenz in Behandlung ist. Prüfen Sie auch, ob die Serviette die Ihnen gereicht wurde, weil Sie sich im Geifer des Gefechts mit Schlagsahne bekleckert haben, jungfräulich ist und vorher nicht als Sitztüchlein benutzt wurde.
Das Servicepersonal ist übrigens bekleidet und das nicht nur mit einem Feigenblatt. So kommen Sie sich wie der Affe im Zoo vor. Man vermeidet so unangenehme Situationen wenn Ihr Kellner sich von hinten über Sie beugt, um Ihnen reinen Wein einzuschenken. Witze über die Grösse von Gästen sind übrigens untersagt. Der Besuch in Socken hingegen ist erlaubt. Wahrscheinlich weil nackte Füsse nicht jedermanns Sache sind.