Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.
Weil ich muss, muss das Geschäft eben erledigt werden. Wenn es rumort, empfehle ich mich und bitte meinen Gastgeber, mir den Weg zum Donnerbalken zu zeigen. Und genau dann beginnt die Herausforderung, welche nicht unbedingt das dringliche Geschäft betrifft. Egal wie gross das stille Örtchen ist, wenn die Türe nicht richtig schliesst, ist das Stress pur, denn Geräusche halten sich nicht an Raumgrenzen. Und schon fängt das Verkrampfen an, bevor die Gedärme entkrampfen. Nun denn, solange sich niemand vor die Türe stellt und durchs Milchglas fragt, ob besetzt und wenn ja, wie lange das noch dauert, nehme ich die Türe mit Herz und Spalt so gross wie er nicht sein sollte, in Kauf. Kaum auf der Schüssel wird mir bewusst, wie schnell aus Zentimetern Millimeter werden können.
Es ist Winter, es ist kalt, die Eisblumen sehen wunderschön aus, das Fenster ist offen und der Toilettensitz im wahrsten Sinne des Wortes arschkalt. Ich versuche mich nicht zu bewegen und sondiere den Lokus. Jede Menge Parfümflaschen stapeln sich auf vielen kleinen Ablageflächen. Ob hier auch schon mal das Parfüm mit dem Duftspray verwechselt wurde? Und dann das: Toiletten-Lektüre! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand bei dieser Kälte länger als nötig in diesem Iglu verweilt. Für wen um Himmels Willen sind diese Büchlein, Heftlein, Prospekte und vollgekritzelten Papiere? Ein Gästebuch auf dem Klo? Hier erfror Zwerg Eisenhart. Ich frage mich ob es unhöflich ist, eine halbe Stunde oder mehr hier drinnen zu verweilen. Einerseits weiss mein Gastgeber, dass dieser Lesestoff vorhanden ist, andererseits fragt er sich bestimmt, was zum Teufel treibt der so lange da drinnen? Hat ihm meine Essen nicht geschmeckt? Schmökert er in meinen Heften?
Selber schuld! Animiere die Sitzenden nicht zum Sitzenbleiben (macht er auch nicht, bei der Kälte) in dem sie sich seichter Literatur widmen. Krieg und Frieden von Tolstoi wäre so oder so unverhältnismässig. Spätestens dann, wenn einem Arme und Beine einschlafen, oder wie hier, alles andere einfriert. Hat sich der Hausherr Gedanken darüber gemacht, welche Toilettenlektüre passend zum Geschäft wäre? Der Nebelspalter oder Tim und Struppi passen immer, auch als Notfallpapier. Skeptisch beäuge ich die abgegriffenen Seiten der Hefte die garantiert schon durch viele Hände gewandert sind.
Ich verzichte darauf herauszufinden, welche Abenteuer Tim und Struppi erleben, denn zwischen all den Parfüms und Duftsprays kann ich kein Desinfektionsmittel entdecken. Was ich auch nicht aufspüren kann, ist Toilettenpapier! Tim und Struppi als Ersatz? Das Kästlein in dem ich Papier vermute, quietscht laut beim Öffnen. Vor der Türe erscheint ein Schatten. Ob alles ok wäre, höre ich meinen Gastgeber, der sich sicher fragt, was ich unerlaubt in seinen Schränken suche.
Mein Fazit: Kolumnen wären Toilettentauglich. Kurz und bündig. So wie diese hier.