Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Ungültiger Vorgang“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

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Ungültiger Vorgang

Zuviel Tage am Ende des Monats, zu wenig Geld für eben diese Tage, das Spiel ist bekannt. Seit je her verdiene ich mein Geld, mal mehr, mal weniger. Hauptsache es ist genügend da, sollte ich wieder einmal den Drang verspüren, einen Spontaneinkauf zu tätigen.

Mein Finanzverwalter nimmt mir sämtliche Zahlungen, die Budgetkontrollen und jegliche Entscheide ab, auf welches Konto welcher Franken wandert. Es ist herrlich befreiend einfach zu arbeiten im Wissen, Ende Monat hat es noch Geld. Rechnungen? Erledigt meine Verwalter. Was kostet eine Lieferung Pellets? Fragen Sie meinen Verwalter. Wann haben Sie das letzte Mal Brennholz bestellt? Mein Verwalter ist in der Lage, innert Sekunden Datum, Menge und Preis zu nennen. Herrlich, mein schwer erwirtschaftetes Geld fliesst in Kanäle, die ich zwar kenne, jedoch selten konsultiere. Mir sind andere Gedanken wichtiger. Vielen Dank an dieser Stelle an meine Frau!

Wobei, wenn ich ehrlich bin, kann es doch schon mal vorkommen, dass ich überborde. Am lustigsten wird es da wo mit Karte bezahlt werden kann. Ups, ich glaube ich habe den falschen Code eingegeben. Nein mein Herr, Ihr Code ist richtig aber das Konto ist leer. Ich könnte Beton anrühren und um mich schmeissen in all die grinsenden Gesichter hinter mir. Moment, ich habe noch eine andere Karte. Dutzende neugieriger Blicke verfolgen meine Nestelei im Portemonnaie und warten gespannt darauf, wie dieser elende Kasten reagiert. Natürlich schiebe ich die Karte verkehrt in den Schlitz. Ungültiger Vorgang! Mein strafender Blick über die Schulter lässt das Grinsen meiner Voyeure verstummen. Auf ein Neues! Ups, ich habe die Karte meiner Frau erwischt. Was, der hält seine Frau an der kurzen Leine? Es fehlen ein paar Franken und ich hätte meinen Einkauf erledigen können. Chauvinist hallt es mir stumm ins Genick! Hach, da hat sie mal wieder übertrieben beim Shopping, versuche ich mich auf gefährlich dünnem Eis aus der Affäre zu ziehen. Lustig findet das keiner der schadenfroh grinsenden Meute. Ich glaube dir kein Wort, steht in den blauen Augen der Verkäuferin dick und fett geschrieben!

Wissen Sie was, ich bezahle in bar! Höre ich freudiges Klatschen hinter mir? Die Kreditkarten wedelnden Bankkontenbesitzer scharren bereits mit den Füssen. Das macht dann vierunddreissig Franken. Ich beginne mein Geld zu zählen obwohl ich weiss, dass es nicht langt. Es fehlen immer noch ein paar Franken. Vielleicht kaufe ich nur die Hälfte, schlage ich der gerunzelten Stirn leise vor. Aber sicher, wenn das Geld nicht reicht, gibt es eben nur die Hälfte, plärrt die auf Diskretion getrimmte Hüterin voller Kassen hinterm Tresen für alle hörbar. Ich rühre noch einmal Beton an und schmeisse ihn diesmal nach vorne. Endlich, stöhnt mein erzwungener Anhang erleichtert auf und begleitet meinen Abgang mit mitleidigem Blick. Das Einzige was ich wie im Nebel mitbekommen ist der Satz jenes Ungeduldigen hinter mir welcher endlich die Kasse vor sich hat: ups, ich glaube ich habe den falschen Code eingegeben.

 

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