„Gestrandet!“ Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat


Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat.

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Gestrandet!

Viele Personalchefs stellen sie, die Mutter aller Fragen: Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Insel? Geil! Wein, Weib und Gesang höre ich Sie frohlocken (wischen Sie sich den Schaum vom Mund!). Vorsicht, Sie wissen nicht, ob und wann Sie von einem rostigen Seelenverkäufer an Bord gehievt werden! Die Frage lautet demnach, was zum Teufel packe ich ein? Sonnencreme? Ein Buch? Ein Seil oder ein Feuerzeug? Wie fange ich Fische, mit was schlage ich Holz und was tun wenn ein Flugzeug die Insel überfliegt?

Mein erster Gedanke vor und auf der Insel: Wasser! Hier könnte das Feuerzeug nützlich werden – fürs Abkochen. Man stelle sich vor, Sie fangen sich eine Magen-Darmgeschichte ein und die rettenden Palmenblätter wehen fröhlich fünf Meter über Ihrem Haupt! Sch….! Einzig Zitronen wären eine Alternative. Mir ziehen diese Dinger immer alle Löcher zusammen. Aber hallo! Das Buch! Könnte hilfreich sein, würde jedoch den Unterhaltungswert mit dieser Magen-Darm-Apokalypse ungemein schmälern. Blöd, wenn der einzige Wälzer, jenes der Drei Schwestern, geschrieben vom grössten Dramatiker der Zeit (passend, finde ich) Anton Tschechow, auf der Insel gelandet wäre. Auf Russisch! Wer zum Henker lernt auf der Insel russisch?!

Die Drei Schwestern bringen mich auf DIE Idee: ein Weib muss her (sag’ ich doch …)! Für endlose Debatten wäre gesorgt! Zündstoff gibt es Tschechow sei Dank, genügend für zwei. Auch für einen kleinen Inselhüpfer müsste es bei dieser Paarung und zwischen den Diskussionen reichen. Nach neun Monaten, notabene. Die Insel lebt! Vor meinem geistigen Auge erblicke ich sie. Wie eine Rettungsschwimmerin aus Baywatch schwebt diese Nixe in Zeitlupe über den weissen Sand auf mich zu. Vergessen sind Magen-Darm, Tschechow und mein Zippo, welches in dieser Hitze das Benzin zum Atmen benötigt. Das gestrandete Super-Girl lächelt verführerisch im körperbetonten roten Einteiler und lässt mein sandiges Gefängnis als eine einzige Oase der Lust erscheinen (nur damit das klar ist: ICH würde selbstverständlich meine FRAU mit auf die Insel RETTEN!). Kurz vor dem unvermeidlich herrlich erdachten – weichen – Zusammenprall, ich ergötze mich ab ihrem strahlend blonden Haar, ertönt einem Engelsgesang gleich ihre schmachtende Stimme (in Wirklichkeit tief und rauh): „MKOMBOZI WANGU!" Mir rieselt der Sand unter den Zehen weg. Nein, nicht „MEIN RETTER!“ säuselt es in meinen Ohren! Sie begehrt gestenreich Papier, denn auch sie liess sich vom unsauberen Wasser verführen. Die einzige Gespielin die sich mit letzter Kraft auf den herrlichen Sandstrand retten konnte war die pausbackige Nahla, eine der robusten Köchinnen kurz vor der Pensionierung stehend. Somit erklärt sich die Zeitlupe die keine war, verstehe ich, wieso ich sie nicht verstehe; sie spricht Suaheli und bleiben die kleinen Inselhüpfer Kokosnüssen gleich an der Palme hängen. Die Phantasieblase platzt aus allen Nähten! Überleben ist nicht einfach. Bleibt mir noch die Sonnencreme. Mit dieser kann ich nur meine Haut schützen, jedoch nicht retten.

Nur mit meinem Überlebenswillen bestückt wird das nichts auf der Insel. Ein Plan muss her! Wäre dieser einer der drei Dinge die ich mitnehmen dürfte, ich wüsste nicht was mich auf den Plan bringen würde, ausgerechnet einen Plan auf die Insel zu retten. Trotz aller Widrigkeiten versuche ich mich tapfer als moderner Robinson Crusoe in (Über-) Lebensgrösse. Ich wage das tödliche Experiment (!) und fliege demnächst auf die Insel. Ihre Gedanken sollten jetzt bei mir sein. Sie werden allerdings nie erraten was ich Schönes einpacken werde. Sehen Sie genau hin, gerade jetzt grinse ich: Es ist ein Rückflugticket!

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