Claude Lachat – „Entschuldigung!“ – Kolumne des Schweizer Schriftstellers


Die HappyTimes-Kolumne des Schweizer Schriftstellers Claude Lachat. 

Entschuldigung!

Wir sind alle nur Menschen. Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen. Meine Bedürfnisse unterscheiden sich wahrscheinlich nicht im Geringsten von denen anderer. Morgens zum Beispiel, da habe ich das Bedürfnis Kaffee zu trinken. Alleine schon der Geschmack lässt mich wach werden. So auch letzthin, als ich schlaftrunken das schwarze Gold aus der Maschine gepresste habe. Ein Blick auf die Uhr erschreckt mich, bin ich doch viel zu früh aus den Federn gehüpft. Was soll’s. Entschuldigung Claude, du hättest länger schlafen können. Ich fahre kurzerhand eine Stunde zu früh ins Büro, mag da zu Hause nicht die Zeit absitzen. Kaffee hin oder her. 

Claude Lachat – „Weil Grün so schön ist“ – Kolumne des Schweizer Schriftstellers


Die HappyTimes-Kolumne des Schweizer Schriftstellers Claude Lachat. 

Weil Grün so schön ist

Heute soll es ein besonderer Tag werden. Ich plane einen Ausflug ins Grüne! Damit dieser Tag etwas wirklich Einmaliges wird, sind natürlich ein paar Regeln einzuhalten. Nicht, dass ich mir ab dem Flight shaming Sorgen machen müsste. Ich reise natürlich mit dem Fahrrad. Ok, eine kleine Hilfe gönne ich mir dann schon: es wird ein E-Bike sein. Das bisschen Strom wird die Umwelt schon vertragen. Auf meinem superschnellen Rechner plane ich die schönsten Fahrradwege, abseits der überfüllten und stinkenden Autobahnen. Das bisschen Strom für den Laptop wird die Umwelt schon vertragen. Mein Anbieter hat mir versichert, ich würde grünen Strom beziehen. Naja, wie auch immer der aussieht. 

Claude Lachat – „Schweisstreibend“ – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Schweisstreibend

Was war das für eine Hitze diesen Sommer! Was habe ich geschwitzt, so wie viele Menschen. Auch meine Freunde, meine Geschäftspartner und all jene die ich nicht mag, schwitzen was das Zeugs hält. Am Rücken, an den Füssen, unter den Armen und an den Händen wird es nass und unangenehm feucht. Die flutschigen Händchen reichen sie mir dann jeweils, kurz am Hosenboden abgewischt zur Begrüssung. Ein nasses Abklatschen, sozusagen. Augenblick, ich schüttle mich gerade und suche verdächtige Ringe unter den Armen. In diesen Momenten überlege ich, ob ich mir und meinen freundlichen Mitschwitzern nicht lieber einen Eiswürfel an die Nase drücke und die Umarmung wie ein Eskimo zelebriere. Das wäre cool.

Claude Lachat – „Toiletten-Lektüre“ – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Weil ich muss, muss das Geschäft eben erledigt werden. Wenn es rumort, empfehle ich mich und bitte meinen Gastgeber, mir den Weg zum Donnerbalken zu zeigen. Und genau dann beginnt die Herausforderung, welche nicht unbedingt das dringliche Geschäft betrifft. Egal wie gross das stille Örtchen ist, wenn die Türe nicht richtig schliesst, ist das Stress pur, denn Geräusche halten sich nicht an Raumgrenzen. Und schon fängt das Verkrampfen an, bevor die Gedärme entkrampfen. Nun denn, solange sich niemand vor die Türe stellt und durchs Milchglas fragt, ob besetzt und wenn ja, wie lange das noch dauert, nehme ich die Türe mit Herz und Spalt so gross wie er nicht sein sollte, in Kauf. Kaum auf der Schüssel wird mir bewusst, wie schnell aus Zentimetern Millimeter werden können. 

Claude Lachat – „Ich benutze Dich“ – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Ich benutze Dich!

Es gibt sie tatsächlich, jene die sie konsequent verweigern. Ich nicht! Ich bin da schmerzfrei. Sie haben es verdient nicht beachtet oder benutzt zu werden. Als Notnagel sind sie mir sogar noch lieber. Dann, wenn mein Bedürfnis am grössten ist. Dann, wenn ich es unbedingt hineinschieben will. Weil ich es brauche! Ich liebe dieses Geräusch, wenn es richtiggehend hineingezogen wird. Auch das Geräusch danach hat es in sich. Sanft, beinahe schwebend gleitet es hinaus, direkt in die Hand. Sanft und zufrieden wird es dem Tageslicht wieder zugeführt. Merci für die herrlich entspannten Dienste. Merci für den Wohlfühlfaktor. 

Claude Lachat – „Eine neue Hose“ – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Eine neue Hose

Wie das so ist nach den Feiertagen, plötzlich ist viel weniger Hose als Bauch da. Ein Fingerschnippen später quäle ich mich durch Unmengen von Hosen aller Farben, Grössen und Modelle. Ich verliere den Überblick bis Rettung in Form einer netten Dame naht. Eine Hose nach der anderen landet auf meinem Arm. Ich beginne zu schwitzen. Es ist sehr warm hier. Probieren Sie! Ich wandle wie ein rollender Hosenständer zu den Kabinen ganz hinten in der Ecke. Hier ist es noch stickiger. Aha, ein einziger Haken an der Wand. Ich überlege, was ich daran hängen soll. Meine Hose, die neuen Hosen, meine Jacke? 

Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Knochenarbeit“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Knochenarbeit

Wie war das noch mal als Baby? Vom Wickelbrett wäre ich gefallen, so die Erzählung und die Erklärung, weshalb damals keine Knochen brachen: Die waren in den ersten Lebensjahren sowas von elastisch. Ob’s schmerzhaft war? Keine Ahnung. Die Knochen trugen keinen Schaden davon. Wobei ich ja nicht weiss, was zuerst aufschlug, die Knochen oder der Kopf. Erst viel später wurde mir überliefert, dass ich auch das eine oder andere Mal gegen irgendeinen Pfosten lief. Ich habe mir zwar keine Knochen gebrochen aber wenn Sie mich fragen ob ich Schmerzen hatte: wahrscheinlich schon. Kopfschmerzen. Versichert wird mir zudem bis heute, dass man mir nichts anmerkt, das mit den Pfosten.

„Top Secret – Hoch zu Ross“ Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat


Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat

TOP SECRET!

Diese Zeilen sind für meine tapferen Krieger, quasi als Selbstkasteiung, verfasst. Deswegen: top secret! Lesen Sie den Titel und belassen Sie es dabei. Stahlblauer Himmel, türkisfarbenes Meer und weisser Sandstrand. Hoch zu Ross hinterlasse ich Spuren im Sand welche in der Gischt wieder verschwinden. Vergängliche Zeugen eines abenteuerlichen Rittes durch die Dünen.

Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Die Kommission“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Die Kommission

Du buckelst für den Staat? Was treibt ihr da? Wir kümmern uns um die wichtigen Dinge im Leben! Wir entwerfen neue Steuern, Formulare, Verfügungen und andere unsinnige Dinge. Toll, kannst Du mir ein Beispiel geben? Klar, wir haben nun die Lösung für alle Mitarbeitenden, welche mit dem Auto zum Dienst fahren und bisher gratis parkieren konnten gefunden. Was ist die Lösung? Alle bezahlen für den Parkplatz! Wie organisiert ihr die Kontrollen? Als erstes bilden wir eine Parkplatz-Kommission. Wir terminieren fürs erste Findungsjahr neun Sitzungen. Danach überlegen wir, was wir in diesen Meetings besprechen.

Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Minischweine und Wackeldackel“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Schlimmer geht immer – Minischweine und Wackeldackel

Der Wolf und die sieben Geisslein entlocken so manchem Märchen- und Tierliebhaber ein warmes Lächeln ins Gesicht. Jööö, so herzig, wie die kleinen Zicklein herumtollen. Das muss auch in New York eine „Spür-mich-Gruppe“ erkannt und auf den Plan gerufen haben. Statt Yoga im klassischen Sinn lassen sie Ziegen zwischen den Mattenturnern hüpfen, springen und klettern. Die kleinen herzigen Geisslein kuscheln, so der Plan, gemeinsam mit den Entspannungskünstlern, klettern während der Übung „herabschauender Hund“ auf ihnen herum und finden es wahnsinnig toll.

Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Reservé“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Reservé

Früh am Morgen um sieben ist bereits alles vorbei. Die Sonne scheint, es wird ein herrlicher Tag. Es ist zum heulen. Ich habe noch nicht gefrühstückt und schon soll dieser Tag Geschichte sein? Da ist dieses Paar, das sich den lieben langen Tag anschweigt. Ich höre es genau. Dennoch, Herr und Frau Schweigsam waren vor mir da! Selbst dieser gebückt schlurfende Herr mit einem Blick wie wenn er sich von der Klippe stürzen wollte, hat es vor mir geschafft. Unglaublich! Deshalb nimmt es Herr Schlufi so gemütlich, wenn er jede Stunde mit einem neuen Drink daher watschelt. Gebückt! Ohne mich anzusehen! Und ich? Herrgott nochmal, ich bin zu spät!

„Glücksgefühle“ Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat


Die HappyTimes-Kolumne des Schriftstellers Claude Lachat

Als ich sie bestieg, durchströmte mich ein wohliges Gefühl. Ein meisterhafteres Drehbuch hätte ich wohl kaum inszenieren können. Ich ritt auf ihr wie ein Berserker. Alles an mir – und ihr – vibrierte! Ich kann Ihnen bezeugen, lustvollere Freizeitaktivitäten müssen Sie mir erst mal auf den Tisch legen. Was gibt es aufregenderes, als eng umschlungen eins mit seiner Geliebten zu werden. Selbst das Aufwachen am nächsten Morgen hinterlässt nachhaltige Spuren. Feuchte Hände, Muskelkater und das Gefühl, jeden einzelnen Muskel zu spüren.
„Na, wie war die Nacht?“, werde ich mit einem süffisanten Lächeln gefragt.
„Unbeschreiblich! Wusste gar nicht wie die abgehen kann. Ich hoffe es schneit mir keine Anzeige wegen Lärmbelästigung ins Haus!“
Genüsslich lecke ich mir über die Lippen und grinse vielsagend. Denn nun würde der Augenblick der Wahrheit kommen.

Claude Lachat – Kolumne des Baselbieter Schriftstellers: „Vermicelles oder Every Year the same procedure“


Die HappyTimes-Kolumne des Baselbieter Schriftstellers Claude Lachat.

Vermicelles oder Every Year the same procedure

Ich weiss, ich weiss, wir haben es geschafft. Weihnachten fand statt wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr fallen uns nach zermürbenden Einkaufstouren Dinge ein, die wir dringend fürs kulinarische Fest benötigen. Diesmal waren es die Vermicelles, um genau zu sein. Selbstverständlich besorgen wir uns die fehlenden Zutaten am 24. Dezember am späten Mittag. Mein Proteststöhnen ab den tendenziell überfüllten Läden kurz vor Ladenschluss wird im Keim erstickt. Ich zottle mit meinem Zettel los um Vermicelles zu kaufen.